Politik

Wirbel um SJ-Protest bei Mauthausen-Gedenkfeier

Gestern gedachten rund 9.000 Anwesende aus aller Welt der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen. Für Aufsehen sorgte eine Protestaktion.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Alljährlich findet am 5. Mai eine Gedenkfeier in Mauthausen statt, die an die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslager erinnern soll. Im Zuge der gestrigen Veranstaltung, sorgte eine Protesaktion der Sozialistischen Jugend für Aufsehen.

SJ kritisiert Kurz

Die Sozialistische Jugend und allen voran ihre Chefin und EU-Wahl-Kandidatin der SPÖ Julia Herr protestierten im Rahmen des Gedenkens gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ. Auf Schildern benannten die Aktivisten 60 "Einzelfälle", die mögliche Verbindungen der FPÖ in die Neonazi-Szene aufzeigen sollten.

Ein Bild zeigt Julia Herr stehend neben Bundeskanzler Sebastian Kurz, der auf einem Stuhl sitzt. Auf dem Schild, das die SJ-Chefin präsentiert ist zu lesen: "FPÖ-Gemeinderat schickt Weihnachtsgrüße mit Nazi-Propaganda"

Auf einem anderen Foto sieht man die österreichische Regierungsspitze mit Kanzler Kurz und "Vize" Strache durchgestrichen. Daneben wird ein Schild präsentiert, auf dem der Slogan "Wehret den Anfängen" durch "Wehret dem Zustand" ersetzt wird.

Auch Fakes waren im Umlauf

Die Aktion der SJ sorgte auch in sozialen Medien für einigen Wirbel. Nicht alle sind mit der Protestform und dem Rahmen des dargebrachten Widerstands einverstanden. So waren auch durch Fotomontage veränderte Bilder im Umlauf.

Betroffen dieser Fakes war das zuvor geschilderte Sujet, bei dem Herr neben Kurz steht. Auf den Montagen wird Herr vorgeworfen, die Gedenkveranstaltung für den EU-Wahlkampf zu missbrauchen.

Neben Zeitzeugen und Überlebender des KZ Mauthausen nahmen auch dieses Mal Vertreter zahlreicher Glaubensgemeinschaften und hochrangige Politiker an der Veranstaltung teil. Vertreter der regierenden FPÖ waren nicht anwesend – sie waren, wie schon in der Vergangenheit, nicht eingeladen worden.

Deutsch kritisiert nicht eingeladene FPÖ

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch sprach mahnende Worte und kritisierte auch die aktuelle Politik einiger politischer Kräfte in Europa. Er sprach von einer Entmenschlichung, die in den 1930er- und 1940er-Jahren schrittweise stattgefunden hätte.

Die Pogrome gegen die Juden seien durch Gerüchte ausgelöst worden. Gerüchte dieser Art würden heutzutage von Spitzenpolitikern gestreut werden. Deutsch nannte den Ministerpräsidenten von Ungarn (Viktor Orban, Anm.) und Polens Regierung. Die FPÖ nannte er nicht namentlich, aber "auch in Österreich sind es Spitzenvertreter einer Regierungspartei, die Verschwörungstheorien verbreiten", so Deutsch laut APA-Zitat.

Herr erneut in der Kritik

Für SJ-Politikerin Julia Herr ist es nicht das erste Mal, dass sie in der Kritik steht. Erst vor ein paar Tagen wurde sie attackiert, weil sie Sympathien für den deutschen Juso-Politiker Kevin Kühnert geäußert hat, der für die Verstaatlichung von erfolgreichen Unternehmen eingetreten ist.

Die junge ÖVP wirft Herr in einer Aussendung vor die Veranstaltung missbraucht zu haben um "billiges politisches Kleingeld zu wechseln". Auch ein Seitenhieb auf rot-blaue Koalitionen bleibt in der Aussendung nicht aus.

(mr)