Österreich

Mütter wehren sich auf Insta gegen Gewalt vor Gericht

Frauen, die sich und ihre Kinder aus einer Gewaltbeziehung befreien, kämpfen danach oft gegen Institutionen des Familienrechts. Sie werden nun gehört.

05.12.2022, 13:12
Der Verein Fema macht auf Instagram sichtbar, wie Familien unter institutioneller Gewalt leiden.
Fema

Es ist das "MeToo der Mütter", freut sich Andrea Czak über die gelungene Social-Media-Kampagne des Vereins Fema. Die "Wild Lily Revolution" gibt Alleinerzieherinnen eine Stimme, die nach Gewalt in der Beziehung oder Ehe auch noch auf Widerstand vor Gericht stoßen. "Etwa 90 Prozent unserer Klientinnen haben physische als auch psychische Gewalt erlebt", berichtet die Leiterin im "Heute"-Gespräch. 

"Der Kindesvater hat mir gedroht, mir die Kehle durchzuschneiden und meinen Körper vom 22. Stock des Hauses zu werfen. Die Richterin dazu: Der Vater wollte doch nur die Kinder sehen."

"Wir zeigen derzeit eine Facette davon auf, die dringend mehr Aufmerksamkeit braucht: Die institutionelle Gewalt. Denn häufig werden Mütter und Kinder bei Obsorge- oder Pflegschaftsverfahren vor Gericht erneut traumatisiert. Sie machen dabei die Erfahrung, dass sie nie wirklich von dem Mann davonkommen, vor dem sie geflüchtet sind."

Verständnis für gewalttätige Väter entsetzt

Auf Instagram teilt Fema die erschütternden Erfahrungen von Betroffenen. So berichtet etwa Bettina: "Der Kindesvater hat mir gedroht, mir die Kehle durchzuschneiden und meinen Körper vom 22. Stock des Hauses zu werfen. Die Richterin dazu: Der Vater wollte doch nur die Kinder sehen." Gabriele hat wiederum schlimme Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht. Dort sagte man ihr: "Nur weil das Kind sagt, dass es Gewalt durch den Vater erlebt hat, muss es noch lange nicht so sein. Kinder leben in einer eigenen Welt."

Laut Fema-Chefin ist institutionelle Gewalt sehr häufig, "das betrifft fast alle unserer Mütter. Doch das Schlimme: Man glaubt ihnen meistens nicht, wenn sie davon erzählen." Bei Pflegschaftsverfahren werden Kinder erst mit 12 Jahren angehört, mit 14 Jahren können sie dann selbst entscheiden, ob sie zum Vater wollen oder nicht. "Es gibt wunderbare Väter, aber leider auch gewalttätige, die über die gemeinsame Obsorge Macht und Kontrolle ausüben", bedauert Czak.

"Die Mütter müssen sich gut vernetzen und informieren. Sie sollen wissen, dass nicht nur sie das erleben, sondern viele andere."

Der Verein Fema informiert Frauen über ihre Rechte, etwa zum Thema Unterhalt und Obsorge und bietet kostenlose Webinare an, etwa mit Juristen oder Psychotherapeuten. Das Wichtigste sei: "Die Mütter müssen sich gut vernetzen und informieren. Sie sollen wissen, dass nicht nur sie das erleben, sondern viele andere."

Wer Hilfe braucht, kann sich neben dem Fema-Telefon +43 676 77 21 606 auch an folgende Einrichtungen wenden:Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20Gewaltschutzzentren: +43 1 585 32 88

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