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Aus für Handy-Signatur – Ärger über neue "ID Austria"

Das Aus der Handysigtnatur sorgt für Unmut in Österreich. Auch, weil Nutzer dafür extra bei den Behörden antanzen müssen. Unverständlich für viele.

15.03.2022, 12:35
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Die Handysignatur ist bald Geschichte. Für ihren Nachfolger ID Austria setzt es bereits jetzt Spott.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Die von rund drei Millionen Österreichern genutzte Handysignatur für Behördenwege, den Identitätsnachsweis und Co. steht vor dem Aus und soll im Sommer 2022 von der "ID Austria" ersetzt werden. "Damit stehen den Nutzerinnen und Nutzern nicht nur die zahlreichen Online-Services in Österreich, sondern auch unzählige Anwendungen in ganz Europa zur Verfügung", heißt es dazu von Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Doch der Unmut und Spott ist groß.

"Funktioniert etwa so, als müsste man sich den Netflix-Account bei einem persönlichen Termin in einer Videothek freischalten lassen"

"Der neue digitale Ausweis 'ID Austria' wurde offenbar im 'Kaufhaus Österreich' bestellt. Funktioniert etwa so, als müsste man sich den Netflix-Account bei einem persönlichen Termin in einer Videothek freischalten lassen", spottet etwa ORF-Moderator Armin Wolf. Der Grund: Viele Nutzer, die die neue ID Austria verwenden wollen, müssen dafü extra vor einer Behörde antanzen – persönlich und nach terminlicher Vereinbarung bei Passbehörde, Landespolizeidirektion oder Botschaft.

Dort muss dann ein PIN-Code vorgelesen werden, der zuvor ans Smartphone des Nutzers verschickt wurde, um die ID Austria zu aktivieren. Ein "bequemer Umstieg", attestierte Schramböck, Nutzer sehen es etwas anders. "Für die ID Austria muss man aufs Amt gehen, sich dort eine TAN schicken lassen und die im Amt vorlesen. Digitalisierung at it's best", schreibt Michael Mayer auf Twitter. 

"Was kommt als nächstes? Den Antrag per Fax stellen?"

"Der österreichische Amtsschimmel wiehert: Mit Handy Passbild und Lichtbildausweis ins Amt pilgern um die seit Jahren top funktionierende Handy Signatur auf ein neues System umzustellen. Was kommt als nächstes? Den Antrag per Fax stellen? Digitalisierung geht anders!", so Judith Michael. "In Zukunft benötigt dann jeder, der bei Kaufhaus Österreich shoppen will die ID Austria", spottet Dalila. "Wieviele Leute waren mit dem Bauchfleck ID Austria eigentlich beschäftigt,was hat das gekostet, gab es eine Ausschreibung?", fragt sich Christian.

Eine Ausnahme vom Amtsweg gibt es allerdings: Derzeit befindet sich die "ID Austria" noch im Pilotbetrieb. Im Rahmen dessen, kann die Handy-Signatur einfach "upgegradet" werden, ohne Gang zur Behörde. Der behördliche Registrierungsvorgang für die Vollversion soll bis zum Sommer noch vereinfacht werden. Bereits behördlich ausgestellte Handy-Signaturen (z.B. durch FinanzOnline) können ab Sommer auch rein online, ohne Gang zur Behörde, in die "ID Austria" umfunktioniert werden, heißt es.

Ein "neuerliches Fiasko in ihrer wenig ruhmreichen Karriere" ortet die FPö bei Schramböck. "Nach 'Kaufhaus Österreich', über das man Lamas statt Schuhe bekam, geografischen Schwächen - man erinnere sich an das Land Afrika, gefolgt vom Zahlschein nach Russland, um die SWIFT-Sperre zu umgehen, gibt es nun im 'Wunderland' der Ministerin bald einen neuen digitalen Ausweis", so der FPÖ-Abgeordnete Gerhard Deimek. "Und auch hier zeichnet sich ab, dass auch diesem Leuchtturmprojekt von Schramböck das Licht recht schnell ausgehen wird." Das Chaos sei "vorprogrammiert".