Österreich

Alsergrund: Höhenpark und Terrassenhäuser

13.09.2021, 20:23
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Die Althangründe im 9. Wiener Bezirk sollen komplett umgestaltet werden. Das Siegerprojekt eines internationalen Wettbewerbs sieht eine Mischung aus Neu- und Umbau vor.

Das Areal der Althangründe umfasst rund 2,6 Hektar Fläche und ist durch Althanstraße, Julius Tandler-Platz und Nordbergstraße (Alsergrund) begrenzt. Der in die Jahre gekommene Baukörper über dem Franz Josefs-Bahnhof soll in den nächsten Jahren neugestaltet werden. Dabei wird das Areal in verschiedene Bearbeitungsgebiete geteilt. Der südliche Bereich zum Julius Tandler-Platz wird in einem "Refurbishment"-Projekt erneuert. Hier soll auch mit 58 Metern der höchste Punkt des Bauvolumens entstehen. Damit liegt der Bau klar unter dem 126 Meter-"Höhenfenster", das zulässig gewesen wäre. Wie "Heute" berichtete hatte eben dieses für Proteste im Bezirk und zum Neustart des Widmungsverfahrens geführt. Für den nördlichen Bereich, wo Neubauten entstehen sollen, wurde im vergangenen Jahr ein anonymer, internationaler städtebaulicher Realisierungswettbewerb gestartet. In der ersten Runde reichten 30 Architekturbüros ihre Konzepte ein, daraus wurden acht Finalisten gekürt.

Höchster Punkt nun deutlich geringer Nun steht das Siegerprojekt fest: Der Entwurf des Architekturbüros Artec Architekten besticht durch die terrassenförmigen Abstufung der Baukörper, der die ortsübliche gründerzeitliche Stadtkante von 25 Metern respektiert und nach hinten auf 54 Meter ansteigt. Zentrales Element des neuen Stadtteilzentrums wird der neue Höhenpark, der die Gleise der Franz Josefs-Bahn überspannen wird. "Ich bin sehr stolz, dass wir mit dem Siegerprojekt Baukunst, Qualität und hohen Anspruch vereinen konnten", betonte der Vorstandvorsitzende des Bauherrn "6B47" Peter Ulm. Das elfköpfige Preisgericht unter Vorsitz des Grazer Architekten Florian Riegler habe sich einstimmig für das Projekt der Artec Architekten entschieden, erklärte Ulm. Bezirk freut sich, dass "Hochhaus vom Tisch" Die designierte Bezirksvorsteherin Saya Ahmad zeigte sich erfreut, dass das Projekt "mit den niedrigsten Höhe gewonnen hat" und das 126 Meter-Hochhaus nun endgültig vom Tisch sei. Es werde aber darum gegen, das Areal mit Leben zu füllen. "Mir ist besonders wichtig, dass hier leistbares Wohnen, soziale Infrastruktur wie beispielsweise Kindergärten und öffentlichen Nutzung umgesetzt werde. Das ist die Voraussetzung dafür, das wir der Flächenwidmung zustimmen", so Ahmad. Etwas höher, aber weniger Volumen Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien betonte, die Gesamtkubatur werde durch das neue Projekt um etwa 17 Prozent reduziert. "Insgesamt wird es eine leichte Höhenentwicklung (von derzeit 45 auf 54 Meter, Anm.) geben, doch diese macht eine Durchlockerung möglich und bringt den Bewohner mehr Licht und Luft", betonte Madreiter. Ein Datum für den Baustart steht noch nicht fest. "Hochwertige Stadtentwicklung ist ein langwieriger Prozess", betonte Madreiter. Der nächste Schritt sei aber die weitere Entwicklung des südlichen Bereichs, wo die das Architekturbüros Delugan Meissl sowie Josef Weichenberger Architects für die Modernisierung des Kopfbaus über dem Franz Josefs-Bahnhof zuständig seien. Das Siegerprojekt im Detail Das Siegerprojekt orientiert sich an der gründerzeitlichen Kante auf rund 25 Metern Höhe. Darüber wird entlang Verläufe der Althanstraße und Nordbergstraße auf nach hinten gestafelte, terrassierte Bebauungen gesetzt, die von der Straße nicht sichtbar sind. "Terrassenhäuser haben in Wien Tradition, bereits in den 1920er Jahre gab es Beispiele", erklärte Artec-Architektin Bettina Götz. Das berühmte Terrassenhaus in Wien ist der Harry Glück-Bau in Alt-Erlaa (Liesing).

So werden die Neubauten terrassiert (Bild: ARTEC Architekten/Sabine Hertel) Bessere Verbindung der Bezirksteile Für bessere Verbindungen sollen neue Querungen sorgen, die den 85 Meter breiten Blockbau zwischen Althanstraße und Nordbergstraße durchziehen. Die zwei neuen Ost-West-Querungen sollen auf Höhe Fechtergasse, Spittelauer Platz und Lichtentalergasse, Wasserburgergasse kommen und die bisher durch die Bahn getrennten Bezirksteile Lichtental und Spittelau miteinander verbinden. Grünes Herz der Anlage ist der neue, mit Bäumen und Grünflächen gestaltete Hochpark, der auf 9,5 Metern die Bahngleise überspannt. Diese neue Ebene soll den Grünraum von derzeit 2.000m² auf rund 7.000m² erhöhen und für alle Bewohner des Alsergrund zugänglich sein. Zusätzlich soll die Sockelzone auf drei Ebenen neugestaltet und belebt werden. Multifunktionelle Nutzung Das neue Bezirkszentrum soll einem bunten Nutzungsmix zugeführt werden, der Wohnen, Büro- und Hotelflächen sowie Gastronomie und soziale Einrichtungen umfasst. Ausstellung bis 14. Juli Eine neue Ausstellung im "Quartier Labor" in der Althanstraße 4 zeigt alle Wettbewerbsbeiträge beider Stufen und informiert ausführlich über das Siegerprojekt. Die Schau zeigt bis 14. Juli 2018 Pläne, Visualisierungen, Filme und Modelle und kann jeweils am Donnerstag und Freitag, 14 bis 19 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 16 Uhr besucht werden. Für Informationen rund um die Entwicklung des Gebiets steht auch Ombudsfrau Karin Oppeker zur Verfügung. (lok)