Österreich
Wie NÖ im Kampf gegen Krebs in Zukunft vorgeht
7.500 Niederösterreicher erkranken jährlich an Krebs. Mit Investitionen und Know-How will man die Behandlungsformen optimieren.
"Jeder einzelne Tumor wird überprüft, was eine spezifische Therapie möglich macht", betonte Primar Martin Wiesholzer, Leiter der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 1 im Universitätsklinikum St. Pölten, die Vorgehensweise bei Krebspatienten. In der Klinik der Landeshauptstadt fanden sich am Mittwoch führende Experten ein, um sich zum Thema Krebsbehandlung in NÖ auszutauschen.
Im Rahmen des Hintergrundgesprächs wurde das brennende Thema Krebsbehandlung zu Beginn auch in Zahlen gegossen: So lebten im Jahr 2000 in Österreich rund 190.000 Menschen mit der Diagnose Krebs, im Jahr 2010 waren es bereits etwa 305.000, im Jahr 2020 werden es wahrscheinlich rund 390.000 sein.
Jährlich erkranken in NÖ rund 7.500 Menschen an Krebs. Die gute Nachricht: Österreich ist an der EU-Spitze bei den Überlebenschancen. Rund 61 Prozent der Betroffenen leben länger als fünf Jahre. Der EU-Schnitt liegt bei 52,5 Prozent, nur Schweden, Island und Frankreich liegen hier vor Österreich.
„Die niederösterreichischen Spitäler haben sich im vergangenen Jahrzehnt einen in Fachkreisen anerkannten Ruf in der Krebsbehandlung aufgebaut. Das verdanken wir der Innovationskraft, der Expertise und dem Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Kliniken", so Landesvize Stephan Pernkopf (VP). Und weiter: „Niederösterreich bietet internationale Spitzenmedizin, auf die sich die Patienten verlassen können."
Onkologie-Informations-System: NÖ Vorreiter
Eine der wichtigsten Innovationen sei das „NÖ Onkologie-Informations-System", kurz OIS, auf das auch Patientenanwalt Gerald Bachinger stolz ist: "Ein geniales und zukunftsträchtiges System, mit dem i-Tüpfelchen, wenn es auch in Zukunft im niedergelassenen Bereich angewendet werden kann."
„Im Kern erfasst das OIS klinikübergreifend die gesamte Krankheitsgeschichte von Krebspatienten in Niederösterreich, von der Erstdiagnose bis zum Tod des Patienten. Alle Daten werden im System in einer strukturierten Weise und chronologisch geordnet erfasst. Somit stehen allen behandelnden Ärzten und Ärztinnen in allen Kliniken die gleichen Informationen zum Krankheitsverlauf zur Verfügung. Seit Ende 2018 sind alle Kliniken angeschlossen. Dieses System ist im deutschen Sprachraum einzigartig", erklärt Primar Martin Pecherstorfer, Leiter der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 2 im Universitätsklinikum Krems. Derzeit seien 42.000 Menschen im IOS erfasst, eben 7.500 kommen jährlich hinzu.
Und auch im Bereich der Strahlentherapie sei NÖ gut aufgestellt: „Aktuell gibt es drei Linearbeschleuniger im Universitätsklinikum Krems und drei Linac's im Landesklinikum Wr. Neustadt. In Krems werden in den nächsten Jahren zusätzlich drei weitere Geräte kommen. Die Gesamtkosten für den Neubau der Strahlentherapie und der Pathologie belaufen sich auf rund 22,5 Millionen Euro", so Primar Martina Metz, Leiterin der Strahlentherapie und Radioonkologie Ambulanz im Landesklinikum Wiener Neustadt. Dazu wies sie auch auf die gute Kooperation mit MedAustron hin. In dem einzigartigen Krebsbehandlungs- und Forschungszentrum wird seit Juli auf eine neue Methode bei der Krebsbekämpfung gesetzt, bei der neben Protonenbestrahlung nun Kohlenstoffionen zum Einsatz kommen.
Autologe Stammzellentransplantation
Ein weiterer wichtiger Schritt im Bereich der Onkologie sei zudem die Etablierung der autologen Stammzelltransplantation am Universitätsklinikum St. Pölten. Nun können auch Patienten aus Niederösterreich im eigenen Bundesland behandelt werden. „Mit der Eröffnung von zwei neuen Stammzelltransplantationseinheiten und den damit verbundenen Isoliermöglichkeiten, werden sowohl die Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit bösartigen Bluterkrankungen optimiert, als auch die Voraussetzungen für die Einführung der autologen Stammzelltransplantation in NÖ geschaffen. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Versorgung von Patienten mit hämato-onkologischer Spitzenmedizin", führt Primar Martin Wiesholzer aus.
Patientenanwalt Gerald Bachinger betonte: „Spitzenmedizin hat in Niederösterreich einen wesentlichen Stellenwert, und das hat auch positive Auswirkungen auf die Breitenmedizin. In vielen Bereichen, wie etwa der Onkologie, spielt Niederösterreich in der 1. Liga. Das hilft nicht nur den Patienten, sondern erhöht auch die Attraktivität für Jungmediziner, in unserem Bundesland tätig zu werden."