Wirtschaft

AUA-Chef zeigt nach Betriebsübergang Reue

14.09.2021, 15:21
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Fast genau ein Jahr nach der von ihm angeordneten Betriebsüberführung der AUA-Mitarbeiter zur Tochter Tyrolean zeigte sich Fluglinien-Chef Jaan Albrecht am Sonntag im Ö3- "Frühstück bei mir" reuig. Im Nachhinein gesteht er sich selber zu schnelles Handeln und zu große Härte ein.

Fast genau ein Jahr nach der von ihm angeordneten Betriebsüberführung der AUA-Mitarbeiter zur Tochter Tyrolean zeigte sich Fluglinien-Chef Jaan Albrecht am Sonntag im Ö3- "Frühstück bei mir" reuig. Im Nachhinein gesteht er sich selber zu schnelles Handeln und zu große Härte ein. "Ich denke mir oft, ich hätte noch länger mit der Belegschaft verhandeln sollen - dann sage ich mir wieder, wir hatten keine Zeit, wir waren knapp davor einen Insolvenzantrag zu machen. Manchmal bereue ich es, nicht noch intensiver am Verhandlungstisch probiert zu haben." Erklärend fügte der AUA-Boss allerdings hinzu, seinem Lebensmotto entspreche der eingeschlagene Kurs: "Ich predige immer: Es ist besser um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis. Lieber viel ausprobieren, innovativ sein und sich später für Fehler entschuldigen als abzuwarten. Sonst ist man nicht konkurrenzfähig." Sein Ruf des "Sonnenkönigs" und "Hassobjektes" für viele Mitarbeiter kommentierte Sanierer Albrecht mit einem Achselzucken:  "Die Zeit der Irritation ist meiner Meinung nach vorbei. Aber mir ist es bewusst, dass es als CEO nicht um den Wettbewerb gehen kann, der Beliebteste im Unternehmen zu sein." AUA wird es "auch in zehn Jahren definitiv geben" In jedem Fall zeichnete der 58jährige AUA-Chef im Gespräch mit Claudia Stöckl gute Aussichten für seine Airline: "2013 hat die AUA eine gute Chance zum ersten Mal seit fünf Jahren ohne Einmaleffekte schwarze Zahlen zu schreiben." Der Sanierungskurs bedeute keine zusätzlichen Kosten für die AUA-Passagiere: "Auch wenn Fliegen irgendwann teurer werden muss, werden vorerst die Ticketpreise bei uns nicht angehoben. Wir steuern die billigeren Sitze je nach Zeit und Destination, sodass wir weiter attraktive Produkte haben." Die Pleite sei jedenfalls abgewendet, die AUA werde es, so Albrecht auf Ö3, "auch in zehn Jahren definitiv geben." In seinem ersten persönlichen Interview sprach Albrecht auch über die dramatische Zeit, die er als CEO der "Air Peru" nach Schließung der Airline erleben hatte: "Es war 1998. Die Gläubiger wollten ihr Geld und ich war als Vertreter der Eigentümer im Land, außerdem hatte es eine Veruntreuung durch eine andere Führungskraft  gegeben. Ich wurde monatelang bedroht - durch Anrufe, Emails, Briefe, wurde rund um die Uhr von Bodyguards bewacht. Der Pass wurde mir abgenommen, ich durfte ein Jahr lang das Land nicht verlassen bis der Prozess zu Ende war und es endlich ein Urteil gab." Die Erfahrungen von damals waren ihm auch bei der AUA-Sanierung zunutze: "Ich habe gelernt eine Sache durchzuziehen, einsame Entscheidungen zu fällen und meinen inneren Überzeugungen zu folgen." Und der toughe Top-Manager zeigte im Ö3-Frühstück auch eine unbekannte weiche Seite: Erstmals sprach er über die Adoption seiner Tochter Christina: "Ihre Mutter war gestorben als sie 5 war, sechs Jahre später verunglückte ihr Vater tödlich bei einem Flugzeugabsturz.  Sie hatte sonst keine Familie und war mit meinem leiblichen Töchtern sehr befreundet. So entschieden meine Frau und ich uns spontan, das peruanische Mädchen zu adoptieren. Trotz aller Schwierigkeiten, die das mit sich brachte, sage ich heute: Es ist ein gutes Gefühl, so einem Menschen auf dieser Welt wirklich geholfen zu haben."