Wirtschaft

Was die Zypern-Hilfe für die Euro-Zone bedeutet

Heute Redaktion
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Das Hilfspaket für Zypern hat die Euro-Welt verändert. Zwar ist Zypern vorerst gerettet, Spareinlagen gelten aber nicht mehr als sicher. Neue Rettungsaktionen könnten künftig anders aussehen. Das sorgt für Unsicherheit. Zumal neben den nunmehr fünf Euro-Ländern, die Hilfsmilliarden erhalten, eine Reihe weiterer Staaten mit Problemen kämpfen.

Das Hilfspaket für Zypern hat die Euro-Welt verändert. Zwar ist Zypern vorerst gerettet, Spareinlagen gelten aber nicht mehr als sicher. Neue Rettungsaktionen könnten künftig anders aussehen. Das sorgt für Unsicherheit. Zumal neben den nunmehr fünf Euro-Ländern, die Hilfsmilliarden erhalten, eine Reihe weiterer Staaten mit Problemen kämpfen.

Das Hilfspaket für Zypern steht, allerdings müssen die Euro-Retter in den kommenden Wochen noch die Details fixieren. So müssen die internationalen Geldgeber das mit Zypern bereits ausgehandelte Abkommen ("Memorandum of Understanding") unterzeichnen. Es enthält unter anderem Sparziele, Privatisierungen, die Anhebung der Körperschaftssteuer von 10 auf 12,5 Prozent und Maßnahmen gegen Geldwäsche. Dies sind die Auflagen im Gegenzug für die 10 Milliarden Euro schwere Hilfe. Der Internationale Währungsfonds übernimmt davon maximal eine Milliarde Euro.

Düstere Aussichten

Zyperns Zukunft schaut derweil düster aus, glaubt man EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Der Inselstaat muss seinen aufgeblähten Bankensektor bis 2018 auf EU-Normalmaß schrumpfen. Das wird Wachstum und Arbeitsplätze kosten. Ungewiss ist, ob und wie schnell das Mini-Euroland ein neues Geschäftsmodell findet. Die Ratingagenturen drohen der Inselrepublik erneut mit der Abstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Zypern wird also wohl noch länger auf Euro-Hilfen angewiesen sein.

Ob und inwiefern Zypern Vorbild für zukünftige Euro-Rettungsaktionen ist, darüber streiten Experten. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betont, falls Banken in Schwierigkeiten geraten, "wird die Antwort nicht länger automatisch lauten: Wir werden kommen und eure Probleme lösen." Sprich: Sparer und Gläubiger müssten für die Sanierung von Banken einstehen - und nicht allein der Steuerzahler. Zypern sei damit ein gefährlicher Präzedenzfall, kritisiert die Ratingagentur Standard & Poor's. Auch wenn Dijsselbloem später zurückruderte und prominente Vertreter der Euro-Zone widersprachen, ist die Diskussion um eine Neuausrichtung der Bankenrettung in vollem Gange.

Sparer verunsichert

Diese Diskussion verunsichert vor allem die Anleger. "Der Nimbus der Sicherheit ist weg", kritisiert Analyst Bernhard Speyer von der Deutschen Bank. Sobald künftig ein Schuldenstaat in Schwierigkeiten gerate und die Debatte über seine Rettung beginne, wüssten die Sparer, dass ihr Geld dort in Gefahr sei. Aus Angst um ihre Ersparnisse könnten es dann jederzeit zu einem Bankenrun kommen. Der Internationale Bankenverband IIF beklagt, dass vor allem Banken in schwachen Volkswirtschaften wie Portugal, Spanien und Italien bei der Kapitalbeschaffung stark unter Durck geraten könnten.

Als sicher gilt, dass bei zukünftigen Bankpleiten nun immer auch Großsparer zur Kasse gebeten werden sollen. Das sehen zumindest Pläne der EU-Kommission vor, die schon im Sommer verabschiedet werden sollen. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier sagt, vorrangige Gläubiger und nicht abgesicherte Einleger sollten an den Kosten einer geordneten Insolvenz beteiligt werden können. Gesetzlich geschützt seien nur Sparkonten bis 100 000 Euro.

Die Zukunft des Euro-Raumes

Die Gefahr einer Ansteckung für andere Euro-Länder ist nach der Zypern-Hilfe zumindest kleiner geworden. Ganz verschwunden ist sie aber nicht. Dazu war das politische Management der Zypern-Krise nach Ansicht von Kritikern zu schlecht. Zwei Anläufe in zehn Tagen brauchten die Euroretter; zudem gab es Kommunikationspannen und öffentliche Entrüstung von Sparern.

Fünf Euroländer erhalten bereits Hilfsmilliarden: Griechenland, Portugal, Irland, Spanien und nun auch Zypern. Alle gelten nach wie vor als Sorgenkinder des gemeinsamen Währungsraums. Denkbar ist, dass Spanien nach Bankenhilfen auch als Gesamtstaat unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Als nächster Kandidat gilt zudem Slowenien, das laut Prognose der Commerzbank noch in diesem Jahr um Hilfe bitten dürfte. Sorgen bereitet auch Italien, das in einem politischen Patt steckt. Frankreich ist wegen stockender Reformen und hohem Staatsdefizit in den Fokus geraten.

Kleinstaaten zittern

In den anderen europäischen Kleinstaaten mit überdimensioniertem Finanzsektor wie Malta und Luxemburg geht indes die Angst vor den deutschen "Euro-Polizisten" um, die eine Verkleinerung des Bankensektors fordern. Bisher profitiere Luxemburg davon, dass ausländische Anleger Geld von Zypern dorthin bringen, sagte der Chef des luxemburgischen Bankenverbands ABBL, Ernst Wilhelm Contzen. Anleger schätzten das gute Rechtssystem und die Maßnahmen gegen Geldwäsche: "Wer bei uns ein Konto eröffnet muss sagen, ob er weiße oder grüne Unterwäsche trägt."