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2. Lockdown? "Kann die Weihnachtsgehälter nicht zahlen"

Der Inbegriff an gastronomischer Gemütlichkeit: Der Heuriger. Die Familienbetriebe stehen vor einem großen Fragenzeichen bei einem zweiten Lockdown.

Christine Kaltenecker
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Des Österreichers Ur-Lokal: Der Heuriger. Wie viele überleben einen zweiten Lockdown?
Des Österreichers Ur-Lokal: Der Heuriger. Wie viele überleben einen zweiten Lockdown?
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Alle zwei Wochen wird "ausgesteckt" und gemäß der Tradition, zur Weinverkostung und beliebten "Brettljausn" geladen. Der Schankbetrieb ist meist das große Standbein und der Weinverkauf ist ein nettes Zubrot. Bei einem drohenden zweiten Lockdown stellen sich nun viele Winzer die Frage, wie es weiter gehen wird.

"Heute.at" hat sich mit einem Heuriger-Betreiber aus Niederösterreich - der aber lieber anonym bleiben möchte -  unterhalten und ihm die elementarste Frage gestellt: Gibt es Sie noch nach einem zweiten Lockdown?

Wie erging es Ihnen innerhalb des ersten Lockdowns?

Nun, ursprünglich wollte ich nach Absprache mit meinem Steuerberater doch einige Kündigungen aussprechen, da ich sehr viele Fixangstellte habe. Natürlich mit einer Wiedereinstellungsgarantie. Dann habe ich mich aber doch für das Kurzzeit-Modell entschieden, da ich eigentlich niemanden meines Teams verlieren wollte.

Haben Sie allfällige Regierungshilfen in Anspruch genommen?

Nein, leider nicht. Ich hatte auf das ursprüngliche Verfassungsgesetz gehofft. Demnach hätte mir der Staat ja - zu Recht - meine Ausfälle decken müssen. War dann aber leider doch nicht so, obwohl ich sehr wohl Gastronome kenne, wo dies noch nicht außer Kraft war  - die bekamen was ihnen zustand. Ich werde das aber nachholen und den Hilfsfond und Fixkostenzuschuss beantragen. Mir geht ja nur der Antrag so auf die Nerven. Ich hab' das Gefühl, dafür muss man dreifacher Jurist sein, um den bürokratischen Kauderwelsch zu verstehen.

Konnten Sie sich eigentlich mit ihrem zugehörigen Weinhandel ein bisschen über die schlimmste Zeit retten?

Nicht wirklich. Mein Hauptstandbein ist der Heurigenbetrieb. Sicher zählt jeder Euro, aber nur vom Weinhandel leben, könnte ich nicht - und schon gar keine Gehälter auszahlen. 

Welche Folgen hätte ein zweiter Lockdown für Sie?

Ehrlich? Ich weiß es nicht. Sollte der zweite Lockdown, wie in Deutschland, nächste Woche in Kraft treten sieht es düster aus. Ich hätte ab Mitte November wieder ausgesteckt. Wenn ich das nicht darf, weiß ich nicht einmal wie ich die Weihnachtsgehälter auszahlen soll. Auch eine Jubiläumsprämie für einen Mitarbeiter ist fällig. Klar, könnte ich mir einen Kredit aufnehmen, aber manchmal denke ich mir, wozu? Um ein Geschäft das ich vielleicht langfristig gar nicht mehr ausüben darf, künstlich am Leben zu erhalten? Unabhängig von Corona, und ich bin kein Leugner des Virus, fährt unsere Regierung die Wirtschaft mit Absicht gegen die Wand.

Wie meinen Sie das konkret?

Wenn man abseits der Corona-News ein bisschen zwischen den Zeilen liest, weiß man doch, dass es auch ohne Corona bald zu einem Wirtschafts-Crash gekommen wäre. Das Virus ist meiner Meinung nach eine willkommene Ausrede. Aber die Gewissheit darüber hilft natürlich auch nichts.

Stünden Sie vor der Wahl: Kredit oder Schließung, was würden Sie tun?

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das noch nicht beantworten. Mein Lebenswerk aufgeben kommt mir noch sehr unwirklich vor. Aber ich entscheide die meisten Dinge dann am Tag X aus dem Bauch heraus. So werde ich es wohl dann auch tun.