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Wiener Top-Anwalt erwürgt oder erdrosselt

Heute Redaktion
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In einem Waldstück bei Königstetten in Niederösterreich ist Donnerstagvormittag die Leiche des entführten Wiener Wirtschaftsanwalts Erich Rebasso gefunden worden. Er wurde erwürgt oder erdrosselt.

In einem Waldstück bei Königstetten in Niederösterreich ist Donnerstagvormittag die Leiche gefunden worden. Er wurde erwürgt oder erdrosselt.

Der vergrabene Tote wurde zufällig von einem Jäger entdeckt, berichtete die Polizei. Durch einen DNA-Abgleich wurde eindeutig festgestellt, dass es sich um handelt. Laut Obduktion wurde der Anwalt erwürgt oder erdrosselt. "Aufgrund der Beschaffenheit des Körpers kann man davon ausgehen, dass der Todeszeitpunkt schon geraume Zeit zurück liegt", hieß es am Freitag.

, ein 31- sowie ein 35-jähriger Mann, die aus einem Dorf "weit außerhalb von Moskau" stammen, dürften bereits vor der Entführung aus der Innenstadtgarage gewusst haben, dass Rebasso in der Nähe des späteren Fundorts seiner Leiche gewohnt hat. "Im Haus selbst waren sie aber nicht", sagte Polizei-Sprecher Roman Hahslinger.

Es scheint, als hätten die zwei Russen den Wohnort Rebassos zuerst ausgekundschaftet, den Anwalt dann ermordet und anschließend die Leiche nur deshalb in dem Waldstück bei Königstetten vergraben haben, weil sie mit der Gegend bereits einigermaßen vertraut gewesen sind.

Täter waren um Geld geprellte Anleger

Dass es sich um einen Auftragsmord handelte, sei auszuschließen, so Hahslinger. haben.

Am Freitag wurden die zwei Verdächtigen ins gerichtliche Gefangenenhaus in Moskau überstellt. Dort hat der zuständige Untersuchungsrichter abermals 48 Stunden Zeit, um eine etwaige U-Haft zu verhängen. Seitens des Bundeskriminalamtes (BK) ist im Moment nicht geplant, einen Beamten nach Moskau zu schicken, sagte BK-Sprecher Mario Hejl am Freitag. Als Verbindungsmann mit permanentem Wohnsitz in der russischen Hauptstadt stünde derzeit der Attachee zur Verfügung.

Auslieferung scheint unmöglich

Eine Auslieferung der beiden Männer scheint allerdings unmöglich, denn eine Überstellung russischer Staatsangehöriger aus Russland nach Österreich ist laut Justizministerium ausgeschlossen. Artikel 6 des Europäischen Auslieferungsübereinkommens vom 13.12.1957 sehe nämlich vor, dass jeder Vertragsstaat die Auslieferung eigener Staatsbürger ablehnen kann. Russland habe dementsprechend dazu die Erklärung abgegeben, dass Artikel 61 (Teil I) der russischen Verfassung eine Auslieferung eigener Staatsangehöriger verbiete, so eine Sprecherin des Ministeriums.

Tagelange, fieberhafte Suche

Seit dem 27. Juli sein, als er auf dem Weg zu einem Außentermin war. Auf Aufnahmen aus einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie ein fremder Mann zunächst mit Rebassos Mercedes und danach ein weiterer Mann mit einem Mietwagen aus der Garage fährt. Der Mercedes wurde vier Tage später auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums gefunden, der Mietwagen der Leihfirma zurückgebracht. In beiden Fahrzeugen wird Blut des Anwalts gefunden.

In der Zwischenzeit ging bei der Familie Rebasso auch eine Lösegeldforderung ein. Die stammte jedoch nicht von den beiden Festgenommenen persönlich, man gehe aber davon aus, dass sie von Hintermännern versandt wurde. "Von wem, weiß man noch nicht definitiv, aber es gibt Spuren und Vermutungen", hielt sich Polizei-Sprecher Roman Hahslinger bedeckt.

Lesen Sie weiter: So wurde die Leiche gefunden Königstetten, Donnerstag, gegen 9.00 Uhr: Ein Jäger entdeckt, nur rund 20 Meter von jener bekannten Serpentinenstraße entfernt, die hinauf zur Dopplerhütte führt, einen ungewöhnlichen Erdhügel.

Er stochert in dem Hügel herum und stößt auf eine Leiche. Wenig später rückt eine Tatortgruppe der Wiener Polizei an. Vermutlich handelt es sich bei dem Toten um den am 27. Juli in der Wiener City entführten Anwalt Erich Rebasso.

"Der Jäger hat gemeint, er kenne die Gegend sehr gut, deswegen ist ihm der frische Erdhügel gleich ins Auge gestochen", berichtete Polizei-Sprecher Roman Hahslinger am Fundort der Leiche. Die Täter dürften zwar versucht haben, die Stelle mit Blättern, Ästen und Baumstämmen zu "tarnen", dem ortskundigen Weidmann fiel der Hügel dennoch sofort auf.

Familie des Opfers verständigt

Laut Hahslinger habe man schon die Familie des Opfers verständigt und psychologische Hilfe angeboten. Ein Indiz dafür, dass es sich bei der Leiche um Erich Rebasso handelt, sei laut dem Polizei-Sprecher, dass der Mietwagen, in dem der 48-Jährige aus einer Innenstadtgarage entführt worden war, nur eine geringe Strecke zurückgelegt hat: Von dort bis zur Dopplerhütte, die an der Wiener Stadtgrenze liegt, sind es nur rund 25 Kilometer.

