Klimaschutz

Weniger Ozon über Nordhalbkugel als Folge von Lockdown

Aufgrund des Lockdowns hat es weniger Ozon über der Nordhalbkugel. Grund dafür ist, dass weniger Auto gefahren und weniger Flugreisen gemacht wurden.

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Die Corona-Pandemie hat das geschafft, woran seit Jahren die Behörden gescheitert sind. NASA-Satellitenbilder zeigen, dass die Luft über dem Himalaya so sauber ist wie seit zwei Jahrzehnten nicht.
Die Corona-Pandemie hat das geschafft, woran seit Jahren die Behörden gescheitert sind. NASA-Satellitenbilder zeigen, dass die Luft über dem Himalaya so sauber ist wie seit zwei Jahrzehnten nicht.
Zhan Yan Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

Zumindest für die Erdatmosphäre haben coronabedingte Lockdowns positive Folgen: Das Ozon in der freien Troposphäre bis etwa zehn Kilometer Höhe ist auf der Nordhalbkugel im Frühjahr und Sommer des vergangenen Jahres um durchschnittlich sieben Prozent zurückgegangen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die unter Federführung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden dazu die Daten von 45 Messstationen weltweit ausgewertet.

Rückgang sei "bemerkenswert"

Daten wurden unter anderem zur Wechselwirkung von Stickoxid und Ozon gesammelt – in der freien Troposphäre führt weniger Stickoxid auch zu weniger Ozon. Da Verkehr eine Hauptquelle von Stickoxid in der Atmosphäre ist, hat der Rückgang von Flugverkehr und Mobilität auf der Straße dafür gesorgt, dass die weltweiten Stickoxid-Emissionen durch Landverkehr um rund 14 Prozent, beim Flugverkehr sogar um 40 Prozent zurück gingen, hieß es.

Allerdings wurde in Ballungsgebieten mit stark verschmutzter Luft weltweit eine Zunahme bodennaher Ozonwerte infolge der Lockdowns registriert. Denn in verschmutzter Luft, nahe an den Emissionsquellen, zerstört Stickoxid Ozon, wie es hieß. Die Reduzierung von Stickoxid-Emissionen führe dann zu mehr Ozon.

So wenig Ozon wie zuletzt vor über 40 Jahren

Der Ozon-Rückgang in der freien Troposphäre sei bemerkenswert groß und großräumig, sagte Wolfgang Steinbrecht, Leiter des Regionalen Ozonzentrums am Meteorologischen Observatorium Hohenpeissenberg des DWD. Am Hohenpeissenberg sei zuletzt im Jahr 1976 so wenig Ozon in der freien Troposphäre im Sommer gemessen worden wie 2020 nach den Lockdowns. "Der ungeplante weltweite ‚Corona-Großversuch‘ zeigt deutlich, wie komplex die Atmosphäre auf Emissionsminderungen reagieren kann", sagte Steinbrecht. "Er zeigt aber auch, was mit international abgestimmten Maßnahmen für die weltweite Luftqualität erreichen werden könnte."

Ozon ist ein wichtiges Spurengas in der Erdatmosphäre. Rund 90 Prozent des Ozons befindet sich in der stratosphärischen Ozonschicht zwischen 10 und 50 km Höhe. Diese Ozonschicht schützt als natürliche "Sonnenbrille" das Leben auf der Erdoberfläche, indem sie harte und gefährliche UV-Strahlung von der Sonne fast völlig blockiert. Ausreichend Ozon in der Stratosphäre ist grundlegend wichtig für das Leben auf der Erde.

Rund zehn Prozent des Ozons befinden sich in der Troposphäre in einer Höhe bis zehn Kilometer. Hier wirkt Ozon als Treibhausgas. Bei höheren Konzentrationen kann es zudem zu Reizung und Schädigung der Atemwege von Menschen und Tieren führen, bei Pflanzen zu Schädigungen und Ernteausfällen.