Wien

Wien Holding jubelt über Allzeit-Rekordbilanz

Neue Rekordwerte bei den Umsätzen, gestiegenes Eigenkapital und Investitionen auf Rekordhöhe: 2019 war für die Wien Holding ein ausgezeichnetes Jahr. Doch Corona wird den Siegeszug wohl stoppen. 

Louis Kraft
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Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und die Wien Holding-Geschäftsführer Sigirid Oblak und Kurt Gollowitzer (v.l.n.r.) präsentierten die Geschäftsbilanz 2019.
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und die Wien Holding-Geschäftsführer Sigirid Oblak und Kurt Gollowitzer (v.l.n.r.) präsentierten die Geschäftsbilanz 2019.
Denise Auer

Mit viel Freude über "ein sensationelles Geschäftsjahr 2019" aber auch mit Betroffenheit über die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft, präsentierten Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und die beiden Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer und Sigrid Oblak im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse (City) die Bilanz 2019.

Das Jahr 2019 war für die Wien Holding das erfolgreichste ihrer Firmengeschichte: Der Umsatz im Gesamtkonzern ist im Vergleich zum Vorjahr um 71 Millionen Euro auf 616 Millionen Euro gestiegen. Die Bilanzsumme stieg von 982,3 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro. Auch das Eigenkapital der Wien Holding ist um 5,73 Prozent auf das Allzeithoch von insgesamt 58,79 Prozent angestiegen. Der Gesamt-Konzernjahresgewinn erhöhte sich von 27,3 Millionen im Jahr 2018 auf 76,5 Millionen im Geschäftsjahr 2019.

Parallel dazu sind auch die Investitionen der Wien Holding gestiegen: 2019 waren es mit rund 200 Millionen Euro um rund 49 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Bruttowertschöpfungkette der Wien Holding beträgt pro Jahr 1,6 Milliarden Euro, davon bleibt mit 809 Millionen Euro die Hälfte in Wien, der Rest verteilt sich auf Ostösterreich. Damit sichert die Wien Holding mit ihren insgesamt 75 Konzernunternehmen rund 2.900 Jobs direkt und weitere 20.000 Arbeitsplätze in ihrem Umfeld. 

Immobilienbereich als stärkster Umsatzbringer

Die Wien Holding, die sich im Eigentum der Stadt Wien befindet, erfüllt kommunale Aufgaben, ist privatwirtschaftlich organisiert und auf Ertrag ausgerichtet, unter Berücksichtigung gemeinwirtschaftlicher Ziele. Der Gesamtkonzern arbeitet in vier Geschäftsfeldern: Kultur, Immobilien, Logistik und Medien.

"Der Blick in die Bilanz 2019 auf die einzelnen Geschäftsfelder zeigt, dass in allen Geschäftsbereichen der Umsatz gesteigert oder auf gleichem Niveau gehalten werden konnte", erklärt Oblak. Umsatzstärkster Bereich war 2019 der Immobilienbereich, er trägt rund 52,7 Prozent zum Gesamtumsatz im Konzern bei. Auf Platz zwei im Umsatzranking liegt der Logistikbereich mit einem Anteil von rund 32,56 Prozent, gefolgt vom Geschäftsfeld Kultur mit 12,28 Prozent sowie dem Medienbereich mit 2,46 Prozent.

Bei den Unternehmen zählen die GESIBA im Immobilienbereich, der Flughafen Wien und der Hafen Wien im Logistikbereich sowie die Vereinigten Bühnen Wien im Kulturbereich zu den stärksten Umsatzbringern“, so Oblak weiter. Auch bei den konsolidierten Unternehmen liegt bei den Umsatzerlösen der Immobilienbereich vorne (35,77 Prozent), gefolgt von den Bereichen Kultur (33,01 Prozent), Logistik (24,07 Prozent), Medien (5,80 Prozent) sowie der Wien Holding GmbH (1,35 Prozent).

Corona-Virus beendet Siegeslauf der Wien Holding

"Es ist eine richtige und kluge Strategie, gewinnbringende Wirtschaftsunternehmen und Betriebe mit gemeinwirtschaftlichen Aufgaben nach klaren und schlagkräftigen Strukturen unter einem Konzerndach zu bündeln. Gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie jetzt durch die Corona-Krise haben, macht sich das bezahlt. Sein ausgezeichnetes wirtschaftliches Ergebnis macht es dem Konzern leichter, die Auswirkungen der Corona-Krise zu stemmen", betonte Hanke bei der Präsentation der Bilanz.

