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Zwei Päpste werden heiliggesprochen

Heute Redaktion
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Für viele war er schon seit seinem Tod ein Heiliger. Bei der Totenmesse für Johannes Paul II. (1978-2005) am 8. April 2005 forderten Sprechchöre und Transparente "Santo subito!" (Sofort heilig!). Entsprechend setzte Papst Benedikt XVI. die fünfjährige Wartefrist außer Kraft und leitete das Seligsprechungsverfahren als Vorstufe zur Heiligsprechung ein.

Für viele war er schon seit seinem Tod ein Heiliger. Bei der Totenmesse für Johannes Paul II. (1978-2005) am 8. April 2005 forderten Sprechchöre und Transparente "Santo subito!" (Sofort heilig!). Entsprechend setzte Papst Benedikt XVI. die fünfjährige Wartefrist außer Kraft und leitete das Seligsprechungsverfahren als Vorstufe zur Heiligsprechung ein.

Am 27. April ist es soweit: In Rekordzeit und nach beschleunigtem Verfahren wird Karol Wojtyla zusammen mit seinem Vorgänger Johannes XXIII. feierlich zur Ehre der Altäre erhoben. Die Heiligsprechung des polnischen Pontifex knapp drei Jahre nach seiner Seligsprechung soll zu einem Massenevent ohne gleichen werden, das voraussichtlich bis zu fünf Millionen Pilger in die Ewige Stadt locken wird.

Der 27. April 2014 ist der erste Sonntag nach Ostern, der„Weiße Sonntag“ oder „Barmherzigkeitssonntag“, wie ihn Papst Johannes Paul II. nannte, an dem die beiden sehr unterschiedliche Päpste an demselben Tag zu verehrungswürdigen Vorbildern erklärt werden.

Johannes Paul II. gilt trotz seiner Menschenzugewandtheit als konservatives Kirchenoberhaupt, das Reformbestrebungen ablehnend gegenüberstand. Der Erneuerer Johannes XXIII. dagegen hat mit seinem "Konzil der Ökumene" in den 60er Jahren Veränderungen angestoßen. Dieses Hinausgehen aus den eigenen, engen Mauern in die weite Welt hat das Gesicht der Kirche bis heute wirksam verändert.

Eiliger Papst

Der wundertätige Antonius von Padua wurde 1232, nur ein Jahr nach seinem Tod, zum Heiligen proklamiert, der heilige Franziskus nach nur zwei Jahren. In der neuen Kirchengeschichte erreichte den Stand des Heiligen aber niemand rascher als Wojtyla. Papst Franziskus hatte voriges Jahr offiziell ein zweites Heilungswunder auf seine Fürsprache anerkannt.

In seiner langen Amtszeit hatte der Pole aus Krakau selbst die Rekordzahl von etwa 1.800 Selig- und Heiligsprechungen abgesegnet - und so alle Statistiken über die Jahrhunderte weit in den Schatten gestellt.

Nonne von Parkinson geheilt

Mit seiner Unterschrift unter dem "Wunder-Dekret" beendete Benedikt XVI. am 14. Jänner 2011 das Seligsprechungsverfahren. Das Dekret bestätigte die medizinisch unerklärliche Heilung einer französischen Ordensfrau auf Fürsprache des Papstes. Die seit 2001 an Parkinson erkrankte Ordensfrau hatte nach dem Tod Wojtylas gemeinsam mit ihren Mitschwestern um dessen Fürsprache zur Heilung gebetet. Zwei Monate nach dem Tod von Johannes Paul II., in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2005, verschwanden alle Schmerzen und Symptome, obwohl die Erkrankung weit fortgeschritten war.

Frau mit Gehirnverletzung genesen

Beim zweiten offiziell Johannes Paul II. zugeschriebenen Wunder handelt es sich um die Heilung einer Frau aus Costa Rica. Nach Überzeugung der vatikanischen Heiligsprechungskongregation geschah die unerklärliche Genesung der schwer hirnverletzten Frau auf Fürsprache des verstorbenen Papstes am Tag seiner Seligsprechung am 1. Mai 2011.

Als Wojtyla wurde, empfing Johannes Paul II. in seiner ersten Privataudienz Jerzy Kluger, einen Juden. Dieser beriet ihn in der Folgezeit eng. Es gibt in der Geschichte des Papsttums wohl kein anderes Beispiel für ein so enges freundschaftliches Verhältnis zwischen dem Stellvertreter Christi und einem Juden.

 

Countdown in Krakau

In Polen kann man die Heiligsprechung des für die meisten ohnehin schon heiligen Papst Johannes Paul II kaum erwarten. Eine Spezialuhr auf dem Aussichtsturm des Johannes-Paul-II.-Sanktuariums im südpolnischen Krakau zählt schon seit Mitte Februar die verbleibenden Stunden bis zur Heiligsprechung hinunter.

 

Vor Ostern hatte die Polnische Nationalbank vier Sondermünzen anlässlich der Heiligsprechung des 2005 verstorbenen polnischen Papstes herausgegeben. Der Verkauf der Zwei-, Zehn-, 100- und 500-Zloty-Münzen in den regionalen Niederlassungen der Staatsbank stieß auf derart großes Interesse, dass sich vor den Verkaufsstellen lange Schlangen bildeten. Die Polizei musste einschreiten, als es zu einer Schlägerei in der Schlange kam.

Die Kirchen der römischen Innenstadt werden am 26. April ab 21.00 Uhr offen sein und Pilgern die Möglichkeit zur Beichte bieten.

Johannes XXIII.

Zusammen mit Johannes Paul II. wird sein Vorgänger Johannes XXIII. (1958-1963) heiliggesprochen - der "gute Papst", der das Konzil einberief und an den Papst Franziskus mit seiner Menschenliebe so sehr erinnert. Für seine Heiligsprechung gab Franziskus auch ohne einen erneuten Wundernachweis Grünes Licht.

1958 hatte das erste Konklave nach dem Zweiten Weltkrieg den damaligen Patriarchen von Venedig, Angelo Giuseppe Roncalli, im Alter von 77 Jahren zum Papst gewählt. Der von den Medien als "Mann des Übergangs" Titulierte hinterließ trotz seiner kurzen Amtszeit von nur knapp fünf Jahren bis heute sichtbare Spuren in der Kirchengeschichte.

Gütiger Bauernsohn

Johannes XXIII. berief das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ein, eröffnete eine Ära des Dialogs mit den anderen Konfessionen und den Nichtglaubenden und prägte ein neues, menschlicheres Papstbild, das weit über die Grenzen der Kirche hinaus wirkte: Nach dem asketisch strengen Römer Pius XII. (1939-1958) war der norditalienische Bauernsohn mit dem gütigen Lächeln ein Papst ganz anderer Art: Er strahlte Ruhe, Wärme und Menschenfreundlichkeit aus, was ihm schon bald den Beinamen "papa buono" eintrug.

Als Johannes der XXIII. mitten im Zweiten Vatikanischen Konzil starb, also während der von ihm einberufenen Welt-Bischofsversammlung zur großen Kirchenerneuerung, standen die Bischöfe selber kurz davor, ihn auf der Stelle für heilig zu erklären.

Bis heute ist kein zweites annerkanntes Wunder bekannt, das zur Heiligsprechung nötig wäre. reicht das Wunder zur Seligsprechung, vermutlich weil sein Leichnam bis heute überdauert hat. Außerdem wird das Werk des „guten Papstes“ als eigenes großes Wunder angesehen.