Österreich

Wiener KAV wird zum Gesundheitsverbund

Heute Redaktion
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Wiener Krankenanstaltenverbund wird zum Wiener Gesundheitsverbund (v.l.n.r. SP-Gemeinderätin Birgit Meinhard-Schiebel (Grüne), Susanne Jonak von der Gewerkschaft Younion, KAV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) (c) PID/alexandra Kromus
Wiener Krankenanstaltenverbund wird zum Wiener Gesundheitsverbund (v.l.n.r. SP-Gemeinderätin Birgit Meinhard-Schiebel (Grüne), Susanne Jonak von der Gewerkschaft Younion, KAV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) (c) PID/alexandra Kromus
Bild: zVg

Der Krankenanstaltenverbund bekommt einen neuen Namen und wird zu einer Anstalt öffentlichen Rechts. Gleichzeitig gibt es eine Einigung über das neue KAV-Dienstrecht.

Begonnen hat die Umwandlung der Rechtsform bereits unter der ehemaligen Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), mit Anfang Jänner 2019 sollte sie ursprünglich in Kraft treten. Doch weil Frauenbergers Nachfolger, der amtierende Ressortchef Peter Hacker (SPÖ) mit dem Gesetzesentwurf nicht zufrieden war, wurde der Prozess im vergangenen Sommer gestoppt – "Heute" hat berichtet.

Neue Rechtsform tritt 2020 in Kraft und bringt Personal- und Finanzhoheit

Nun wurden die Ungereimtheiten offenbar aus dem Weg geräumt und der neuen Rechtsform steht nichts mehr im Wege. Ab 1. Jänner 2o2o wird der bisherige Krankenanstaltenverbund nun endgültig zu einer Anstalt öffentlichen Rechts. Parallel dazu erhält der KAV auch einen neuen Namen: Künftig wird er "Wiener Gesundheitsverband" heißen. Mit der Umsetzung folgt die Stadt einer Empfehlung des Rechnungshofs, der im KAV wiederholt schwere organisatorische Mängel kritisierte.

Neben dem Namen wird der KAV ab 2020 eine Personalhoheit, Finanzhoheit, sowie eine neue Führungsstruktur mit Aufsichtsrat und Geschäftsführung bekommen. Das soll dem Unternehmen erleichtern, sich voll und ganz auf seine Kernaufgabe zu konzentrieren: der medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Versorgung der Wienerinnen und Wiener auf höchstem Niveau.

Eine Ausgliederung ist die Umstrukturierung aber nicht. Die Stadt Wien bleibe weiterhin 100%ige Eigentümerin, das Frage- und Auskunftsrecht der Opposition im Gemeinderat bleibe auch beim der neue Gesundheitsverbund erhalten, wurde betont.

Neuer Name soll Geschäftsfelder und Mitarbeiter repräsentieren

Der Name "Wiener Gesundheitsverbund" soll zudem als Dachmarke fungieren und die beiden Geschäftsfelder "Wien Kliniken" und "Wien Pflege" einen. "Mir ist wichtig, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegewohnhäuser durch den neuen Namen genauso repräsentiert fühlen wie die der Krankenhäuser", betonte Hacker, der die Änderungen am Dienstag gemeinsam mit KAV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, der Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen Birgit Meinhard-Schiebel und Susanne Jonak von der Gewerkschaft younion vorstellte.

Daher bleibt auch der Name "Wien Kliniken" erhalten, der schon in Frauenbergers Amtszeit festgelegt wurde. Der KAV hatte seine Mitarbeiter aufgerufen, sich an der Namensfindung zu beteiligen.

Dachmarke nun in allen Einrichtungen präsent



Auch die Einrichtungen des KAV erhalten neue Namen. Die städtischen Krankenhäuser werden in Kliniken umbenannt und mit dem jeweiligen Bezirksnamen versehen. So wird beispielsweise das Krankenhaus Nord künftig "Wiener Gesundheitsverbund – Klinik Floridsdorf" heißen. Aus dem bisherigen Pflegewohnhaus Leopoldstadt wird "Wiener Gesundheitsverband – Pflege Leopoldstadt".

