Niederösterreich

Wirt verzagt: "Null Hilfe, dafür härtere Strafen"

Die neuen Maßnahmen der Regierung stoßen Gastronom Hannes Heindl aus Wieselburg sauer auf. Der Wirt fordert Kurz und Co. zu Ersatzzahlungen auf.

Tanja Horaczek
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Wirt Hannes Heindl findet die Reaktion der Regierung völlig überzogen.
Wirt Hannes Heindl findet die Reaktion der Regierung völlig überzogen.
privat

"Was da abgeht ist eine bodenlose Frechheit", poltert Gastronom Hannes Heindl. Er führt mit seiner Gattin das Brauhaus in Wieselburg (Scheibbs). Die neuen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus findet er völlig überzogen.

Österreichische Wirtshauskultur gefährdet

 "Nach dem Lockdown waren die Leute sehr vorsichtig. Jetzt wo langsam wieder so eine Art Normaliltät eingekehrt wäre, drehen sie uns wieder alles zu. Die österreichische Wirtshauskultur ist massiv gefährdet und niemanden interessiert es", kritisiert Heindl. Bis jetzt haben die Wirtsleute keinen einzigen Euro an Entschädigung gesehen. Einbußen hatte der Gastronom indes genügend in den letzten Monaten. "Wir mussten etwa den Bieranstich kurzfristig absagen, doch die Grillhendl waren schon bestellt", berichtet er. Und morgen gibt es ein Oktoberfest - und das wird mit gehörigem Bauchweh durchgeführt.

"Gleicht einer Freiheitsberaubung"

"Wir müssen auf so vieles achten. Die Tische weit auseinander stellen und die Leute müssen mit Masken kommen. Wie soll da eine gemütliche Stimmung entstehen?", fragt er sich. Es ist eine komische Situation und die Leidtragenden sind die Wirte. "Die Reaktion von der Regierung finde ich vollkommen überzogen. Mit dieser Aktion fahren sie die Wirtschaft an die Wand", stellt Heindl klar. Für ihn komme das einer Freiheitsberaubung gleich. 

Seit den neuen Vorgaben hat er sich um umgehört, viel mit Leidensgenossen telefoniert. Seinen Kollegen geht es ähnlich wie ihm. Sie fühlen sich - wie er - völlig im Stich gelassen. "Mir fehlen 210.000 Euro, wir hatten Investitionen und haben nichts retour bekommen", gibt er an. Im Lockdown musst er 2.000 Liter Bier wegschütten, da der Gerstensaft im Fassl schlecht wurde. 

Nur Strafen - keine Lösungen für Wirte

Und die Wintersaision verspricht ebenfalls nichts Gutes. "Die ersten Hochzeiten sind schon storniert worden. Weihnachtsfeiern, Vereinssitzungen oder sonstige Veranstaltungen schauen aus heutiger Sicht düster aus", prognostiziert der Wirt. Er ist der Meinung, dass es nach diesem Winter zu 50 Prozent weniger Wirte geben wird. "Und was macht die Regierung? Sie drohen uns mit härteren Strafen bei einer Nichteinhaltung der Auflagen, aber Lösungen gibt es für uns keine", setzt er nach. 

"Ersatzzahlung wäre angebracht"

Wenn die Regierung das Epidemiegesetz aufrecht erhalten hätte, wäre es laut ihm viel besser gewesen. "So sehen viele keinen Lichtblick", ist er betrübt. Vieles musste vorfinanziert werden , daher fordert er von der Regierung eine Ersatzleistung.

"Wir müssen über die Runden kommen. Dort wo die heimische Wirtshauskultur gelebt und gefördert wird, sollte auch Geld fließen", ist er der Meinung. Sonst sterben laut ihm nicht nur die Wirte, sondern alle anderen regionalen Lieferanten mit.