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Wird Transsibirische Bahn bis Wien verlängert?

Heute Redaktion
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Ein seit Tagen an der Grenze feststeckender russischer Hilfskonvoi rollte am Freitag zumindest teilweise ohne Zustimmung der Ukraine in das ostukrainische Krisengebiet. In Kiew spricht man von "russischer Invasion". Österreichs Wirtschaft spürt derweil bereits den Ukraine-Konflikt und hofft gleichzeitig, dass die Transsibirische Eisenbahn von Russland nach Wien verlängert wird.

Ein seit Tagen an der Grenze feststeckender russischer Hilfskonvoi rollte am Freitag zumindest teilweise ohne Zustimmung der Ukraine in das ostukrainische Krisengebiet. In Kiew spricht man von "russischer Invasion". Österreichs Wirtschaft spürt derweil bereits den Ukraine-Konflikt und hofft gleichzeitig, dass die Transsibirische Eisenbahn von Russland nach Wien verlängert wird.

Russland ließ LKWs seines seit Tagen an der Grenze festsitzenden Hilfskonvois auch ohne das Einverständnis Kiews am Freitag in Richtung der umkämpften ostukrainischen Region Lugansk losfahren. "Wir ertragen die offenen Lügen und die Weigerung, eine Einigung zu erzielen, nicht länger - Russland hat beschlossen, zu handeln", erklärte das Außenministerium in Moskau am Freitag.

"Unser humanitärer Hilfskonvoi startet in Richtung Luhansk", hieß es weiter. Wegen offener Sicherheitsfragen hatte der Konvoi tagelang an der Grenze gewartet. Rund 100 der insgesamt 280 weißgestrichenen Fahrzeuge hätten jetzt den Übergang Donezk-Iswarino passiert. Kiew sprach von einer "direkten Invasion".

"Direkte Invasion Russlands"

Die Führung in Kiew bestätigte, dass rund 90 Lastwagen ohne ukrainische Zustimmung und ohne Begleitung des Roten Kreuzes losgefahren seien. "Es handelt sich um Militärfahrzeuge unter dem zynischen Deckmantel des Roten Kreuzes", sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes SBU, Valentin Nalywajtschenko. "Wir betrachten dies als eine direkte Invasion Russlands in die Ukraine", erklärte der Chef des Sicherheitsrates, Walentin Naliwaytschenko.

Die Lastwagen haben nach Angaben Moskaus 1.800 Tonnen Hilfsgüter für die Bevölkerung der Ostukraine geladen. Kiew hatte befürchtet, dass Russland in dem Konvoi Waffen für die Regierungsgegner in der Ostukraine schmuggeln könnte, und bestand deshalb auf einer Inspektion der Ladung.

Transsib-Verlängerung wieder Thema

Abseits der Ukraine-Krise brach auch die seit Jahren diskutierte Verlängerung der Transsibirischen Eisenbahn bis Wien wieder auf, um Güter aus Asien schneller transportieren zu können. Der ÖVP-Wirtschaftsbund will das Projekt im Sinne österreichischer Firmen und angesichts der Ukraine-Krise vorantreiben.

Der Transport von Hightech-Gütern wie Computer- und Autoteilen von Asien nach Europa dauert auf dem Seeweg derzeit etwa 30 Tage. Durch die Verlängerung der Transsibirischen Eisenbahn Richtung Westen würde sich die Transportzeit Studien zufolge halbieren.

"Für Wien eine Chance"

Wien sei als Endpunkt dieser Linie deshalb interessant, weil die Stadt - auch durch den neuen Hauptbahnhof - "Knotenpunkt wichtiger Verkehrswege ist", sagte Alexander Biach, Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes gegenüber "wien.orf.at". "Handelspartner aus Asien sind natürlich interessiert daran, Zugang zu diesem Knotenpunkt zu erhalten. Das ist auch für Wien eine Chance."

Würde die Transsib in Wien enden, müsste in der Nähe des Hafens Freudenau ein neuer Güterterminal gebaut werden. Die ÖBB und Bahnunternehmen aus Russland, der Slowakei und der Ukraine verständigten sich grundsätzlich auf das Projekt. Es gibt auch ein Bekenntnis der Bundesregierung dazu, unklar ist aber die Finanzierung. Die Gesamtkosten werden auf bis zu neun Milliarden Euro geschätzt, der österreichische Anteil steht noch nicht fest.

Strecke Kosice-Wien offen

Die Transsibirische Eisenbahn ist bereits bis ins slowakische Kosice erweitert, dort würde der neue Streckenabschnitt nach Wien anschließen. Den aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sieht Biach nicht als Hindernis: "Ich würde das Projekt als Chance für den Frieden sehen. Es wäre ein sinnvoller Akt, um Frieden zwischen Russland und Europa zu etablieren."

Aus jetziger Sicht wird der erste Güterzug direkt aus Wladiwostok wohl in frühestens 15 Jahren in Wien einrollen.