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Zyperns Banken lassen pro Tag nur 100 beheben

Heute Redaktion
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Bild: Petros Giannakouris (AP)

Die Situation für die Bürger Zyperns hat sich am Sonntagnachmittag weiter zugespitzt. Die Banken haben schon eine Woche lang geschlossen. Nun haben alle zypriotischen Banken die möglichen Bankomat-Behebungen auf 100 Euro pro Tag gesenkt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Am Sonntag Abend begann eine entscheidende Sitzung zur Zypern-Rettung in Brüssel.

beschlossen. Nun haben alle zypriotischen Banken die möglichen Bankomat-Behebungen auf 100 Euro pro Tag gesenkt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Am Sonntag Abend begann eine entscheidende Sitzung zur Zypern-Rettung in Brüssel.

Dramatische Stunden in der Zypernkrise. Präsident Nikos Anastasiades kämpft in Brüssel um die Zukunft seines Landes und steht enorm unter Druck. Ein Scheitern der Verhandlungen könnte Zyperns Staatsbankrott bedeuten und die Stabilität der gesamten Eurozone gefährden. EU-Spitzenvertreter verhandelten mit Anastasiades, um in letzter Minute die Rettung der Inselrepublik auf den Weg zu bringen. Umstritten war insbesondere der milliardenschwere Eigenanteil, den Zypern für die Hilfe der internationalen Geldgeber aufbringen muss. Am Nachmittag tauchten Spekulationen auf, der Finanzbedarf Zyperns könnte um 2 Mrd. Euro größer sein als bisher genannt.

Nach Angaben eines EU-Diplomaten wurden die Schätzungen "nach oben korrigiert". Luxemburgs Finanzminister Luc Frieden wies dies zurück: "Die Summen, die in der Diskussion stehen, haben sich diese Woche nicht geändert." Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte ebenfalls, die Zahlen hätten sich "nicht verändert", fügte aber hinzu, sie könnten sich "allenfalls" verschlechtert haben. Der französische Finanzminister Pierre Moscovici bezifferte den Eigenanteil Zyperns an der Rettung auf 7 Mrd. Euro - davon sollen nach bisherigen Plänen allein 5,8 Mrd. Euro von der Zwangsabgabe auf Bankkonten von Vermögenden zusammenkommen.

Treffen verzögerte sich um mehrere Stunden

Zyperns Staatschef Anastasiades traf im EU-Ratsgebäude die Spitzen von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF), um über das Hilfspaket zu verhandeln. Ein im Anschluss geplantes Treffen der Euro-Finanzminister verzögerte sich um mehrere Stunden. Wegen der Verhandlungen auf Spitzenebene verzögerte sich der offizielle Beginn des Krisentreffens der Euro-Finanzminister, zuerst von 18 auf 20 Uhr und dann auf 21 Uhr. Die Minister wollten ein Hilfspaket von 10 Mrd. Euro schnüren. Es wurde mit harten und langen Nachtverhandlungen gerechnet.

Der konservative Anastasiades soll nach Angaben des staatlichen zyprischen Fernsehens (RIK) gegenüber seinen Gesprächspartnern in Brüssel von Rücktrittsdruck gesprochen haben: "Wollt Ihr mich zum Rücktritt zwingen? Wenn es das ist, was ihr wollt, dann sagt es." In Brüssel war dafür zunächst keine Bestätigung zu erhalten.

Für Fekter "Situation ausgesprochen ernst"  

Österreichs Finanzministerin Maria Fekter (V) sah vor Beginn der Krisenberatungen die "Gesamtsituation als ausgesprochen ernst". Auf die Frage, ob sie ausschließen könne, dass Zypern am Ende der Verhandlungen nicht mehr Mitglied der Eurozone sein könnte, sagte Fekter Sonntagabend in Brüssel: "Es sind alle sehr bemüht, den Zyprioten zu helfen, den Staat vor der Pleite zu retten und alle sind willens, dass sie in der Eurozone bleiben".

Die Gespräche finden unter großem Zeitdruck statt. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt ein abgeschlossenes Sanierungskonzept. Andernfalls will sie für die zypriotischen Banken nur noch bis einschließlich Montag Geld aus Europa bereitstellen. Letzten Endes steht bei der schweren Krise der Verbleib Zyperns in der Eurozone auf dem Spiel. Luxemburgs Finanzminister Frieden sagte: "Wir brauchen heute Nacht eine Lösung." Er fügte hinzu: "Es geht um die Stabilität in der Eurozone."

Bankomaten spucken nur noch 100 Euro aus

Zur geplanten Höhe der Zwangsabgabe auf Bankkonten machten immer wieder neue Gerüchte die Runde. Die Zeitung "Kathimerini" berichtete, die Abgabe auf Einlagen bei der Bank of Cyprus werde zwischen 18 und 22 Prozent betragen. Für alle anderen Banken könnte eine Zwangsabgabe in Höhe von vier Prozent auf Guthaben über 100 000 Euro kommen.

Die Eurogruppe hatte bereits vor einer guten Woche einen Rettungsplan beschlossen, der jedoch wenige Tage später im zypriotischen Parlament scheiterte. Das lag vor allem daran, dass auch Konten von unter 100 000 Euro mit der Zwangsabgabe belastet werden sollten. Dagegen waren auch zahlreiche europäische Politiker Sturm gelaufen. An den Bankomaten der zwei größten Banken Zyperns können seit Sonntagmittag nur mehr 100 Euro pro Tag abgehoben werden. Vor der EU-Vertretung in Nikosia protestierten am Abend hunderte Demonstranten.