Life

Zimmer Quicksilver, das exzentrische Coupé

Die Amerikaner nennen sie Neoklassiker. Für unsere europäischen Augen muten die Kreationen von Paul Zimmer eher etwas kitschig an.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

In die Ruhmeshalle des Autodesigns hat es der Zimmer Quicksilver zwar nicht geschafft, aber er ist dennoch ein Hingucker. Sein Design polarisiert. Für den europäischen Geschmack ist er vielleicht etwas zu opulent gezeichnet, aber originell ist er allemal. Zimmer spielte Mitte der Achtzigerjahre in der Liga der exklusiven Hersteller wie Excalibur, Clénet oder Stutz.

Zwischen 1978 und 1988 stellte Zimmer Fahrzeuge her, die sich beim Design kräftig an den 1930er-Jahren orientierten. Als Basis der Fahrzeuge dienten meistens Modelle von Ford, denen er eine neue Karosserie schneiderte und den Innenraum aufwertete. Die Großserie war aber immer an Türen, Scheiben, Spiegeln und anderen Teilen erkennbar.

Technik von General Motors

Der Quicksilver nahm innerhalb der Zimmer-Modelle einen Sonderstatus ein. Der Designer Donald Johnson hat hier modernere Designelemente aufgegriffen, als Paul Zimmer dies bei früheren Modellen tat. Er hat ein außergewöhnliches Coupé mit einer Kunststoffkarosserie geschaffen, das auf dem Mittelmotor-Sportwagen Pontiac Fiero basierte.

Der unveränderte Sechszylinder-Mittelmotor mit einem Hubraum von 2,8 Litern und einer Leistung von 140 PS trieb die Hinterräder an, geschaltet wurde über eine Dreigangautomatik. Die zurückhaltende Motorisierung, die schon im Fiero keine Beschleunigungsorgien zuließ, dürfte auch den Quicksilver eher zum Cruiser als zum Renner gemacht haben.

In der Länge gewachsen

Die Form des Coupés hatte nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit dem Fiero. In der Länge wurde es zwischen Kühler und A-Säule um rund 40 Zentimeter gestreckt. Die zusätzliche Länge kam nicht dem Innenraum zugute, sondern ermöglichte vorne einen kleinen Kofferraum. Obwohl im Interieur noch vieles an den Pontiac erinnert, hatte Zimmer doch auch dort Hand angelegt und die Sitze sowie das Armaturenbrett mit Leder und Holz aufgewertet.

Fachpresse mit Fragezeichen

Die Redakteure der "Automobil Revue" waren sich 1986 nicht ganz sicher, was unter der Kunststoffhaut des Zimmer Quicksilver steckte und schrieben in der Ausgabe 36: "Möglicherweise ist der Quicksilver unter seinem pompösen Kleid mit dem ebenfalls zweisitzigen, aber deutlich kürzeren Pontiac Fiero verwandt. Wenn auch der Quicksilver-Radstand mit 2,78 Meter deutlich länger ist, so stimmen doch die vordere und die hintere Spur mit 1,48 beziehungsweise 1,5 Metern mit jener des Fiero genau überein. Mit dem Quicksilver will Zimmer gegen den Cadillac Allante, den kommenden Buick Reatta und den Chrysler-Maserati antreten."

Nichts für introvertierte Fahrer

Sicher ist, dass der Quicksilver auch heute noch auffällt. Der Fahrer muss also gewillt sein, bei jedem Stopp Auskunft zu geben, und darf sich nicht daran stören, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Er kann sich aber daran erfreuen, zu einem exklusiven Kreis von Autofahrern zu gehören. Die Kundenkartei von Zimmer soll so illustre Namen wie Frank Sinatra, Dolly Parton und Hulk Hogan umfasst haben.

Der abgebildete Quicksilver wurde 1986 gebaut, stammt aus erster Hand und wurde erst 464 Meilen (rund 747 km) gefahren. Er wurde am 17. Januar bei RM/Sotheby's in Arizona versteigert. Das Angebot startete ohne Mindestpreis, das Auktionshaus erwartete einen Preis von 40.000 bis 50.000 Dollar. Doch der Wagen blieb deutlich unter den Erwartungen und wurde für die Hälfte (21.280 Dollar/19.600 Euro) verkauft.

Die Marke Zimmer gibt es nach ein paar Jahren Pause übrigens heute noch und spezialisiert sich auf Umbauten.

Weitere Informationen, viele Bilder, Testberichte und technische Daten gibt es auf Zwischengas.com.

Mehr zum Thema