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Wegen Homo-Ehe wird "Bürgerkrieg" befürchtet

Heute Redaktion
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Bild: Facebook

"Entschuldigung, dass ich Euch das zeige. Es ist das Gesicht von Schwulenhass." Auf seiner Facebook-Seite hat Wilfred für alle sichtbar ein Foto von sich hochgeladen. Es zeigt das fürchterlich zugerichtete Gesicht des jungen Mannes aus Paris - die Augen von Schlägen verschwollen, Wunden und Blut überall.

"Entschuldigung, dass ich Euch das zeige. Es ist das Gesicht von Schwulenhass." Auf seiner Facebook-Seite hat Wilfred für alle sichtbar ein Foto von sich hochgeladen. Es zeigt das fürchterlich zugerichtete Gesicht des jungen Mannes aus Paris - die Augen von Schlägen verschwollen, Wunden und Blut überall.

Wilfred ist homosexuell. Er und sein Partner wurden auf offener Straße brutal zusammengeschlagen. "Olivier und ich wurden schwer verprügelt, nur weil wir Arm in Arm gingen." Frankreich scheint eigentlich weit davon entfernt, ein homophobes Land zu sein. Im öffentlichen Leben, in den Medien oder im Alltag erlebt man kaum Anfeindungen gegen Homosexuelle. Offen schwul und lesbisch lebende Menschen gehören zum Straßenbild. Das Marais in Paris, das dritte Arrondissement im Herzen der Hauptstadt, gilt mit seinen Bars, Kneipen und Shops als Hochburg für Homosexuelle.

Dennoch warnt die Menschenrechtsorganisation MRAP: "Die Lage ist ernst." Die aktuellen Übergriffe gegen Schwule und Lesben bringt sie in Zusammenhang mit der Einführung der Homo-Ehe in Frankreich - und deren ideologischen Gegnern, die eine immer härtere Gangart einschlagen. So verkündete Frigide Barjot, Sprecherin der großen Bewegung gegen die Homo-Ehe, an die Adresse von Francois Hollande: "In Frankreich wird es Bürgerkrieg geben, Herr Präsident."

"Wir geben nicht auf"

Rechtsgerichtete Zusammenschlüsse wie der "Französische Frühling" berufen sich auf die Zivilgesellschaft - und demonstrieren ihre "unwiderstehliche Kraft" mit Faustsymbolen und dem Motto "Wir geben nicht auf". Ihre offensiven Aktionen gegen Homosexuelle, zum Beispiel gegen ein Fest von Schwulen- und Lesbenverbänden, sind umstritten. Ein Video davon ist inzwischen wieder von der Internetseite gelöscht.

"Die haben mit uns nichts zu tun", distanziert sich Frigide Barjot. Ihre Organisation "Demo für alle" hat schon mehrfach Hunderttausende Menschen gegen das Gesetz "Ehe für alle" zentral in Paris und im ganzen Land mobilisieren können. Die überwiegend von Kirchen und Konservativen getragene Bewegung hat für den 26. Mai bereits zur nächsten Großdemonstration aufgerufen.

Adoptionsrecht als Aufreger  

Im Zentrum der Auseinandersetzung stand nicht nur der neue Ehebegriff - neuerdings definiert als Verbindung "von zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts". Für Aufregung sorgte vor allem das damit verbundene Adoptionsrecht auch für Schwule und Lesben. Hauptargument der Gegner: Kinder brauchen Vater und Mutter.

Der Streit auf der Straße spiegelte sich in Nationalversammlung und Senat: In der ersten Parlamentskammer mussten sich die Abgeordneten in Tag- und Nachtsitzungen mit mehr als 5000 Änderungsanträgen befassen, im Senat waren es immerhin noch fast 280. Präsident Hollande und seine im Land der "égalité" (Gleichheit) herrschenden Sozialisten haben zu keinem Zeitpunkt Zweifel an ihrem Projekt erkennen lassen. Für den Staatschef ist die Sache eindeutig: "Es geht um gleiches Recht für alle."