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Wie weit darf die Genmanipulation gehen?

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Die menschlichen Gene einfach umschreiben, als wären sie ein missglücktes Facebook-Posting? Diesem Vorgang sind Genetiker nähergekommen. Die Rede ist von jener revolutionären (und potenziell nobelpreisverdächtigen) Methode, über die in Österreich gerade lebhaft diskutiert wird.

Sie heißt CRISPR/ Cas9 und kann mit unglaublicher Genauigkeit DNA an der richtigen Stelle schneiden. Damit wird das gezielte Umschreiben des Erbguts leichter, schneller und viel, viel billiger. "Erbkrankheiten, die von genau einem defekten Gen ausgehen, könnte man damit entgegenwirken oder sie heilen", sagt Markus Hengstschläger, Humangenetiker der MedUni Wien und stellvertretender Vorsitzender der Bioethikkommission, die den Bundeskanzler berät. Die Krux von CRISPR/ Cas9: Punktuelle Genveränderungen – nur in einem Organ zum Beispiel – sind unumstritten.

Sobald die umgeschriebenen Gene aber vererbt werden könnten, wird CRISPR eventuell gefährlich. Das künstlich veränderte Gen könnte sich in Windeseile auf die ganze Bevölkerung ausbreiten, Nebenwirkung inklusive. Gerade diese Eigenschaft macht CRISPR/Cas9 auch umstritten. Und wirkungsvoll. "Welche Auswirkung solche Eingriffe auf die ganze Menschheit irgendwann haben, können wir heute nur sehr schwer abschätzen bzw. voraussagen", so Hengstschläger. Deshalb sind Genveränderungen in der Keimbahn (das sind Veränderungen, die dann eben auch vererbt werden) in Österreich gesetzlich verboten. Mit großer Macht über die Gene kommt auch große Verantwortung.