Politik

"Kurzarbeit wird weiter verlängert werden müssen"

13.09.2021, 13:45
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Mehr als eine halbe Million Arbeitslose – ein historischer Höchststand. Kommt jetzt die Trendwende, oder wird alles noch schlimmer? AMS-Vorstand Buchinger sprach dazu in der ZiB2.

Exakt 571.477 Menschen waren im April ohne Job. Das Coronavirus hat ein riesiges Loch in die Wirtschaft gerissen und uns damit einen traurigen Rekord beschert. Noch nie war die Arbeitslosigkeit in Österreich höher als jetzt – und ohne die Alternative Kurzarbeit wären die Quote noch weit höher. Aktuell sind nämlich 1,2 Millionen Beschäftige für das AMS-gestützte Modell gemeldet. Kommt, wie viele hoffen, im Mai die Trendwende oder wird das Problem in den nächsten Monaten noch schlimmer? Einer der beiden AMS-Vorstände, Herbert Buchinger, nahm dazu am Montagabend live in der "ZiB2" Stellung: "Wir haben ein paar Monate vor uns, wo die Arbeitslosigkeit zurückgehen wird. Aber wir müssen im Herbst, schon aus saisonalen Gründen, wieder mit einem neuerlichen Anstieg rechnen", zeichnet der oberste Arbeitsvermittler ein vorsichtiges Bild der nahe Zukunft.

Vieles noch unsicher

Wichtig sei, dass sich die Konjunktur soweit erhole, dass es dann im Jänner nicht zu einer neuerlichen Spitze der Arbeitslosigkeit wie jetzt im April komme. Wie rasch sich das Arbeitsplätze-Angebot in den kommenden Monaten erholen wird, sei stark abhängig davon, wie rasch die Politik mit ihren Maßnahmen gegensteuern könne. Wird es durch die kommenden Lockerungen bei Gastronomie und Tourismus einen Aufschwung geben? "Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen, dass dort wo bereits kurzgearbeitet wird, wahrscheinlich die Kurzarbeitsvorhaben um weitere drei Monate verlängert werden müssen." Es gebe aber noch zahlreiche Unsicherheitsfaktoren.

Angesprochen auf die, von der Krise besonders hart getroffenen, jungen Beschäftigten, zeigt sich der AMS-Vorstand zuversichtlich. Zwar würden Unternehmen beim Personalabbau sich erst von Berufseinsteigern und jungen Mitarbeitern trennen, doch gerade von diesen könne das Arbeitsmarktservice viele mit Schulungen abfangen, erklärt Buchinger. Auch jetzt, wo die Schulungsprogramme auf Sparflamme gelaufen seien, habe man Jüngere stärker als andere Altersgruppen erreichen können. Personalabbau fängt bei jüngeren ab. Mit Schulungen könne man bei den Jungen viel abfangen, so Buchinger. stärker erreicht als andere Altersgruppen.

"Wir haben zu vollziehen"

Das Modell der Kurzarbeit lasse sich nach Ansicht des AMS-Chefs sicher sinnvoll weiterentwickeln: "Die praktische Durchführung hat ergeben, dass viele Unternehmen Schwierigkeiten damit haben." Man könne sicher in weiterer Folge die Sozialvereinbarung klarer fassen, sagte Buchinger. Solle man zum Ausgleich das Arbeitslosengeld auf etwa 70 Prozent erhöhen, fragt ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher- "Wir wissen, dass im internationalen Vergleich die Nettoersatzquote in Österreich vergleichsweise gering ist", antwortet Buchinger. Da sei jetzt aber die "Politik am Zug", die bereits verhandle. Auf die Nachfrage, ob er als AMS-Chef sich eine solche Erhöhung vorstellen könne, sagte Buchinger nur: "Wir haben die Entscheidungen [der Politik, Anm.] zu vollziehen".