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Über 15.000 Erdbeben-Tote – Erdogan gesteht "Defizite"

Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Gesamtzahl der Todesopfer in beiden Ländern auf über 15.000 gestiegen.

Trümmer, Tote und Menschen, die alles verloren haben: So sieht die Lage in Kahramanmaraş aus.
Trümmer, Tote und Menschen, die alles verloren haben: So sieht die Lage in Kahramanmaraş aus.
REUTERS

In der Türkei starben laut einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten neuen Bilanz von Behörden und Rettungskräften 12.391 Menschen. In Syrien stieg die Zahl der Todesopfer auf 2.992. Damit wurden insgesamt nunmehr bereits 15.383 Todesopfer vermeldet. Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen erschüttert. Rettungskräfte in beiden Ländern versuchten in der Nacht zum Donnerstag bei weiter eisigen Temperaturen verzweifelt, noch mögliche Überlebende zu finden. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch "Defizite" im Krisenmanagement nach der Katastrophe eingeräumt. Bei einem Besuch von zwei besonders betroffenen Regionen sagte er allerdings auch, es sei nicht möglich, "auf so ein Erdbeben vorbereitet zu sein." Weltweit sind inzwischen Hilfsaktionen für die Erdbebenopfer angelaufen. Die EU will Anfang März eine Geberkonferenz für Syrien und die Türkei abhalten.

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    Menschen versuchen, den Opfern eines eingestürzten Gebäudes zu helfen.
    Menschen versuchen, den Opfern eines eingestürzten Gebäudes zu helfen.
    EPA-EFE

    Tödlichstes Beben seit mehr als zehn Jahren

    Die Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet nimmt immer verheerendere Ausmaße an. Erdogan besuchte am Mittwoch eine Zeltstadt in der Provinz Karamanmaras. Er räumte Mängel bei der Reaktion der Behörden ein und versprach: "Niemand wird in den Straßen zurückgelassen." Er kündigte eine Zahlung von 10.000 Lira (500 Euro) an jede betroffene Familie an. Bei einem Besuch der besonders schwer getroffenen Provinz Hatay sagte Erdogan, es sei unmöglich, auf eine Tragödie wie diese vorbereitet zu sein. Er tobte über Kritiker – "ehrlose Leute" verbreiteten Lügen über die Reaktion der Regierung auf das Erdbeben, sagte er.

    Folgende Organisationen leisten Hilfe vor Ort und sammeln Spenden für die Erdbeben-Opfer:
    Österreichisches Rotes Kreuz
    IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
    BIC: GIBAATWWXXX
    Spenden-Kennwort: Katastrophenhilfe
    Caritas Österreich
    IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560
    BIC: GIBAATWWXXX
    Kennwort: Erdbeben Syrien und Türkei
    Diakonie Katastrophenhilfe
    IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333
    BIC: GIBAATWWXXX
    Kennwort: Erdbeben-Nothilfe Syrien Online
    Jugend Eine Welt-Spendenkonto
    IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000
    Kennwort: Nothilfe Erdbeben
    Arbeiter Samariterbund Österreichs
    IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144
    BIC: BKAUATWW
    Kennwort: Türkei/Syrien
    Kızılay - Türkisches rotes Kreuz
    IBAN: DE26 5122 0700 1080 0000 01
    BIC: TCZBDEFF
    AHBAP - Türkisches Netzwerk freiwilliger Helfer
    AHBAP DERNEĞİ
    IBAN: TR 15 0006 4000 0021 0212 1502 77
    BIC:ISBKTRIS
    AFAD - Offizielles türkisches Krisenpräsidium
    IBAN: TR 19 0001 0017 4555 5555 5552 06
    BIC: TCZBTR2A
    AKUT - Türkischer Such- und Rettungsverein
    IBAN: TR12 0006 4000 0021 0806 6661 44
    BIC: ISBKTRIS

    Erdogan schränkt Zugang zu Twitter ein

    Laut der Überwachungsorganisation Netblocks zeigen Echtzeit-Netzwerkdaten, dass Twitter in der Türkei von der Regierung eingeschränkt wurde. Berichten zufolge wurde Twitter von einigen der großen ISPs durch SNI-Filterung eingeschränkt. Dies sei unabhängig von den Auswirkungen des jüngsten Erdbebens passiert. Durch die Nutzung eines VPN-Dienstes kann die Beschränkung umgangen werden.

    Der renommierte Journalist Erk Acarer hält dies für eine gezielte Zensurmaßnahme nach dem Erdbeben, wie watson schreibt. Laut Acarer, der wegen seiner kritischen Berichterstattung in der Türkei bedroht wurde, sei diese Maßnahme besonders unverständlich, weil viele der Erdbebenopfer über soziale Medien Hilfe gesucht haben. So konnten teils Verschüttete geborgen werden, weil sie online Videos von sich gepostet und ihren Standort geteilt hatten.