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Wer ist das Mädchen aus dem IS-Tunnel?

In Mosul wurden ausländische IS-Anhängerinnen verhaftet. Darunter soll die Deutsche Linda W. (16) sein.

Heute Redaktion
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In einem Tunnel in Mosul sind laut irakischen Medien mehrere ausländische IS-Anhängerinnen entdeckt und festgenommen worden. Die Frauen stammten aus Deutschland, Russland, Kanada, Libyen, Syrien, der Türkei und Tschetschenien, berichtet "Iraqi News" – und bezieht sich auf einen Bericht der deutschen "Welt".

Unter den Deutschen sei auch ein Teenager, hieß es weiter. Es wird gemutmaßt, dass es sich dabei um die im Juli 2016 aus dem sächsischen Pulsnitz verschwundene Linda W. handeln könnte.

"Wir können nicht bestätigen, dass es sich um Linda W. handelt"

Das Mädchen, damals 15 Jahre alt, stand offenbar mit IS-Leuten in Kontakt, war zum Islam konvertiert und schließlich über Istanbul zum IS in Syrien gereist. Die Dresdner Staatsanwaltschaft ermittelte damals gegen Linda W. wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, stellte dann wegen Abwesenheit die Ermittlungen aber ein. Das Schicksal des Mädchens blieb bislang ungeklärt.

Jetzt machen Fotos einer jungen Frau, umgeben von irakischen Soldaten, die Runde. "Wir können nicht bestätigen, dass es sich um Linda W. handelt", sagt Lorenz Hasse, Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft, zu "20 Minuten".

Über 30 Jahre alt, Russin, Jesidin?

Mittlerweile widersprechen sich auch die großen Nachrichtenagenturen: Die Deutsche Presseagentur "DPA" berichtet, dass sich unter den in Mosul festgenommenen IS-Anhängerinnen nach irakischen Armeeangaben keine Minderjährigen befänden. Alle Frauen seien älter als 30 Jahre, sagte ein Offizier der irakischen Anti-Terror-Einheiten.

"Reuters" hingegen zitiert einen irakischen Offizier, der angibt, dass die Frau auf dem Foto keine Deutsche, sondern eher eine Frau "slawischen Ursprungs" sei, "möglicherweise eine Russin".

Berichte irakischer und kurdischer Medien, wonach das Mädchen auf dem Foto eine vor drei Jahren entführte Jesidin sei, stellten sich offenbar als falsch heraus: Die Familie der gesuchten Jesidin habe dies aufgrund der Ähnlichkeit mit ihrer Tochter zunächst angenommen. Behörden der Provinz Niniveh hätten dann aber später bestätigt, dass es sich um eine Deutsche, nicht um eine Jesidin handle. Die junge Frau sei nach Bagdad überwiesen worden.

Die kommenden Tage dürften mehr Klarheit bringen.

Rund 186 Frauen und Mädchen aus Deutschland

Allein aus Deutschland sind seit 2012 etwa 930 Menschen nach Syrien gereist, etwa ein Fünftel davon, rund 186, waren Frauen und Mädchen.

Während der letzten Tage im Kampf um Mosul berichteten die irakischen Anti-Terror-Einheiten CTS Anfang Juni davon, vermehrt durch Selbstmordattentäterinnen angegriffen worden zu sein. Dabei sollen sich auch eine 12- und eine 14-Jährige im Namen des Islamischen Staates in die Luft gesprengt haben.