Es könnte wohl die letzte Rekordbilanz der nächsten Jahre sein, denn die Coronakrise geht auch an der Wien Holding nicht spurlos vorbei. "Besonders stark betroffen waren durch den Shutdown natürlich der Kultur- und Freizeitbereich. Aber auch beim Flughafen Wien, an dem die Wien Holding zu 20 Prozent beteiligt ist und die Einschränkungen auf der Donau, also etwa der DDSG oder des Twins City Liners, haben wir mit Einbußen zu rechnen", so Hanke. Dabei hätten die Zahlen für die Monate Jänner und Februar auch für das Geschäftsjahr 2020 neue Rekordwerte erwarten lassen. Doch dann kam der Corona-Lock- Down mit all den damit verbundenen Einbußen. Diese beziffert Gollowitzer vorsichtig mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Genauere Vorhersagen seien schwierig, da noch nicht klar sei, wie es weiter gehe, das heißt, ab wann kleinere und größere Veranstaltungen wieder stattfinden können.

Wien Holding investiert auch in der Krise massiv – 230 Millionen Euro im Jahr 2020

Doch auch im schwierigen Jahr 2020 will die Wien Holding ihre Investitionen nicht nur auf hohem Niveau halten , sondern weiter erhöhen. Rund 230 Millionen Euro sind heuer an Investitionen in die Unternehmen der Wien Holding sowie in konkrete realwirtschaftliche Projekte geplant. "Genau das ist besonders wichtig, nicht nur für die Zukunft des Konzerns, sondern auch, weil die Wien Holding als Motor für die Wiener Wirtschaft agiert, indem mit diesen Investitionen das Wirtschaftswachstum gestärkt und Arbeitsplätze gesichert werden", so Gollowitzer.

Von 2015 bis 2019 hat der Konzern pro Jahr zwischen 125 und 200 Millionen Euro investiert. In Summe macht das in den letzten fünf Jahren über 780 Millionen Euro an Investitionen in die Infrastruktur, das Wachstum und die Sicherung von Arbeitsplätzen aus. Allein im Jahr 2019 waren es 200,05 Millionen Euro, wobei 80,37 Prozent der Investitionen (rund 160,77 Millionen Euro) im Immobilienbereich, 14,18 Prozent (rund 28,37 Millionen Euro) im Logistikbereich, 5,03 Prozent im Kulturbereich (rund 10,07 Millionen Euro) und der Rest im Medienbereich getätigt wurden.

Vorbereitung für Großprojekte wie Wien Holding-Arena laufen weiter

Corona hat zwar in den Vorarbeiten für die aktuellen Großprojekte der Wien Holding teilweise für Verzögerungen gesorgt, gestoppt wurden diese aber nicht. So läuft derzeit der internationale Architekturwettbewerb zur neuen Wien Holding Mega Arena in Neu Marx (Landstraße) weiter, ein Ergebnis wird für Ende des Jahres erwartet.

Was die Neuorientierung der Wiener Stadthalle betrifft, so werden heuer noch die Bausubstanz, die Gebäudestruktur sowie die Substanz der haustechnischen Einrichtungen analysiert. Bei den Vereinigten Bühnen Wien wird die Sanierung des Raimund Theaters planmäßig abgeschlossen. Sofern es die Corona-Situation zulässt, wird das Haus mit der Premiere des Musicals "Miss Saigon" im September 2020 eröffnet.

Auch beim neuen Fernbusterminal in der Leopoldstadt ist man ein gutes Stück weiter: Die Machbarkeitsstudie ist bereits abgeschlossen, in den nächsten Wochen startet der Architekturwettbewerb. Im Logistik-Bereich geht der Hafenausbau weiter. So wird der Hafen Albern nach dem Vorbild des Hafen Freudenau ein neues Hochwasserschutztor erhalten. Und die Flotte der DDSG Blue Danube wird mit einem weiteren Schiff verstärkt. 

Am Großmarkt Wien (Liesing) wurde bereits mit der kompletten Erneuerung der technischen Infrastruktur und der Neuorganisation des Verkehrs gestartet. Im Wohnbaubereich ist für heuer die Errichtung von rund 1.500 neuen Wohneinheiten geplant. Daneben startet in Favoriten die Vorbereitung für das neue Stadtquartier Viola. Für Mitte 2020 wird die Flächenwidmung erwartet, darauf aufbauend starten dann die Bauträgerwettbewerbe. Bei den Bildungsbauten wird die WSE über die WIP Wiener Infrastruktur Projekt Gesellschaft im Jahr 2020 acht Schulen bauen.

Zehn Firmen auf Liste für "Teilverstadtlichung"


Auch bei der neu gegründeten "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH, bei der Stadt auf maximal sieben Jahre und mit maximal 20% bei Wiener Traditionsunternehmen einsteigt, um sie durch die Coronakrise zu begleiten, ging einiges weiter. "Aktuell haben sich zehn Unternehmen gemeldet, mit diesen suchen wir nun Kontakt", so Hanke. Welche Betriebe das sind will der Stadtrat aber noch nicht verraten. 

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