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Wenn eine Gliedmaße nicht mehr zum Körper gehört

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Stellen Sie sich vor Sie hassen Ihr Bein. Es gehört in Ihrer Wahrnehmung nicht zu Ihrem Körper. Also entschließen Sie sich zum Äußersten: Sie richten Ihr Bein so übel zu, dass es zwangsweise amputiert werden muss. Undenkbar? Nicht für Menschen mit Body Integrity Identity Disorder (BIID).

Bis Mitte der 1990er Jahre dauerte es, bis BIID als Krankheit in der Neurologie anerkannt wurde, ursprünglich war sie noch als psychologisch katagorisiert worden. Es handelt sich bei der extrem seltenen Erkrankung um eine Störung im rechten Parietallappen des Gehirns. Die innere Wahrnehmung des Körpers wird dadurch so gestört, eigene Gliedmaßen werden als Fremdkörper empfunden. 
Ein Betroffener erzählte "" von seinen Leiden: "Es ist schwierig zu beschreiben, wie es war, ein Bein zu haben, das da nicht hingehörte. Jeder Schritt fühlte sich seltsam an, und es fühlte sich sogar im Sitzen seltsam an." So dachte er auch daran, das Bein bei einem "Unfall" absichtlich zu verlieren. Als 15-Jähriger plante er sich auf die Bahngleise zu legen und zu erzählen er hätte einen Fahrradunfall gehabt.

"Drei Dutzend Bleikügelchen fanden den Weg in mein Bein"

Einige Jahre später fasste er dann einen schweren Entschluss. Er schoss sich ins Bein und zwang die Ärzte so förmlich zu einer Amputation. "Ich war total nervös. Ich wusste einfach nur, dass irgendwie drei Dutzend Bleikügelchen ihren Weg durch mein Bein finden würden. Ich war so nervös, dass ich mich fast übergab, aber ich wusste, dass es meine beste Chance war, meine Beschwerden loszuwerden, also zählte ich bis drei. Später, als es getan war, war ich erfüllt von Erleichterung."

Eine Behandlung für die Erkrankung ist derzeit nicht bekannt. Es kann versucht werden mit psychiatrischer Unterstützung eine Stabilisierung des Zustandes zu erreichen, die Therapie schlägt allerdings bei jedem anders an.