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Wieso Modebrands jetzt auf Tiktok-Stars setzen

Zum allerersten Mal schickt die Lieblings-Plattform der Gen Z drei auserwählte Content Creator an die Fashion Weeks. Wem das was bringen soll.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Dem 25-jährigen Tyler Gaca folgen 290.000 Menschen auf Tiktok. Eigentlich ist er Kunstlehrer am Columbus College of Art & Design in Ohio. Auf der chinesischen Videoplattform, wo jeder gepostete Inhalt das Potenzial hat, viral zu gehen, macht er allerdings Comedy – und seine Fans lieben ihn dafür.

Genau das will sich das Marketingteam der Fashion Week in New York nun offenbar zu Nutze machen. Es hat Tyler zusammen mit seinen beiden Tiktok-Kolleginnen Cosette Rinab und Taylor Hage eingeladen, sich den ganzen Modetrubel in dieser Woche mal ein bisschen genauer anzuschauen. Und natürlich darüber zu berichten.

Kein typischer Frontrow-Anblick

Ein schlauer Move: Denn obwohl auch die beiden Frauen aus der Runde je über eine Million Follower haben und in ihren Videos gerne mal ein paar Sneakers von Nike oder eine Shopping-Bag von H&M in die Handykamera halten, ist keine von ihnen die typische Influencerin. Weder Tyler, noch Cosette oder Taylor sieht nach einer überstylten, glattgebügelten Besetzung für die Frontrow aus. Sie sind nahbar. Das, was die Gen Z an ihnen liebt.

Und genau diese Generation der unter 25-Jährigen gilt es als Brand jetzt anzulocken. Der Hype um Influencer – die Jünger der Millennials – ist langsam aber sicher abgeflacht und auf Instagram und Youtube tummeln sich unzählige Ads und Kampagnen, die sich gegenseitig kannibalisieren.

Es ist für Moderiesen an der Zeit, junge, neue potenzielle Kunden an sich zu binden – und was eignete sich dafür besser als Tiktok, das mit 680 Millionen (!) aktiven Usern die Social-Media-Plattform der Stunde ist?

"Tiktok braucht mehr als Tanzvideos"

"Die Fashion Weeks sind aus PR-Sicht wie ein Friedhof – alles ist ruhig und aufgeräumt. Ein paar frische, kreative Gesichter können deshalb nicht schaden", meint die Digitalexpertin Vic Drabicky gegenüber der Mode-Insider-Plattform "Business of Fashion".

Aber natürlich wird auch Tiktok von so einer Kollaboration profitieren: "Tiktok kann sich nicht für immer um 15-Jährige drehen, die nur Tanzvideos machen." Es brauche mehr Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit, so die Expertin. "Die Zusammenarbeit mit der Fashion Week kann die Credibility durchaus fördern."

Es ist das erste Mal, dass Tiktok sich unters Modevolk mischt: Zwar haben Brands wie Burberry und Calvin Klein schon Ads auf der Plattform geschalten, und das Label Celine mit einem Tiktok-Star als Model in seiner neuen Kampagne ein wenig Aufmerksamkeit generiert – aber für das Erstellen von Content durften die Tiktoker noch nie herhalten.

Für diese Premiere arbeitet die Videoplattform übrigens mit IMG zusammen – die Agentur, die die NYFW produziert. Angeblich unbezahlt. Laut "BoF" soll die PR-Firma KCD alles für die drei Tiktok-Creator organisiert haben: Plätze in der Frontrow, Behind-the-Scenes-Einblicke bei Shows von Anna Sui und Rag & Bone und Plätze für die Aftershowparty bei Bulgari.

Wie diese Aktion bei den Followerinnen ankommen wird, bleibt abzuwarten. Die Gen Z ist in Sachen Werbeversprechen ja bekanntlich etwas kritischer als ihre Vorgänger-Generation.