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Wird "AutoChess" das neue "Fortnite"?

Heute Redaktion
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Ein neues Genre ist drauf und dran, die Game-Welt zu erobern. "Autobattler" schicken Spieler gegeneinander in automatisierte Taktikschlachten.

Eine Tendenz zum Hype hatte die Zockerszene schon immer, das liegt bei Games gewissermaßen in der Natur der Sache. Doch seit "PUBG" und vor allem "Fortnite" gezeigt haben, dass man mit einer simplen Idee eine ganze Branche auf den Kopf stellen kann, schielt man noch stärker auf das potenziell nächste große Ding.

Tatsächlich könnte bald ein neues Genre "Fortnite" und allen anderen Battle-Royale-Spielen Konkurrenz machen. Im Gegensatz zu BR-Shootern entscheidet bei diesen Spielen jedoch nicht etwa die Fähigkeiten über Sieg oder Niederlage, sondern hauptsächlich die Strategie. Denn die Kämpfe trägt der Computer allein aus. Sogenannte Autobattler schicken Spieler gegeneinander in Schlachten auf einem Schachbrett, auf dem Armeen aus taktisch zusammengestellten Einheiten selbstständig Kämpfe gegeneinander austragen.

"AutoChess" als Vorreiter

Groß gemacht haben den neuen Trend die beiden Publisher der führenden Mobas (Multiplayer Online Battle Arena). Valve hat eine offizielle Adaption des "Auto Chess"-Mods für "Dota 2" umgesetzt ("Dota Underlords"), "League of Legends"-Entwickler Riot Games hat "Teamfight Tactics" nachgeschoben. Den Ball ins Rollen gebracht hat das Free-to-play-Mobilegame "AutoChess".

Das Spiel aus dem chinesischen Drodo-Studio ist sozusagen der Prototyp des Autobattler. Man tritt darin gegen sieben Gegner an und wird Runde für Runde vor neue Entscheidungen gestellt. Die Einheiten sind nach klassischem Muster angelegt und verteilen sich auf verschiedene Klassen. Es gibt Nahkämpfer, Fernkampfeinheiten, Magier, Meuchelmörder und Helfer. Jede Einheit verfügt über einen normalen Angriff und eine Spezialfähigkeit. Gewinner erhalten Gold. Damit stellt man eine neue Auswahl zusammen, um in die nächste Schlacht zu ziehen.

So wie es einem gerade passt, sollte man seine Armee dabei nicht zusammenstellen. Die Figuren sollten miteinander harmonieren. Eine optimale Mischung aus Offensive und Defensive sowie eine gute Balance bei Rassen und Klassen sind von Vorteil. Dieses Experimentieren mit der eigenen Aufstellung ist einer der Spaßfaktoren. Rassen und Klassen werden mit einfachen Symbolen dargestellt, Synergien werden zusätzlich eingeblendet. Wer gern vorausplant, kann jederzeit einen Blick auf die Aufstellungen der Gegner werfen.

Machtlos und Spaß daran

Zu Beginn einer Schlacht hat man jeweils hundert Lebenspunkte. Verliert man gegen einen Mitspieler oder den Computer, werden Punkte abgezogen. Je deftiger die Niederlage, desto mehr Punkte fallen weg. Wer bei null angelangt ist, scheidet aus – bis am Ende nur noch ein Spieler übrig ist.

Ob "AutoChess" wirklich das neue "Fortnite" wird, wird sich zeigen. Ein Millionenpublikum hat das Spiel jedenfalls innerhalb kurzer Zeit anziehen können. Tatsächlich zeigt das Autobattler-Genre einmal mehr, dass gute Ideen nicht immer nur von den Entwicklern kommen müssen. "AutoChess" bietet einen einfachen Einstieg, ist relativ leicht zu lernen, entfaltet dann aber immer mehr Tiefgang, der durchaus süchtig machen kann.

Stärke und Schwäche zugleich ist dabei das Zufallsprinzip, wenn der Computer alle Pläne über den Haufen wirft – oder die eigene Strategie besser als je erträumt vorantreibt. Das Spiel lebt von einer gewissen Machtlosigkeit, die Verzweiflung und Freude auslösen kann. Das ist auch auch bei den auf PC-spielbaren Autobattler "Dota Underlords" und "Teamfight Tactics" der Fall. Ob dieses Prinzip den aktuellen Hype rechtfertigt, kann nun jeder selbst entscheiden. (str)