Österreich

Bande entführte, mordete - bunkerte Geld in Wien

14.09.2021, 03:06
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Bild: BK

Eine tschechische Bande hat Anfang März 2013 einen ebenfalls tschechischen Immobilienmakler in Frankreich entführt und gezwungen, Geld auf ein Wiener Konto zu überweisen. Anschließend wurde das 72-jährige Opfer laut Bundeskriminalamt (BK) in einem Waldstück auf der italienischen Seite des Brenners ermordet. Das BK sucht nun Hinweise, ob es weitere Österreich-Bezüge gibt.

Ende März wurde die fünfköpfige Bande ausgeforscht und in Tschechien festgenommen. Laut BK haben zwei der Beschuldigten weitere Entführungsfälle gestanden, ein Mord gilt als geklärt. Die tschechischen Ermittlungsbehörden und ihre österreichischen Kollegen gehen davon aus, dass acht bis zehn weitere Fälle von Entführung und vielleicht sogar Mord vorliegen könnten. Hinweise auf weitere Verbindungen nach Österreich wurden laut BK-Sprecher Mario Hejl bisher nicht gefunden, können aber nicht ausgeschlossen werden. Konto in Wien Dem 72-jährigen Immobilienhändler wurde laut BK von einem "Robert Kelner" ein Immobiliengeschäft in Frankreich angeboten. Er flog daraufhin am 6. März nach Nizza, wo ihn die Täter entführten und durch massive Schläge zur Auflösung seines Bankkontos in Deutschland zwangen. Das Geld ließen sie auf ein Konto in Wien überweisen. In der Nacht auf den 8. März ermordete sie den 72-Jährigen regelrecht auf der Rückfahrt nach Tschechien in einem Waldstück. Seine Leiche wurde am 2. April entdeckt, nachdem sein Handy zuvor geortet worden war. Dennoch wollten die Täter die Familie des Opfers weiter erpressen und forderten Geld für die Freilassung. Doch die tschechischen Ermittler wandten sich an das BK. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft wurden auf dem Wiener Konto der Gang 363.000 Euro beschlagnahmt: das Lösegeld, das die Familie des Ermordeten gezahlt hatte. Die Bande daraufhin versuchte, das Geld via E-Banking nach Mauritius umzuleiten, und gab den Ermittlern damit eine entscheidende Spur. Auch österreichische Opfer? Überlebende Geschädigte - direkte Opfer oder Angehörige - könnten nach Bezahlung des Lösegeldes derart eingeschüchtert worden sein, dass bis dato keine Anzeige erstattet wurde, so das BK. Bei derzeitigem Ermittlungsstand könne von weiteren ähnlichen Fällen ausgegangen werden. Da die Täter international agierten und sich regelmäßig im österreichischen Bundesgebiet aufhielten, sei es "nicht auszuschließen, dass österreichische Staatsbürger Geschädigte dieser kriminellen Gruppierung sind", erklärte das BK. Das Bundeskriminalamt ersuchte daher um zweckdienliche Hinweise zu folgenden Fragen: Wer kennt die auf den Lichtbildern abgebildeten Personen bzw. hatte Kontakt zu ihnen? Wer wurde unter dem Aliasnamen "Robert Kelner" via E-Mail kontaktiert? Wer kann Angaben zu ähnlichen gelagerten Fällen machen, die bis dato nicht bekannt sind? Das Bundeskriminalamt bittet um vertrauliche Hinweise an den Journaldienst unter der Telefonnummer +43(0)1/24836-85025.