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Was passiert, wenn das Coronavirus mutiert?

Meldungen, wonach das Coronavirus bereits mutiert sei, haben einige Leser sehr beunruhigt. Doch machen diese Mutationen das Virus gefährlicher?

Heute Redaktion
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Am Freitag hat der Leiter des Biomedizinischen Forschungsinstituts am Sacco-Krankenhaus in Mailand, Massimo Galli, erklärt, dass das Sars-CoV-2 mutiert sei, seit es im Januar nach Italien kam. Am Montag berichtete dann Globo.com, dass in Brasilien zwei Viren mit unterschiedlichem genetischen Code nachgewiesen wurden. Diese und andere Meldungen über Mutationen beim neuen Coronavirus mögen den einen oder anderen verunsichern. Doch was bedeuten diese Mutationen eigentlich?

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Mutationsrate von Sars-CoV-2 vergleichbar ist mit der anderer Coronaviren, wie etwa jener, die Mers (Nahost-Atemwegssyndrom) und Sars (schweres akutes Atemwegssyndrom) auslösen. Hingegen gebe es andere RNA-Viren, die eine höhere Mutationsrate hätten, sagt Richard Neher, Leiter einer Forschungsgruppe am Biozentrum der Universität Basel und Experte für die Evolution und Verbreitung von Viren.

Bei RNA-Viren besteht das Erbmaterial (Genom) aus Ribonukleinsäuren, was dazu führt, dass sie eine höhere Mutationsrate haben als Viren, deren Erbmaterial aus DNA besteht. Zu den RNA-Viren gehören neben den Coronaviren unter anderem auch Grippeviren oder das Ebolavirus.

Virenstränge sind sich sehr ähnlich

Dass das neue Coronavirus mutiert, ist also ganz normal, etwa bei der Übertragung von Mensch zu Mensch, wie der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité zu Spiegel.de sagte. "Es kommt zu sogenannten Anpassungsmutationen", so Drosten. Doch diese Mutationen sind minimal.

Zu den von Galli in Italien festgestellten Mutationen sagt Neher, dass diese aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bemerkenswert seien. "Das Virus aus Italien ist anderen Sars-CoV-2-Strängen sehr ähnlich und es gibt keine Anhaltspunkte, dass sich das Virus in seinen Eigenschaften verändert hat."

Wie stark ein Virus mutiert, hat einen Einfluss darauf, ob ein allfälliger Impfstoff wirkt oder nicht. Da etwa Grippeviren sehr stark mutieren, muss für jede Grippesaison eine neue Wirkstoffkombination für die Grippeimpfung entwickelt werden. Für das neue Coronavirus gibt es derzeit noch keinen Impfstoff, es dürfte noch viele Monate dauern, bis ein solcher auf den Markt kommt.

Mutation zum Guten möglich

Auf die Wirkung eines allfälligen Impfstoffs dürfte die aktuelle Mutationsrate von Sars-CoV-2 keinen Einfluss haben. Denn die Viren in verschiedenen Teilen der Welt seien sich nach wie vor sehr ähnlich, sagt Neher. Sie würden sich meist in weniger als 10 Basen unterscheiden bei einer Gesamtzahl von fast 30.000 Basen. Die Basen sind die Bestandteile in der RNA, in deren Reihenfolge die Erbinformation der Viren gespeichert sind und die für deren Eigenschaften verantwortlich sind.

Wenn ein Virus mutiert, muss das im Übrigen nicht zwingend seine Gefährlichkeit erhöhen. Es kann sogar genau das Gegenteil bewirken, wie der Virologe Droste sagt. Manchmal könnten Viren im Rahmen der Anpassung ihre Fähigkeit, krank zu machen, sogar abschwächen.

Für ein Virus kann eine solche Abschwächung durchaus Sinn ergeben, denn ein Virus will sich so weit wie möglich verbreiten. Tötet es seinen Wirt, erreicht es dieses Ziel deutlich schlechter, als wenn der Wirt weiterlebt und das Virus verteilt. Neher glaubt allerdings nicht, dass sich das Virus in dieser Hinsicht bereits verändert hat.