Wintersport

Wie der ÖSV die Frauen-Tournee platzen ließ

Es gilt als das Prestigeprojekt im Skispringen: eine Vierschanzentournee der Frauen. Doch der ÖSV ließ die geplante Premiere bereits platzen. 

Heute Redaktion
Roswitha Stadlober verkündete die Verschiebung der Vierschanzentournee-Premiere.
Roswitha Stadlober verkündete die Verschiebung der Vierschanzentournee-Premiere.
Gepa

Stefan Kraft, Michael Hayböck und Co. starten am Mittwoch in die 71. Auflage der legendären Vierschanzentournee. Erst Oberstdorf, dann das Neujahrsspringen in Garmisch, weiter auf den Bergisel nach Innsbruck und schließlich am Dreikönigstag der Abschluss in Bischofshofen – der Mythos Vierschanzentournee zieht ganz Österreich in seinen Bann.

Dieses Erlebnis wollen auch die besten Springerinnen der Welt erleben. Statt in den Traditionsorten geht es für die Springerinnen aber eine Nummer kleiner zur Sache: mit einem Skisprung-Doppel auf der Normalschanze von Villach. Gemeinsam mit den Konkurrenzen zum Jahreswechsel im slowenischen Ljubno bildet dies die sogenannte Silvester-Tour. Wo die Unterschiede im Prestige, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung liegen, ist augenscheinlich. Ein Rückschritt für das Frauen-Skispringen. 

ÖSV ließ erste Auflage platzen

Dabei schien die heiß ersehnte Vierschanzentournee-Premiere der Frauen bereits in Griffweite zu sein, 2023/24 sollte die erste Auflage über die Bühne gehen. Das wurde am 24. Dezember noch mit einem Social-Media-Posting der Veranstalter untermauert. Doch zur ersten Auflage in genau zwölf Monaten wird es nicht kommen, der Tweet verschwand wenig später auch schnell wieder. "Ein Fehler des Social-Media-Teams", hieß es vonseiten der Organisatoren. 

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    Picturedesk, Gepa

    Bei unseren deutschen Nachbarn wird der Ärger aber immer größer, schließlich waren die Planungen in Oberstdorf und Garmisch weit vorangeschritten. Die Tournee-Orte sollten in umgekehrter Reihenfolge die ersten beiden Stationen sein. Doch der ÖSV steigt auf die Bremse, verhinderte nun die denkwürdige erste Auflage der Vierschanzentournee. Es gebe demnach "noch viele zu berücksichtigende Faktoren, die eine frühere Einführung nicht ermöglichen", sagte ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober Mitte Dezember, verschob damit die Premiere um ein weiters Jahr auf die Saison 2024/25. Schanzengleichheit Fehlanzeige. 

    "Unverschämtheit"

    Der Ärger im Skispringerinnenlager ist jedenfalls groß, die Empörung vor allem im deutschen Verband riesig. Das stellt auch eine Kolumne der deutschen Springerin Luisa Görlich bei "sport.de" unter Beweis. Darin sprach die 24-Jährige Klartext. "Eine Unverschämtheit, im Zeitalter der Gendergerechtigkeit, die Entscheidung auf eine eigene Tour wieder verschoben zu haben", so Görlich. Ihr Beitrag wurde von mehreren Springerinnen geteilt. 

    "Während Karl Geiger und Co. vor 40.000 Zuschauern Weiten um 140 Meter abliefern, springen wir von der Normalschanze in Kärnten. Beim Kameraschwenk wirkt das im Vergleich derart verniedlichend, dass man eben nur beschmunzelt wird", schüttelte auch die deutsche Springerin Katharina Althaus den Kopf, argumentierte, dass das Frauenskispringen ohne eine "echte" Vierschanzentournee nicht ernst genommen wird. Bis zur ersten Auflage wird es also noch dauern...

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