Niederösterreich

Trotz Lockdowns gibt es in diesen Schulen Unterricht

Trotz Lockdowns findet auch Unterricht in Schulen statt, wie etwa in der HTL St. Pölten. Eltern zeigen sich wegen möglicher Covid-Infektionen besorgt.
Erich Wessely
16.11.2020, 13:31

Aufregung um den Schul-Lockdown in Österreich, denn nicht überall wird ein reiner Distance Learning-Betrieb praktiziert, es gibt auch Unterricht in den Schulen. Ein betroffener Vater kritisiert: "Während sich ganz Österreich auf einen Lockdown vorbereitet, die Wirtschaft einmal mehr einen herben Schlag erleidet, die Gastro sowieso praktisch am Boden liegt, plant der Direktor der HTL St.Pölten, den fachpraktischen Unterricht und auch den Laborunterricht als Präsenzunterricht fortzusetzen."

Kritik an Verordnung des Ministeriums

Die HTL beziehe sich laut dem besorgten Vater dabei auf eine Verordnung des Ministeriums, "welche ebenso unkonkret und 'wischi-waschi' ist, wie viele andere Maßnahmen auch. Wären alle Schulen offen, gäbe es hier sicher keinen Grund zur Besorgnis. Aber Volksschulen und Kindergärten sind praktisch dicht, Teile einer berufsbildenden Schule nicht? Dabei wäre das Alterssegment sicher nicht das betreuungsintensivste, jedoch sicher eines der kontaktfreudigsten." Der Vater vermutet, dass sich die Regierung Geld ersparen will, es so auch keinen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit für Eltern gibt.

"Sehr schwer, Abstand einzuhalten"

"Die Schüler kommen mit den Öffis zur Schule. Natürlich ist es hier sehr schwer, den Abstand einzuhalten. Die Schüler arbeiten auf engstem Raum zusammen. Weiters muss ich betonen, dass die Schüler nicht nur ein Mal die Woche in der Schule vor Ort sind, sondern im Extremfall drei bis fünf Mal. Die Verordnung sieht das anders vor. Hier scheint die Vernunft einfach nicht vorhanden zu sein", kritisiert der Vater.

Stellungnahme der Bildungsdirektion

Bildungsdirektor Johann Heuras hielt Rücksprache mit Direktor der HTL St. Pölten: „Ja es gibt in den Werkstätten bzw. Labors zwei bis drei Kleingruppen mit je circa zehn Schülern. Es ist alles konform der Verordnung Stand Montag", heißt es seitens der Bildungsdirektion. Alles wo gewerkt, gehobelt wird, könne man nicht im Home Office machen.

Was bei den Pressekonferenzen der Regierungsspitze vergessen bwz. nicht klar kommuniziert wurde, findet sich in dem Schriftstück, den ergänzenden Maßnahmen der COVID-19-Schulverordnung 2020/21 (C-SchVO 2021/21), das am 17. November in Kraft tritt.

Beilage zum Erlass des BMBWF GZ 2020-0.748.656
Screenshot

So heißt es in Punkt 2.2 Distance-Learning auf der Sekundarstufe II (mit Ausnahme Polytechnischer Schulen) § 34 Abs. 3 C-SchVO § 34: "Die Schulleitung oder die Schulbehörde können für die Schulen der Sekundarstufe II (mit Ausnahme der Polytechnischen Schulen) für einzelne Schulstufen, Klassen oder Gruppen Ausnahmen vom ortsungebundenen Unterricht anordnen. D.h. die ab dem 3. November 2020 geltenden Regelungen bleiben aufrecht":

- bei Bedarf schulautonom Gruppenunterricht in Präsenz (im Sinne eines Tutoriums)

- je Unterrichtsgegenstand nicht öfter als einmal in der Woche

- in Kleingruppen von max. 9 Schülerinnen und Schülern; temporär größere Gruppen möglich – unter Einhaltung der Abstandsregeln, MNS-Pflicht, nicht mehr als 25 % der Schüler/innen der Sekundarstufe II am Schulstandort

- (fach-)praktischer Unterricht in Kleingruppe

Zur Erklärung: Die Sekundarstufe I endet mit der 8. Schulstufe. Anschließend beginnt für Schüler grundsätzlich die Sekundarstufe II, welche mit den allgemein bildenden höheren Schulen, der berufsbildenden höheren Schule, der berufsbildenden mittleren Schule und der polytechnischen Schulen insgesamt vier Bildungsalternativen bietet.

Unterricht in Werkstätten und Labors

Martin Pfeffel, Direktor der HTL St. Pölten, erklärt gegenüber "Heute": "Es gibt bei den Sekunderstufen II die Möglichkeit, Unterricht in Kleinstgruppen vor Ort abzuhalten, bei uns in der HTL in St. Pölten betrifft das die Werkstätten und die Labors. Hier arbeiten Schüler in Kleinstgruppen von acht bis neun Schülern." Es sei nicht so leicht, einfach alle Schüler in den Distance-Learning-Betrieb zu schicken, denn für die Schüler sind gewisse Stunden verpflichtend zu absolvieren. Wenn diese Stunden bzw. Fächer nicht absolviert werden, müssen sie etwa in Form einer Ferialpraxis nachgeholt werden. 

Insgesamt gibt es in der HTL St. Pölten 1.720 Schüler, davon werden momentan rund 100 bis 180 Schüler täglich vor Ort in den Labors und Werkstätten unterrichtet: "Und auch nicht alle gleichzeitig und nur in Kleinstgruppen", erklärt der Direktor. 

Ähnlich ist die Situation in der HTL Mödling: "Es gibt den fachpraktischen Unterricht mit Kleingruppen", so Direktor Hannes Sauerzopf gegenüber "Heute". Von den rund 3.300 Schülern wird etwa ein Viertel in der Schule unterrichtet. Die Hygiene-Auflagen werden dabei alle strikt umgesetzt, es gibt auch eine Maskenpflicht in den Innenräumen. Zumindest die Schularbeiten konnten vor dem Lockdown alle abgearbeitet werden.

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