Tiere

"Wenn das Hunde wären, wäre der Aufschrei riesig"

Zwei Youtuber begeben sich auf Undercover-Mission in einen Schweinezuchtbetrieb. Was sie filmen, schockiert die Männer zutiefst.

Heute Redaktion
Teilen

Das gibt es so auch nicht alle Tage. Zwei Youtuber aus Hamburg (Deutschland) hauen sich mit Tierrechtlern auf ein Packl, um zu recherchieren, wie es tatsächlich in einer Schweinezucht zugeht. Nach ihrem ersten Besuch in einem deutschen Schweinebetrieb sind die beiden veganen Youtuber so schockiert über die katastrophalen Zustände, dass sie beschließen, mit versteckten Kameras Beweise zu sammeln. Was die beiden Männer nun öffentlich machen, schockiert sie zutiefst. Staatsanwaltschaft und Veterinäramt sind eingeschalten.

"Wenn das Hunde oder Katzen wären, wäre der Aufschrei riesig!"

, sind sich Youtuber Gordon Prox und Aljosha Muttardi sicher.

Tote Schweine zwischen lebenden

Folge "HeuteTierisch" auf
Facebook
Instagram

"Wir zeigen die Realität" – unter diesem Motto wollten sich zwei Youtuber im Oktober 2019 selbst ein Bild über die Nutztierindustrie machen. Die Herren schlichen sich nachts gemeinsam mit Tierrechtlern in eine Schweinezucht im Münsterland (Deutschland). In dem Betrieb sollen über 500 Zuchtsauen und mehrere zehntausend Ferkel gehalten werden. Sie installierten versteckte Kameras, um Beweise zu sammeln. Die vorgefundenen Zustände in dem Betrieb schockieren Gordon Prox und Aljosha extrem: Nicht nur "blutende, verletzte, sterbende und unzählige tote Tiere", die sie filmen, sondern auch die katastrophalen hygienischen Zustände und der massenhafte Einsatz von Antibiotika. Zudem finden die Männer Listen, auf denen tote und getötete Tiere vermerkt werden. Demnach werden pro Woche bis zu 70 Tiere getötet.

Auf den Aufnahmen ist weiter zu sehen, dass ganz offensichtlich kranke und schwache Ferkel nicht tierärztlich versorgt worden sind. Mitarbeiter schlugen die Tiere so lange auf den Boden, bis sie vermeintlich tot waren. "Diese gesetzeswidrige Praktik führte sogar offenbar dazu, dass mehrere Tiere überlebten und anschließend qualvoll im Mülleimer verendet sind", informiert das Tierschutzbüro.

Der praktizierende Arzt, Aljosha Muttardi, ist zudem erschüttert über den massenhaften Einsatz von Antibiotika und anderen Substanzen. Diese werden den Schweinen offenbar prophylaktisch "kiloweise verabreicht". "Tag für Tag leiden Milliarden von Tieren unter schrecklichen Bedingungen in Tierfabriken, obwohl wir nicht auf tierische Produkte angewiesen sind und es in Hülle und Fülle leckere Alternativen gibt..". Und weiter:

"Ich wünsche mir, dass Menschen nicht mehr wegschauen, sondern die Augen und Herzen öffnen, um zu verstehen, dass alle Lebewesen respektiert werden müssen"

, so Aljosha Muttardi

Die deutschen Youtuber Gordon Prox und Aljosha Muttardi (praktizierender Arzt) aus Hamburg sind in Deutschland und der Vegan-Community bekannt und beliebt. Nach einem Selbstversuch wurden sie vegan. Mit ihren bunt-schrillen Aufklärungsvideos kommen sie vor allem bei einer jungen Zielgruppe sehr gut an. Auf ihrem Youtube-Kanal „Vegan ist ungesund" informieren die beiden jungen Männer auf lustige und satirische Art über Veganismus, Umwelt-Themen und Nutztierhaltung. Hunderttausende folgen ihnen.

Youtuber möchten zum Diskutieren und Umdenken anregen

Bei ihrer Undercover-Recherche filmten die Youtuber gemeinsam mit Tierrechtlern über 2.000 Stunden Videomaterial. Vieles davon soll diverse Straftaten von Mitarbeitern der Schweinezucht zeigen. Gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbüro machten Gordon Prox und Aljosha Muttardi die Aufnahmen öffentlich. Mehrere Medien berichteten bisher darüber. Ein erster Erfolg für die Youtuber: Die Staatsanwaltschaft Münster hat die Ermittlungen gegen den Schweinebetrieb aufgenommen und auch das zuständige Veterinäramt fand bei einer Kontrolle Missstände vor, wie das Deutsche Tierschutzbüro berichtet.

Die beiden Youtuber Gordon und Aljosha möchten mit diesem und anderen Videos zum Diskutieren und Umdenken anregen. Es geht ihnen nicht darum, wie sie sagen, "dass Tiere in der Massentierhaltung ein paar Zentimeter mehr Platz bekommen, sondern um die Frage, warum halten wir Tiere überhaupt so?"

„Kein Wort und keine Beschreibung kann dem jemals gerecht werden, was wir diesen Lebewesen täglich antun. Ja ich wünsche mir Gesetze, ja die Politik soll etwas ändern …aber was ich mir am meisten wünsche ist, dass Menschen anfangen ihre Augen zu öffnen und wieder Empathie und Mitgefühl zeigen, damit diese Hölle auf Erden endlich ein Ende nimmt"

, so Gordon Prox.

Das könnte dich auch interessieren