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Wer Stress im Beruf hat, isst eher ungesund

Je mehr Stress wir haben, desto mehr neigen wir zu ungesunder Ernährung. Warum Essen nach Hungergefühl in eine Sackgasse führt.

Heute Redaktion
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Zu viel Stress verleitet zu ungesunden Angewohnheiten.
Zu viel Stress verleitet zu ungesunden Angewohnheiten.
Bild: iStock

In der heutigen Zeit versuchen immer mehr Menschen, mit elektronischen Mitteln Chef über unsere Ernährung zu werden. Zeigt die Wage ein paar Kilo zu viel, ist man frustriert und versucht sich mit der nächsten Diät. Fitnesstracker sind Verkaufshits, schließlich will man über jede Kalorie die Kontrolle haben.

Dabei geht oft vergessen, dass sich der Körper nicht an die Vorgaben eines Trackers hält. Aufgrund eines sehr harten Trainings am Vortag, eines kleinen Infekts oder nur schon der Umgebungstemperatur kann der Verbrauch vom üblichen Soll abweichen. Doch alles muss berechnet werden – das gehört in unsere Zeit!

Sackgasse: Essen nach Hungergefühl

Ziehen wir dies in Betracht, dann scheint es umso unsinniger: Immer stärker versuchen wir über elektronische Hilfsmittel, unserem Körper das Mitspracherecht zu entziehen. Dies meist mit dem besten Willen, etwas Gutes zu tun. Doch gibt es Alternativen?

Immer mehr Berater predigen das Essen nach Hungergefühl. Doch leider führt uns auch dies genauso oft in eine Sackgasse oder anders gesagt ins Übergewicht oder in die Energielosigkeit, denn das Problem der heutigen Zeit ist unser täglicher Stress.

Schokolade, Gummibärli und Kuchen

Wir stehen auf, unsere Gedanken drehen sich um unsere Projekte, Aufgaben und Termine. Die Zeit drängt, nach dem Duschen noch schnell einen Kaffee, und dann muss es auch schon losgehen. Frühstück ist Fehlanzeige, denn man hat ja keinen Hunger. Ich esse etwas Kleines in der Pause. Eine Aufgabe folgt der nächsten.

Der Körper ist im Jagdmodus, will zusätzlich Energie bereitstellen. Doch außer den Tasten am Computer oder den nächsten Termin jagen wir kaum noch etwas nach.

Der Körper lagert die Energie ein, leider oft am falschen Ort. Der körperliche Stress wird immer größer. Der Körper hat es langsam satt, dass er hungern muss, und meldet dem Kopf endlich Heißhunger. Und nun wird es kritisch, denn der Appetit wächst, allerdings nicht nach Brokkoli, Reis und Trutenbrust, sondern nach Schoggi, Gummibärchen und Kuchen. Wer es doch noch bis zum Mittagessen schafft, greift gern umso mehr nach Brot. Stress drängt unsere inneren Sinne in den Hintergrund. Wir nehmen uns zu spät wahr. Umso mehr kompensieren wir später im Laufe des Tages. Und genau das geht umso stärker ins Gewicht, vor allem auf der Waage.

Stress verändert Hungergefühl

Je weniger Ernährungsstruktur wir im Alltag haben, je weniger Zeit wir uns für unseren Körper und unsere Gesundheit nehmen oder nehmen können, desto mehr gerät unser Körper in einen Stress. Dieser verändert wiederum unser Hungergefühl, lässt uns schneller zu Süssem, Salzigem oder Brot greifen.

Je weniger selbstbestimmt wir in unserem Alltag sind, je mehr unser Terminkalender uns den Tagesablauf diktiert und kaum mehr Pausen gönnt, desto ungesünder wird unser Essverhalten. Wir müssen uns wirklich fragen: Ist es noch eine artgerechte Haltung, wenn wir Fitnesstracker als Basis unserer Gesundheit brauchen, um wenigstens noch etwas Struktur im Alltag zu haben?

Zeche mit unserer Gesundheit zahlen

Die Verantwortung liegt bei den Firmen, die uns volle Terminkalender einbrocken, so dass wir kaum mehr Zeit zum Essen finden. Es kann nicht angehen, dass wir die Zeche mit unserer Gesundheit zahlen, damit die Geschäfte mehr Umsatz machen.

Doch geben wir dies mit unserem Kopf an unseren Körper weiter. Wir müssen immer mehr leisten. Logisch, dass der Körper eine Lohnerhöhung will, und die Folge sehen wir in der jährlichen Statistik beim Übergewicht.

(Jürg Hösli / 20min)