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Was lässt lebende Menschen verfaulen?

Nicht fehlende Hygiene, sondern eine tödliche Infektion ließen einen russischen Fluggast so stark stinken, dass sein Flugzeug notlanden musste.

Heute Redaktion
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Weil ein russischer Passagier übel stank, musste Anfang Juni ein Flugzeug notlanden. Der Grund war nicht fehlende Hygiene, sondern eine tödliche Infektion. Der Mann litt an einer Nekrotisierenden Fasziitis, an der er einen knappen Monat später starb.
Weil ein russischer Passagier übel stank, musste Anfang Juni ein Flugzeug notlanden. Der Grund war nicht fehlende Hygiene, sondern eine tödliche Infektion. Der Mann litt an einer Nekrotisierenden Fasziitis, an der er einen knappen Monat später starb.
Bild: Twitter

Ende Mai musste ein Flugzeug der Airline Transavia im portugiesischen Faro notlanden, weil der intensive Geruch eines Russen andere Passagiere nach Luft ringen und kollabieren ließ.

Gut einen Monat später wird bekannt: Schuld an dem penetranten Körpergeruch Andrej Suchulins war nicht mangelnde Hygiene, sondern eine bakterielle Infektion, die seine Haut verfaulen ließ und schließlich zum Tod des 58-jährigen Musikers führte.

Nekrotisierende Fasziitis

Wo sich Suchulin mit den todbringenden Bakterien infiziert hat, ist unklar. Es ist aber davon auszugehen, dass er sich eine nekrotisierende Fasziitis eingefangen hat. Dabei handelt es sich um eine sehr heftig verlaufende Infektionskrankheit der Unterhaut und Muskelstränge. Im schlimmsten Fall frisst sie sich durch den Körper und lässt ihn nach und nach verfaulen.

Die Erkrankung, die mit unspezifischen Symptomen beginnt, kann durch verschiedene Bakterien ausgelöst werden.

Vibrio vulnificus

Im Brack- und Meerwasser lauert beispielsweise das Bakterium Vibrio vulnificus. Es vermehrt sich bei Wassertemperaturen über 20 Grad und kann – einmal im Körper – schwere Wundinfektionen sowie Blutvergiftungen auslösen und zum Tod führen, wie bei Michael Funk aus den USA. Der hatte sich beim Krabbenfischen an der Küste vor Ocean City (US-Bundesstaat Maryland) infiziert und verstarb vier Tage später.

Schon ein Ameisenbiss reicht, damit das Bakterium vom Wasser in den Körper gelangen kann. Die zweite, häufigere Art einer Übertragung ist der Verzehr von rohen infizierten Meeresfrüchten wie zum Beispiel Austern.

Mycobacterium ulcerans

In Australien bereitet derzeit das Bakterium Mycobacterium ulcerans Sorgen, weil es sich dort immer weiter und immer rascher ausbreitet – vor allem bei den unter 15-Jährigen. Es löst die Hautkrankheit Buruli-Ulkus aus, die zu offenen Geschwüren führt und eng mit dem Erreger von Tuberkulose und Lepra verwandt ist.

Auch wenn die Existenz des Erregers seit 1948 bekannt ist, ist bis heute unklar, wie er übertragen wird. Weil häufig Menschen in der Nähe von Flüssen, Seen und Tümpeln erkranken, vermuten Experten, der Erreger könnte im Wasser leben. Auch die Übertragung durch Mücken ist vorstellbar, genauso wie jene durch Opossums oder deren Kot.

Buruli-Ulkus tritt nicht nur in Australien auf, sondern auch in Neuguinea, Japan und Afrika.

Aeromonas hydrophila

Dass auch mit dem für den Menschen eigentlich harmlosen Bakterium Aeromonas hydrophila nicht zu spaßen ist, zeigt der Fall Aimee Copeland: Die Amerikanerin hatte sich bei einem Ausflug an den Fluss Tallapoosa im US-Bundesstaat Georgia an der Wade verletzt – und dabei mit dem Erreger infiziert, der in den meisten Fällen lediglich Durchfall auslöst.

Nicht so jedoch bei der damals 24-Jährigen. Bei ihr waren die Folgen dramatisch. Auf die Diagnose nekrotisierende Fasziitis folgte die Amputation eines ihrer Beine sowie die der Hände.

Morbus Fournier

Welches Bakterium für den Tod Suchulins verantwortlich ist, konnte laut Medienberichten nicht geklärt werden. Vorstellbar ist aber, dass der Musiker an der sogenannten Fournier-Gangrän, auch als Morbus Fournier bekannt, litt. Diese äußerst seltene Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis betrifft in erster Linie den Leisten- und Genitalbereich.

Zwar ist nichts darüber bekannt, welche Körperpartien bei Suchulin verfaulten. Aber wie es für diese Form der Infektion typisch ist, konnten auch bei ihm die verabreichten Antibiotika die Ausbreitung der Bakterien nicht stoppen.