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Umkleidekabinen-Test: Kammern des Schreckens

Heute Redaktion
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Ein Nachmittag auf der Mariahilfer Straße und die Frage nach dem verlorenen Selbstwertgefühl: So unterschiedlich lassen uns Umkleide-Kabinen aussehen.

Die Haut wird fahl, Unreinheiten treten hervor, und die Bräune, die man sich im Sommer angearbeitet zu haben glaubte, ist auf einmal verschwunden. Die Kammer des Schreckens nennt sich für Frauen aus aller Welt außerhalb des Hogwarts-Universums Umkleidekabine.

Und das betrifft wirklich fast alle. Eigentlich bin ich durchaus zufrieden mit meinem Erscheinungsbild. Ich bin von Natur aus schlank und sportlich. Doch häufig besuche ich in Geschäften die Umkleidekabine erst gar nicht, sondern probiere die Sachen zuhause im "richtigen" Licht beziehungsweise bei Tageslicht an. Meist weiß ich ohnehin, was passen könnte und sonst gibt es die Möglichkeit des Umtauschs.

Denn aus Erfahrung weiß ich, dass manchmal nach einem Besuch der Kabine das Selbstwertgefühl einen Moment leiden kann. Viele meiner Freundinnen bestätigen das Phänomen des Grauens. Deswegen habe ich beschlossen, die aktuelle Situation in Wien zu testen und bin die berühmteste Einkaufsstraße Österreichs, die Wiener Mariahilfer Straße, hinuntergewandert.

Um gut zu vergleichen, habe ich mich in allen Kabinen mit dem gleichen, eng anliegenden Kleid fotografiert - wie auch zuhause. In der Bildreihe könnt ihr euch vom Ergebnis, den drastischen Unterschieden und der Wirkung von Licht überzeugen.

Das Ergebnis in Kurzfassung

C&A: Wow, ich sehe richtig ungesund aus – als hätte ich 10 Nächte durchgefeiert!

Mango: Innerhalb von einer Sekunde altere ich um 10 Jahre, Poren und Unreinheiten treten hervor, die Haut wirkt fahl.

H&M: Ideales, warmes Licht und mehrere Spiegel, fast zu schmeichelnd und perfektionierend, wie ein Filter.

New Yorker: Nichts für Menschen mit Platzangst, niedrige Spiegel, Licht ist dafür ok, Haut wirkt beschattet.

Tally Weijl: Die schrecklichste Form der Erleuchtung, Poren, Unreinheiten, erste Alterserscheinungen, Dellen und Unförmigkeiten, nicht geeignet um Hotpants zu probieren. Unwillkürlich blicke ich mich um, ob niemand durch den Vorhang sehen kann.

Pimkie: Nicht ganz so schlimm, aber die Körpermitte rückt ins Zentrum, das Licht ist neutral, fällt aber starr von der Seite ein, man bekommt adelige Blässe.

Orsay: Das Licht ist zwar kühler, aber dennoch nicht so extrem, der Unterschied liegt auch in der geräumigen Umkleidekabine und der Kombination aus mehreren Spiegeln, die den Raum größer und sich selbst kleiner wirken lassen.

Zara: Bestellt wahrscheinlich bei ähnlichem Hersteller wie Mango, man wirkt noch etwas schlimmer, vergleicht sich mit den Würsten im Supermarkt, Falten, Dellen, Hautunregelmäßigkeiten, Make-Up und Pickel werden überbetont, 10 Kilo mehr und die Überlegung, nie wieder Make-up zu tragen.

Pull&Bear: Haut wirkt, als käme man direkt aus den Tropen zurück, exotischer Urlaubs-Teint, kann dementsprechend auch täuschen und zu Kaufentscheidung reizen.

Widerspruch zwischen Beleuchtung im Geschäft und in der Kabine

Dieser oben erwähnte Widerspruch zwischen der herausragend guten Beleuchtung von Kleidungsstücken und Accessoires in Schaufenster, Auslage und Geschäftsraum, wie es mittlerweile auch schon bei High-Street-Retailern eingekehrt ist, und der Kabinenbeleuchtung kam mir ironisch vor.

Im Internet geistern zahlreiche Theorien dazu herum: So sei kühles Licht weniger kostenintensiv als warmes – deswegen herrschten in vielen Kabinen so gemeine Lichtverhältnisse. Ob das stimmt?

Sicher ist: Es empfiehlt sich – falls vorhanden – einen draußen aufgestellten Spiegel im Geschäft zu nutzen. Denn wie mein Versuch zeigt: Tageslichtverhältnisse haben mit denen in einer Kabine nur wenig zu tun. (GA)