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Zoll: Zahl der gefälschten Medikamente explodiert
In Österreich wurden im Vorjahr mehr als dreimal so viele gefälschte Medikamente beschlagnahmt wie im Jahr davor.
Der Produktpiraterie-Bericht des Finanzministeriums verrät: Die Medikamentenfälschungen haben einen traurigen Höchststand erreicht. Im Jahr 2016 wurde mehr als dreimal so viele gefälschte Arzneimittel aufgegriffen wie im Jahr davor.
"Medikamente werden von skrupellosen Geschäftemachern gefälscht, die nahezu vollständig im Untergrund agieren. Diese Fälschungen werden unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd den geltenden Standards der Pharmaindustrie entsprechen", sagt Gerhard Marosi, der im Finanzministerium für den Kampf gegen Produktpiraterie verantwortlich ist.
Besonders gefährlich
Solche Fake-Medikamente gelten als besonders gefährlich, da sie oft mit Schadstoffen verunreinigt, über- oder unterdosiert sind. "Von diesen Plagiaten geht eine große Bedrohung für die Gesundheit und Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger aus!", warnt Marosi. Manche sind auch schlichtweg wirkungslos.
So viele Aufgriffe wie noch nie
Im Vorjahr wurden vom österreichischen Zoll 53.389 Medikamentenfälschungen aufgegriffen (in 900 Sendungen). Noch nie waren es mehr. Im Vergleich zum Jahr davor (2015) hat sich die Zahl mehr als verdreifacht.
Überwiegend Potenzmittel
Der Hauptanteil der beschlagnahmten Arzneimittel zählt zu den sogenannten Lifestyle-Präparaten, wobei Potenzmittel hierbei am öftesten dabei waren. Außerdem beliebt: Diätpillen und Haarwuchspräparate.
Hauptsächlich online
Fast alle (97,4 Prozent) vom Zoll aufgegriffenen Fälschungen wurden über's Internet bestellt. Fälscher machen vor allem auf Facebook agressiv Werbung für ihre Plagiate, was sich auch bei den Aufgriffen bemerkbar macht.
Die Zahl der gefälschten Brillen und Taschen bleibt - nach einem Ausreißer im Jahr 2015 - in den letzten fünf Jahren stabil.
Zahl könnte noch höher sein
Da der Zoll nur Waren kontrolliert, die von außerhalb der EU nach Österreich eingeführt werden, merkt der Produktpiraterie-Bericht an, dass die tatsächliche Zahl der gefälschten Medikamente viel höher sein könnte.
Sobald die Schmuggler merken, dass ihre Waren verstärkt beschlagnahmt werden, finden sie andere Wege, um sie in die EU zu bringen. Sind sie erst einmal da, können sie innerhalb der EU ohne Kontrolle durch den Zoll nach Österreich geschickt werden.
Österreich besonders fleißig
Der österreichische Zoll tut sich im EU-Vergleich als besonders fleißig hervor. 25 Prozent aller in den 28 EU-Staaten aufgegriffenen Arzneimittel-Plagiate sind in Österreich passiert. Dazu sei angemerkt, dass manche Mitgliedsstaaten Medikamentenfälschungen nach arzneimittelrechtlichen Vorschriften behandeln, wodurch sie nicht in der EU-Produktpiraterie-Statistik aufscheinen. (csc)