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Beben-Helfer warnt – "Fenster für Hilfe schließt sich"

Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen kämpft im syrischen Erdbeben-Gebiet um jedes Menschenleben. Doch die Zeit läuft den Rettern davon.

09.02.2023, 08:32
Trümmer soweit das Auge reicht: Die Zerstörungen in Syrien seien massiver als bisher angenommen, berichtet ein Helfer.
REUTERS

Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen hilft seit der "Stunde Null" den Verletzten und Verschütteten im Erdbeben-Gebiet in Syrien. "Die Menschen, die jetzt von diesem Erdbeben betroffen sind, sind Menschen, die seit Jahren oder mehr als einem Jahrzehnt unter prekären Bedingungen, Bürgerkriegsbedingungen, leben", berichtet der Helfer. Auch viele Vertriebene seien unter den Opfern. Zudem sei das Gesundheitssystem schon bisher kaum in der Lage gewesen, die Menschen zu versorgen, berichtete Bachmann am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal".

"Wir waren in der Lage, von der Stunde Null an bei der Behandlung der Verletzten und Schwerverletzten zu helfen", so der Experte. 72 Stunden nach dem Beben reiße der Zustrom an Verletzten allerdings nicht ab. Der Schwerpunkt seiner Hilfe liege weiter auf "Leben retten" sowie "Patienten wiederzubeleben und zu stabilisieren". Menschen, die zwar chirurgische Eingriffe benötigen würden, aber nicht lebensgefährlich verletzt seien, müssten warten. Und es gebe Hunderte Patienten, die auf solche Operationen warten würden.

    Menschen versuchen, den Opfern eines eingestürzten Gebäudes zu helfen.
    EPA-EFE

    Man sei derzeit dabei, chirurgische Teams ins Krisengebiet zu bringen, so Bachmann. Bis dahin gelte aber: Alle Ressourcen seien derzeit gebunden für lebensgefährlich Verletzte, "alles andere muss warten". Im Gegensatz zur Türkei gebe es in Syrien zudem kaum schweres Bergungsgerät und auch wenig medizinische Hilfe. Menschen müssten teils mit den bloßen Händen nach Verschütteten graben. Und: Bachmann berichtet von "massivsten Zerstörungen, massiver als ursprünglich gedacht". Ganze Dörfer und Verkehrsrouten seien komplett zerstört worden.

    Folgende Organisationen leisten Hilfe vor Ort und sammeln Spenden für die Erdbeben-Opfer:Österreichisches Rotes KreuzIBAN: AT57 2011 1400 1440 0144BIC: GIBAATWWXXXSpenden-Kennwort: KatastrophenhilfeCaritas ÖsterreichIBAN: AT23 2011 1000 0123 4560BIC: GIBAATWWXXXKennwort: Erdbeben Syrien und TürkeiDiakonie KatastrophenhilfeIBAN: AT85 2011 1287 1196 6333BIC: GIBAATWWXXXKennwort: Erdbeben-Nothilfe Syrien OnlineJugend Eine Welt-SpendenkontoIBAN: AT66 3600 0000 0002 4000Kennwort: Nothilfe ErdbebenArbeiter Samariterbund ÖsterreichsIBAN: AT04 1200 0513 8891 4144BIC: BKAUATWWKennwort: Türkei/SyrienKızılay - Türkisches rotes KreuzIBAN: DE26 5122 0700 1080 0000 01BIC: TCZBDEFFAHBAP - Türkisches Netzwerk freiwilliger HelferAHBAP DERNEĞİIBAN: TR 15 0006 4000 0021 0212 1502 77BIC:ISBKTRISAFAD - Offizielles türkisches KrisenpräsidiumIBAN: TR 19 0001 0017 4555 5555 5552 06BIC: TCZBTR2AAKUT - Türkischer Such- und RettungsvereinIBAN: TR12 0006 4000 0021 0806 6661 44BIC: ISBKTRIS

    Wie geht es nun weiter? "Wir müssen befürchten und wir sehen jetzt, dass sehr viele von den PatientInnen, die wir bekommen, unterkühlt sind, teilweise schwerst unterkühlt sind. Das Fenster, wo man Menschen noch lebend aus den Trümmern bergen kann, wenn sie verletzt sind, speziell bei diesen tiefstwinterlichen Bedingungen, ist dabei, sich zu schließen", so Bachmann. Hoffnung gebe es aber noch: "Wenn Menschen unverletzt unter den Trümmern sind, gibt es vielleicht noch ein Fenster von 24, 36 Stunden, um einige Menschen wirklich noch lebend retten zu können."