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Wiener Traditionsunternehmen ist seit 2021 klimaneutral

Vereinigte Eisfabriken und Kühlhallen in Wien setzen auf Nachhaltigkeit: Der Strom wird zu 100% aus PV-Anlagen und Wasserkraft gewonnen.

Irma Basagic
Vereinigite Eisfabriken und Kühlhallen verfügen über eine der größten PV-Anlagen in Wien.
Vereinigite Eisfabriken und Kühlhallen verfügen über eine der größten PV-Anlagen in Wien.
Foto: Katharina Schiffl

PROJEKTNAME: Klimaneutrale Eisfabriken
NAME DES UNTERNEHMENS: Vereinigte Eisfabriken und Kühlhallen in Wien, reg. Gen.m.b.H.
KATEGORIE: Unternehmen
THEMENBEREICH: Energie
TEILNEHMERZAHL: 30
PROJEKTSTART: 2020
STATUS: ist immer noch aktiv
REGION: Wien
INSTITUTIONALISIERT ALS: Als Unternehmen
WIRKUNGSFELD: Kleiner, lokaler Bereich (Stadtbezirk)
HOMEPAGE: https://www.cafelechner.com/

Darum geht es beim Unternehmen "Nachhaltiges und sinnvolles Wirtschaften"

Die Vereinigte Eisfabriken und Kühlhallen in Wien bestehen bereits seit 1898 und sind eine der ältesten noch aktiven Genossenschaften in Österreich, die in den letzten Jahren immer mehr auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesetzt haben. Seit März 2020 hat die Vereinigung eine der größten PV-Anlagen in Wien in Betrieb: mehr als 15 % des Strombedarfs werden dadurch gedeckt. Dabei wird der Reststrom zu 100 % aus Wasserkraft bezogen.

Das Unternehmen ist schon seit 2020 gasfrei, geheizt wird bei Bedarf mit einer Maschinenabwärme. Die Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen in Wien sind allein durch ihr Kerngeschäft, Kühlleistungen zur Lagerung von verderblichen Produkten zur Verfügung zu stellen, ein sehr großer Energieverbraucher.

Aus Eigeninitiative setzt das Unternehmen seit 2020 verstärkt auf Nachhaltigkeit und ist seit dem Jahr 2021 klimaneutral. Zusätzlich ist das Unternehmen seit 2022 CSR-Zertifiziert und bekennt sich zu den 17 SDGs.

Heute For Future-Award im Gespräch mit Bernhard Fritsch

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    Die PV-Anlage der Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen in Wien
    Die PV-Anlage der Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen in Wien
    Foto: zVg

    Was zeichnet das Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?

    Trotz teilweise schwieriger Rahmenbedingungen, (Corona Pandemie, Angriffskrieg und die daraus resultierenden Folgen) haben wir in den vergangenen Jahren mehrere Investitionen getätigt, um unserem Ziel der Energieeffizienz näher zu kommen getätigt.

    Das für die Kälteerzeugung notwendige Maschinenhaus wurde für eine Gesamtsumme von 1,8 Millionen Euro neu gebaut, um die benötigte Strommenge zu reduzieren und zur selben Zeit eine Erhöhung der Ausfallssicherheit zu erhalten. Um den Stromverbrauch, welcher aus dem öffentlichen Netz bezogen wird, zu reduzieren, haben sich die VEKH dazu entschlossen, im März 2020 eine der größten innerstädtischen Photovoltaikanlagen in den Betrieb zu nehmen.

    Dadurch wurde es möglich ca. 12% des Gesamtjahresverbrauches selbst zu erzeugen. Diese Anlage wurde im Jahr 2022 bereits um weitere knapp 20% erweitert, wodurch die Menge an zugekauftem Strom erneut reduziert werden konnte. Der benötigte Reststrom wird zu 100% aus nachhaltigen Quellen bezogen, um die Auswirkung auf die Umwelt weiter so gering wie möglich zu halten.

    Die aus dem Prozess der Kälteerzeugung gewonnene Maschinenabwärme wird genutzt, um alle Räumlichkeiten des Betriebes heizen zu können. Dieses Vorhaben ermöglichte uns 2019 vollständig auf den Zukauf von Erdgas zu verzichten – wir sind nachhaltig gasfrei!

