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Diese Tiere können andere mit Krebs anstecken

Anders als Menschen können Beutelteufel Krebserkrankungen weitergeben. Erst jetzt konnten Wiener Forscher den Mechanismus dahinter entschlüsseln.

Heute Redaktion
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Normalerweise können Krebstumore nur in dem Organismus wuchern, aus dessen Zellen sie entstanden sind – auch beim Menschen.

Anders beim Tasmanischen Teufel (Sarcophilus harrisii), der heute nur noch in Tasmanien – einer Insel ungefähr 240 Kilometer südlich des australischen Festlands – anzutreffen ist. Unter den Tieren breitet sich seit rund 20 Jahren die hochansteckende Krebserkrankung Devil Facial Tumour Disease (DFTD, siehe Infobox) aus. Schätzungen zufolge sind bereits rund 90 Prozent der wild lebenden Tiere davon betroffen. Tendenz steigend.

Jahrzehnte altes Rätsel gelöst

Übertragen wird DFTD durch Bisse, die in der Paarungszeit oder bei Kämpfen um Nahrung recht häufig vorkommen. Dabei gelangen einzelne Krebszellen auf den Partner oder Gegner und können sich dort ansiedeln.

Wie dieser Krebs ansteckend wurde, und wodurch er dem Immunsystem seiner ansonsten gesunden Empfänger entkommt, war bislang völlig unklar. Doch nun bringen Wissenschaftler um Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) Licht ins Dunkel.

Hochansteckend und tödlich

Durch den Gesichtskrebs (DFTD, Devil Facial Tumour Disease) werden die bis zu 70 Zentimeter langen und zwölf Kilogramm schweren Tiere grässlich entstellt. Viele verenden qualvoll, weil sie wegen der Geschwüre in Mund und Rachen nicht mehr fressen können. Die Krankheit wurde erstmals 1996 entdeckt. (Bild: picturedesk.com)

Umbau von Zellen

Im Fachjournal "Cancer Cell" berichten sie davon, dass bestimmte Rezeptormoleküle auf der Oberfläche der Krebszellen, die sogenannten ERBB-Rezeptoren, eine ungewöhnlich hohe Aktivität aufweisen. Diese Rezeptoren senden Signale an das Zellinnere, die über STAT3 genannte Proteine Einfluss auf das Erbgut der Zelle nehmen.

In Folge komme zu es zu einem regelrechten Umbau der Zelle: Die Anzahl der Moleküle, die dem Immunsystem zur Erkennung der Zelle dienen, wird reduziert, während sich gleichzeitig die Zellteilung beschleunigt und Faktoren für die Metastasierung der Tumorzellen verstärkt produziert werden.

Erkenntnisse auch für den Menschen relevant

Nachdem der Mechanismus entschlüsselt war, schalteten die Forscher die ERBB-Rezeptoren aus. So gelang es ihnen, die Krebszellen mithilfe eines Medikaments erfolgreich zu töten. "Dies könnte eine wichtige Rolle spielen, um diesen übertragbaren Tumor zu behandeln, bevor der Tasmanische Teufel vollständig ausgerottet wird", so Bergthalers Kollegin Lindsay Kosack in einer Mitteilung.

Doch auch für den Menschen können die neuen Erkenntnisse dereinst einmal relevant werden. "99,1 Prozent des STAT3-Proteins vom Tasmanischen Teufel sind mit dem des Menschen identisch", so Bergthaler. Zudem seien viele der Gene, die von STAT3 in den Tieren aktiviert werden, auch in menschlichen Krebsarten aktiv.

Dass auch menschliche Krebserkrankungen künftig ansteckend werden könnten, hält Bergthaler jedoch für unwahrscheinlich, wenngleich er es nicht völlig ausschließt. Abgesehen von den entsprechenden molekularen Mechanismen, die dafür entstehen müssten, sei die Menschheit genetisch viel durchmischter und daher widerstandsfähiger als die abgeschiedene Population von Beutelteufeln in Tasmanien.

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