Gesundheit

Wenn die 86-jährige Omi im Lockdown ins Spital muss

Für alte Menschen, die manchmal gar nicht immer so genau verstehen worum es geht, wird der zweite Lockdown vor allem im Spital zur Herausforderung.

Christine Kaltenecker
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Das Besuchsverbot ist für alte Menschen im Krankenhaus besonders hart. Viele wissen überhaupt nicht, warum sie hier sind.
Das Besuchsverbot ist für alte Menschen im Krankenhaus besonders hart. Viele wissen überhaupt nicht, warum sie hier sind.
iStock©Symbolbild

Kennst du das? Manchmal klebt das "Pech" an einem wie ein Kaugummi am Schuh. Dies sagt auch Christine K. (37) aus Niederösterreich. Ausgerechnet am ersten Tag des harten Lockdowns wurde ihre pflegebedürftige Oma (86) mit Blaulicht ins Badner Spital gebracht. Die sonst zähe alte Dame stürzte unbemerkt aus dem Bett und brach sich das Schien- und Wadenbein. Christines Vater und sie teilen sich die "Pflege", da leider genau dieses Bein durch schwere Durchblutungsstörungen eine offene Wunde hat, die täglich versorgt werden muss.

Seit drei Jahren wird die Großmutter in ihren geliebten, eigenen vier Wänden von Sohn und Enkelin gepflegt und unterstützt. "Sie ist ja Gott sei dank stur wie ein Panzer", sagt Christine über ihre Omi und schmunzelt. "Man muss sie eigentlich ständig ermahnen, nicht so viel mit Hilfe des Rollators rumzulaufen und dem verkorksten Bein die notwendige Ruhe zu gönnen, denn meine Omi? Ha, die krabbelt auch auf allen Vieren auf die Terrasse, weil dort drei Laubblätter zuviel rumliegen."

"Ich geh' nicht ins Spital"

Dann der Schock: die Großmutter dreht sich in der Nacht wohl einmal zuviel und fällt aus dem Bett. Der sowieso schon wunde Fuss, pendelte von links nach rechts. "Ich geh' nicht ins Spital" war Omis erster Satz, als Sohn und Enkelin schon ahnten, jetzt die Rettung rufen zu müssen. Dann ging alles furchtbar schnell. Die Rettungssanitäter setzten die 86-Jährige in den Wagen und fuhren mit Blaulicht ins Krankenhaus Baden. In der Hektik wurde natürlich auf alles vergessen: Hörgerät, Brille, Nachthemd. Lediglich der Behandlungsplan konnte den Zivildienern noch mitgegeben werden.

Um 10:00 und um 17:00 Uhr kommt die Post

"Ich hab zuhause einen Hohlweg ausgetreten, bis endlich einmal der Anruf des behandelnden Arztes kam", so Christine. An einen Besuch ist während des Lockdowns nicht zu denken. "Wir durften aber VOR dem Krankenhaus ein "Care-Paket" für Oma abgeben. Wir packten ihre sogenannten 'Monarchen-Zeitungen', ihre Brille, ihre Hörgeräte, Zahnbürste und noch Weintrauben und was Süßes für sie in eine Box und gaben es um 16 Uhr beim Spital ab", so Christine. Laut Auskunft werden die Mitbringsel zweimal pro Tag - um 10:00 und um 17:00 Uhr - dann zu den Patienten gebracht. "Ich hab Omi noch extra einen Brief beigelegt, um ihr die Situation ein bisschen zu erklären und nochmal schriftlich versucht ihr ihr Handy begreiflich zu machen, damit sie zumindest das Gefühl hat, sie könne uns erreichen", sagt die Enkelin. Zuhause hatte die alte Dame nämlich so ihre Probleme mit der modernen Technik und versteht auch durch den Gehörverlust nur die Hälfte.

"Wir werden ihr jetzt täglich einfach einen Brief zukommen lassen müssen, damit sie auch versteht was die Ärzte mit ihr vorhaben und wie lange sie bleiben muss. Sie hat eigentlich keine Ahnung weil sie so schlecht hört, sich dessen aber schämt und nicht immer nachfragt. Eine Schei** Situation!" Auch die Schmerzmedikation macht der Enkelin Sorge, da sie weiß, wie dramatisch sich eine zu hohe Dosis auf die geistige Fitness der Großmutter auswirken kann. "Da ist sie dann komplett 'Banane', sieht Dinge die nicht da sind und ich kann ihr nicht helfen - schon bitter". Christine ist kein Corona-Leugner und findet die Maßnahmen durchaus gerechtfertigt, sagt aber auch: "Es ist alles immer leichter zu akzeptieren, wenn es einen nicht selbst betrifft!"