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"Elysium": Matt Damon als Sci-Fi-Actionheld

14.09.2021, 15:21
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Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein: In einer nicht allzu fernen Zukunft lebt die reiche Oberschicht in einer Kolonie im All, während sich der arme Pöble auf der Erde zu Tode schuftet. Fabrikarbeiter Max - todkrank, doch dank einer Cyborg-Rüstung zu übermenschlichen Kräften gepusht - will für Gerechtigkeit sorgen. Sci-Fi mit jeder Menge Action.

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein: In einer nicht allzu fernen Zukunft lebt die reiche Oberschicht in einer Kolonie im All, während sich der arme Pöble auf der Erde zu Tode schuftet. Fabrikarbeiter Max - todkrank, doch dank einer Cyborg-Rüstung zu übermenschlichen Kräften gepusht - will für Gerechtigkeit sorgen. . Gute Science Fiction zeigt die Zukunft nicht nur als Dystopie, sondern präsentiert diese Zukunft zugleich als Sinnbild der Gegenwart. "Elysium", soviel sei vorweggenommen, ist (auch) in diesem Sinne ein grandioser Film. Regisseur Neill Blomkamp, dem bereits mit "District 9" ein Wahnsinnscoup im Sci-Fi-Genre glückte, bedient topaktuelle Themen, greift Missstände auf, die Anfang des 21. Jahrhunderts in vielen Teilen der Welt bereits traurige Realität sind. So begegnen wir in "Elyisum" einem CEO aus dem Weltall, dem ein Laken in der Krankenstation wichtiger ist als der Mitarbeiter, dem darauf eine tödliche, arbeitsbedingte Strahlenkrankheit diagnostiziert wird. Wir sehen seelenlose Roboter als Exekutivbeamte, die weder Erbarmen noch Mitgefühl kennen; erleben Medizin als Luxusartikel, den sich nur die Superreichen leisten können. Und auch das Hauptthema des Films ist nicht fantasievolle Zukunftsvision, sondern Spiegelbild unserer Gesellschaft: Während die Elite in ihrem Paradies über den Wolken lebt, haust der Pöbel in den Favelas am Boden. Plot Mitte des 22. Jahrhunderts haben Überbevölkerung und Armut die Erde fest im Griff. Die wohlhabende Oberschicht lebt längst in Elysium, einem isolierten Ressort im Weltall. Waisenjunge Max träumt davon, dorthin zu gelangen und verspricht seiner Freundin Frey, das Unmögliche möglich zu machen. ), einem Schlepper, der unterprivilegierte Erdenbürger gegen hohes Entgelt zur Allkolonie fliegen lässt. Doch Spider ist nicht gerade ein Philanthrop - um sich sein Ticket zu verdienen, muss Max an einer selbstmörderischen Aktion teilnehmen. Es gilt, einen beliebigen Elysianer zu kidnappen und dessen Hirndaten zu besorgen. Spider erhofft sich davon Infos zu lukrativen Bankgeschäften und Kontobewegungen. Max willigt ein, allerdings unter der Bedingung, sich das Ziel selbst aussuchen zu dürfen: Den Boss seiner Firma. ) auf Max angesetzt, rückt der Erfolg der Mission endgültig in weite Ferne. Der Damon-Faktor ), zum anderen das Fragezeichen. Für letztere "Figur" ist der Mund leicht geöffnet, ein unausgesprochenes "Äh…" auf den Lippen, während die Augen verdutzt und betroppezt blicken. Das Fragezeichen geht meist einer Entscheidungsfindung voraus (und wird anschließend von der stoischen Maske abgelöst). Sollte das Mienenspiel von Oscar-Preisträger Damon (Drehbuch zu "Good Will Hunting") das Potential zu Größerem haben, verbirgt er es mit Bravour. Aber der längst zum Hollywood-Star Aufgestiegene muss ja keinen Atticus Finch oder Hannibal Lecter verkörpern. Für Agenten mit Gedächtnisverlust ("Bourne" 1-3) oder Politiker, denen Engel ins Liebesleben pfuschen ("Der Plan"), reicht das Gezeigte nicht nur aus, sondern passt vorzüglich und gefällt. Selbiges gilt für den todgeweihten Autodieb/Fabrikarbeiter/Semi-Cyborg, den Damon in "Elysium" gibt. Wohlwollend ließe sich behaupten, der gute Mann sei in besagtem Sci-Fi-Actionstreifen treffend besetzt. Böse Zungen mögen hingegen tuscheln, dass der Film trotz Damon hervorragend funktioniere. Die Wahrheit liegt vermutlich in der goldenen Mitte, ist hier lediglich Nebensache... "Elysium" ist absolut gelungen, erfüllt die hohen, von "District 9" geweckten Erwartungen und sollte sich selbst für Nicht-Damon-Fans als sehenswertes Filmerlebnis entpuppen. Was Regisseur Blomkamp besonders hoch anzurechnen ist: Der Film ist nicht nur ein sehenswerter Sci-Fi-Streifen, sondern auch ein mehr als passabler Actioner. "Elysium" startet am 15. August in den österreichischen Kinos.