Die Identität der Leiche war vorerst nicht feststellbar, so Hahslinger, weil diese "mindestens eine Woche" in dem Waldstück gelegen sei. Endgültige Klarheit könnte aber schon am Donnerstagabend herrschen. Auch die Todesursache soll in Bälde feststehen. Um 16.00 Uhr wurde der Sarg mit Erich Rebasso abtransportiert.

Lesen Sie weiter: Die Chronologie der Ereignisse Seit Ende Juli galt der Wiener Wirtschaftsanwalt Erich Rebasso als vermisst. Am heutigen Donnerstag wurde vermutlich seine Leiche in einem Waldstück bei Königstetten (NÖ) gefunden.

- Freitag, 27. Juli 2012: Der Wiener Wirtschaftsanwalt Erich Rebasso verlässt gegen 14.45 Uhr seine Kanzlei am Stubenring in der Wiener Innenstadt. Er ist auf dem Weg zu einem Termin im südlichen Niederösterreich. Sein Auto, ein Mercedes 300 GD, parkt in der Tiefgarage am Georg-Coch-Platz. Eine dort befindliche Videokamera zeigt, wie Rebasso zu seinem Wagen geht. Kurze Zeit später zeichnet eine Kamera bei der Ausfahrt einen fremden Mann am Steuer von Rebassos Auto auf.

Nachdem der Anwalt nie bei seinem Termin ankommt, versucht gegen 15.30 Uhr eine Kanzleimitarbeiterin ihren Chef am Handy zu erreichen. Ohne Erfolg. Das Mobiltelefon dürfte zum Zeitpunkt der Entführung abgeschaltet worden sein. Es kann nicht mehr geortet werden.

- Samstag, 28. Juli 2012: Der 48-Jährige wird vermisst gemeldet. Die Polizei nimmt ihre Ermittlungen auf.

- Dienstag, 31. Juli 2012: Am Parkplatz eines Einkaufszentrums in Wien-Simmering, Awarenstraße 5, wird um 15.25 Uhr das Auto des Vermissten von einer Funkstreife gefunden.

- Mittwoch, 1. August 2012: Die Polizei geht mittlerweile von einem Verbrechen aus und wendet sich mit einem Foto des Vermissten an die Öffentlichkeit. Zudem erhoffen sich die Ermittler der Gruppe Hoffmann des Landeskriminalamtes Wien Hinweise und stellen folgende Fragen: Hat jemand Informationen zum Aufenthaltsort des Vermissten? Hat jemand Rebasso am 27. Juli gegen 14.45 Uhr in der Nähe seiner Kanzlei in der Stubenbastei gesehen?

- Donnerstag, 2. August 2012: Nur wenige Hinweise aus der Öffentlichkeit gehen bei der Polizei ein. Die Spurensuche am Auto des Entführten wird abgeschlossen - der Wagen wird wieder der Familie übergeben. Gefundene Blutspuren werden dem Opfer zugeordnet. Nur langsam fügt sich das Puzzle zu einem Bild.

- Freitag, 3. August 2012: Es wird bekannt, dass die Täter bei der Entführung einen Mietwagen verwendet haben. Das Auto ist auf den Bildern einer Überwachungskamera in der Tiefgarage zu sehen, als es nach dem Mercedes des Anwalts aus der Ausfahrt fährt. Das Auto wird nach der Entführung der Mietwagenfirma zurückgegeben. Im Wagen wird ebenfalls Blut des Anwalts gefunden. Angemietet wurde der Pkw von zwei Russen, indem sie ihre echten Pässe als Dokumente hinterlegten. Somit verdichten sich die Hinweise in Richtung Russland.

Der Hintergrund: Rebasso hat dort zahlreiche Klienten. Sein Name fiel vor Jahren in einem Fall um einen Anlegebetrug in Russland, wo zig Privatanleger um hohe Geldsummen geprellt wurden. Er selbst soll daran nicht beteiligt gewesen sein und erstattete damals in Österreich Selbstanzeige, um zu beweisen, dass er in die Betrügereien nicht verwickelt ist. Das Verfahren gegen ihn wurde später eingestellt. Dennoch langten weiterhin schriftliche Drohungen in der Anwaltskanzlei Rebassos ein. Beamte des Bundeskriminalamtes reisen deshalb nach Moskau, um das Landeskriminalamt Wien bei den Ermittlungen zu unterstützen.

- Dienstag, 14. August 2012: Medien berichten, dass es kurz nach der Entführung doch eine Lösegeldforderung an die Familie Rebassos gegeben hat. In einem Mail werden 500.000 Euro Lösegeld für den entführten Wirtschaftsanwalt verlangt, dann würde Rebasso freigelassen. Kurze Zeit später werden zwei Männer in Moskau verhaftet. Es handelt sich um jene beiden Russen, die in Wien das Mietauto geliehen haben, in dem Blutspuren Rebassos gefunden wurden. Das Mail mit der Lösegeldforderung dürfte jedoch nicht von ihnen stammen, die Polizei geht von Hintermännern aus.

 - Donnerstag, 16. August 2012: In einem Waldstück bei Königstetten in Niederösterreich wird vermutlich die Leiche des Entführten gefunden. Der Tote wird zufällig von einem Jäger entdeckt. Die Polizei muss nun mittels DNA-Probe überprüfen, ob es sich tatsächlich um den Advokaten handelt. Zeitgleich soll in Moskau entschieden werden, ob über die beiden Verdächtigen U-Haft verhängt wird.