    In Kooperationsprojekten mit namhaften Energielieferanten wird weiterhin versucht, die noch vorhandene überschüssige Abwärme weiter nutzen zu können.

    Im Jahr 2021 haben sich die VEKH dazu entschlossen, sich neben der Einführung eines Umweltmanagements gem. ISO 14001 und eines Energiemanagements gem. ISO 50001 auch als "klimaneutrales Unternehmen" zertifizieren zu lassen.

    Die dafür notwendigen Kompensationszertifikate werden über ein zertifiziertes Unternehmen bezogen – die ausgewählten Projekte haben immer einen Österreichbezug (Bspw. Erhaltung des Moores im Naturpark Karwendel).

    Weiters wurden in den Jahren 2021-2022 sämtliche Tiefkühlräume mit Paneelen neu ausgestattet, um den Kälteverlust in den Räumen zu minimieren, sowie den Energieeintrag/-verbrauch zu reduzieren. Durch eine Erhöhung des Dämmwertes konnte der Kältespeicher innerhalb unserer Räumlichkeiten erhöht werden.

    Für die nächsten Jahre ist die erneute Erweiterung der PV-Anlage in Planung, um hier den zugekauften Strombedarf erneut reduzieren zu können. Weiters wird an eine Investition in einen Windpark gedacht, um den Ausbau der nachhaltigen Energien in Österreich aktiv zu fördern.

    Zusätzlich haben sich die Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen im Winter 2022 dazu entschlossen, im Rahmen der "tele Klimainitiative" 5.000 m² Urwald in Österreich für 100 Jahre zu sichern. Pro Hektar Wald (durchschnittlich div. Altersstufen und Vitalität) werden pro Jahr ca. 8 t Kohlendioxid durch seinen Biomassezuwachs gespeichert, im Waldboden weitere 2 t. Insgesamt also ca. 10 t CO2.

    Der seriöse Durchschnitt der CO2-Bindung im Wald liegt bei ca. 10 Tonnen pro Hektar und Jahr - Bei 5000 m² sind dies also ca. 5 t CO2 jährlich oder 500 t über die nächsten 100 Jahre. Ziel der Vereinigten Eisfabriken ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen, Mitarbeiter zu motivieren und niemals aufzuhören Prozesse zu hinterfragen, um eine kontinuierliche Verbesserung zu erzielen.

    In regelmäßigen Schulungen sensibilisieren wir alle unsere Mitarbeiter darauf, "energiefressende" Quellen zu identifizieren, um diese nachhaltig optimieren zu können. Nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir weiter in eine nachhaltige Zukunft schauen!

    Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?

    Innerhalb von Österreich wäre eine Vereinfachung der Energieverteilung ein hilfreicher Aspekt. Gerade im Bereich der nachhaltigen Energie ist es oft in Wien nicht immer leicht, ausreichende Angebote zu finden.

    Wenn man hier andere Bundesländer bei der Partnerwahl mit einbindet, muss einem Bewusst sein, dass Netztransferkosten anfallen.

    Aus unserer Sicht würde der Wechsel zu nachhaltigen Energiequellen vielen leichter fallen, wenn es hier seitens der Regierung eine Annullierung dieser Kosten gäbe, um einen Wechsel attraktiver zu machen.

    Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein, dass Ihr Projekt anderswo nachgemacht werden könnte?

    Unternehmen die sich dazu entschließen unseren Weg zu gehen, müssen die Bereitschaft haben, alle laufenden Prozesse zu durchleuchten. Wir haben es uns als Ziel gesetzt, jede eingesetzte Ressource bestmöglich auszunützen, sodass nichts verschwendet wird.

    Das gilt für die klassische "Manpower" aber auch für Energie, Wärmequellen oder bauliche Substanzen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die notwendigen Extrameter welche gegangen werden müssen, am einfachsten sind, wenn das gesamte Team an einem Strang zieht.

    Unsere Mitarbeiter.innen stehen zu unseren Maßnahmen und Überlegungen und dienen als Multiplikatoren für unseren Erfolg - ohne Zweifel ein wesentlicher Teil unserer Leistung!

    Haben Sie sich am Beginn Ihres Projektes an einem anderen Modellprojekt orientiert?

    Nein.

    Ist Ihr Projekt bereits in anderen Regionen nachgemacht worden?

    Nein.

    Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte?

    Ja, auch im Ausland.