Eine Ausnahme bildet das AKH Wien. Es behält zwar seinen Namen, dennoch wird der Zusatz "Wiener Gesundheitsverbund" vorangestellt.

Leicht verständliche Namen zur besseren Orientierung

"Die neuen Einrichtungsnamen sind kurz und leicht verständlich. Man erkennt auf den ersten Blick, ob es sich um eine medizinische oder pflegetechnische Einrichtung handelt und wo sie liegt", ergänzte Kölldorfer-Leitgeb. Zusätzlich künftig die Generaldirektorin ein einheitliches Corporate Design für das gesamte Unternehmen an.

Neues Design kommt Schritt für Schritt

In den nächsten Monaten wird nun Schritt für Schritt auch die neue Dachmarke umgestellt. Bereits produzierte Drucksorten, die noch das "alte" KAV-Logo tragen werden weiter verwendet, nachgedruckt wird aber bereits das neue des Wiener Gesundheitsverbandes.

Auch die Schilder auf Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen müssen getauscht werden. Wie hoch die Kosten für die Umstellung ausfallen werden, ist noch nicht bekannt, bei der Stadt rechnet man aber langfristig durch die neue, gemeinsame Dachmarke mit einer Reduktion.

Stadt und Gewerkschaft einigen sich über Dienstrecht und Gehaltserhöhung

Strittiger Punkt der Umgestaltung waren bis zuletzt die Dienstverträge, doch auch dafür wurde nun eine Lösung gefunden. "Die Verhandlungen waren langwierig und schwierig", erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft younion Christian Meidlinger in einer Aussendung.

Künftig sollen rund 17.000 Beschäftigte in der KAV-Pflege zusätzlich zur jährlichen Gehaltserhöhung auch ein deutlich spürbares Gehaltsplus bekommen. Gültig ist das seit 1. Jänner 2019, bis die neuen Gehälter ausbezahlt werden, dauere es allerdings noch. "Es müssen erst die Beschlüsse gefasst werden. Die Erhöhung erfolgt aber rückwirkend, es geht also nichts verloren", verspricht Meidlinger.

Eine Erhöhung des Grundgehaltes und ein neues eigenes Schema bekommen alle Pflegeassistenten, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Mitarbeiter der Führungsebenen in der Pflege, die vor dem 1.1.2018 angestellt wurden.

Für Hebammen, den gehobenen medizinisch-technischen Dienst,

den diplomierten medizinisch-technischen Fachdienst sowie medizinische Assistenzberufe, die vor dem 1.1.2018 angestellt wurden, gibt es künftig eine Zulage.

"Insgesamt konnten wir 39 Millionen Euro heraus verhandeln. Das wirkt sich nicht nur jetzt stark am Konto aus, es erhöht selbstverständlich auch die Pensionen", so Meidlinger.

Offenbar nicht alle mit neuer Regelung glücklich

Doch nicht alle scheinen mit der Einigung zufrieden. Gegenüber "Radio Wien", berichtete Personalvertreterin Silvia Tauchner, von "großem Unmut" hinter den Kulissen.

So fühlten sich länger angestellte KAV-Mitarbeiter gegenüber neu Angestellten benachteiligt. Diese bekommen höhere Einstiegsgehälter, hätten später aber eine flachere Gehaltskurve. Diese Lücke wurde auch durch das nun beschlossene Gehaltsplus nicht abgegolten, so der Vorwurf.

Auf der Wiener Petitionsplattform wurde daher eine Online-Petition gestartet, auf der die freiwillige Wahlmöglichkeit zum Wechsel ins neue Besoldungssystem gefordert wird.

Die Petition "Wir fürs Wiener Spitalswesen - Optiermöglichkeit ins neue Besoldungssystem für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KAV" wird derzeit von 395 Personen unterstützt. (lok)