Politik

Bucher: "Ich lebe von 2.000 im Monat"

14.09.2021, 02:53
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Bild: Helmut Graf

Hunderte Leser stellten via "Heute.at" ihre Fragen an die Politiker - wir stellen Sie nun den Chefs der sechs Parlamentsparteien. Erster ist BZÖ-Chef Josef Bucher.

Hunderte Leser stellten via "Heute.at" ihre Fragen an die Politiker - wir stellen Sie nun den Chefs der sechs Parlamentsparteien. Erster ist BZÖ-Chef Josef Bucher. In der BZÖ-Parteizentrale hinter dem Wiener Parlament traf "Heute" Josef Bucher. Leserfrage: Sie wollen Gratis-Internet für alle. Warum? Wer soll das bezahlen? Bucher: Österreich muss es sich leisten, dass zumindest ein Gigabyte pro Monat kostenlos für jeden Bürger zur Verfügung steht - um alle Kreativität in dem Bereich auszuschöpfen. Holen Sie sich im Wahlkampf Tipps von ihrer Freundin? Ja, schon. Manchmal in der Früh Tipps für den Tag, aber auch z.B. nach TV-Duellen. Die bisherigen Auftritte fand sie gut. Stichwort TV-Duell: Wie hat Sie Ihre Auftritte gefunden? Sie war dabei und war sehr zufrieden mit mir. Warum können Politiker nicht mit 2.000 bis 3.000 Euro auskommen? Wir müssen das ja auch! Ich lebe selbst von etwas mehr als 2.000 Euro im Monat. Es ist ja bekannt, dass ich 4.000 Euro Unterhalt zahle und 6.000 Euro verdiene. Bei mir ist ein Kredit für ein Haus zu bezahlen. Ich weiß sehr gut, wie die Wirklichkeit ausschaut. Sollten Sie den Einzug in den Nationalrat nicht schaffen: Stehen Sie dann vor dem nichts? Nein, wir haben einen elterlichen Betrieb zu Hause. Keine Sorge: Sie werden mich noch lange in der Politik sehen. Sie kochen gut. Was war das letzte Gericht, das daneben ging? Ein Apfelstrudel, ich kann Süßes nicht so gut. Mein 18-Jähriger Sohn sagt, Politiker lügen. Was soll ich ihm sagen? Jeder muss sich ein Bild von dem machen, was die Politiker sagen. Ich habe es mir abgewöhnt, für irgendjemanden die Hand ins Feuer zu legen. Ich sage die Wahrheit, werde dafür oft gescholten. Warum werden Politiker nicht haftbar gemacht, wenn sie Steuergeld versenken? Es muss Konsequenzen geben. Ein unabhängiger Senat, zB aus pensionierten Richtern, soll Politiker in so einem Fall freisetzen. Leserfrage: Mein 18-Jähriger Sohn sagt, dass Politiker um die Welt lügen, um gewählt zu werden. Was soll ich ihm dazu sagen? Lügen ist nicht der richtige Ausdruck dafür. Jeder muss sich ein Bild machen über den Wahrheitsgehalt der Aussagen von Politikern. Ich lege für keinen die Hand ins Feuer. Ich sage die Wahrheit und werde oft gestraft dafür. Oppositionspolitiker haben es hier etwas leichter. Sie waren im Wahlkampf vor Kurzem boxen. Etwas für die Politik mitgenommen? Es ist ein faszinierender Sport. Aber für die Politik ist da nichts abzuleiten, ich bin ja nicht aggressiv. Weitere Leserfragen an Josef Bucher auf Seite 2! Leserfrage: Als Arzt interessiert es mich, den Arztberuf attraktiver zu machen - wie stehen Sie dazu? Wir brauchen eine Generaloffensive - vor allem für die medizinische Versorgung am Land. Ich bin erschüttert, dass viele Prognosen davon ausgehen, das wir in 15 Jahren keine flächendeckende Versorgung mehr gewährleisten können. Ich bin dafür eine Studiengebühr von 450 Euro pro Semester einzuheben. Warum? Damit jeder Studierende auf seiner Uni ein Recht auf einen Studienplatz, einen Prüfungstermin und ein zeitgerechtes Ende des Studiums hat. Wer dann in der Mindestzeit fertig wird, bekommt vom Staat die Gebühr komplett zurück. Leserfrage: Wie soll ich mit 58 Jahren noch einen Job finden? Jeder Ein-Personenunternehmer und jeder Mittelständler der einen Arbeitslosen nimmt, zahlt drei Jahre lang keine Lohnnebenkosten. Das ist eine Win-Win-Situation für den, der Arneit sucht, für den Betrieb, der einen Arbeiter hat und keine Nebenkosten zahlen muss und für den Staat, der sich das Arbeitslosengeld erspart. Sind Sie für ein fixes Grundeinkommen? Nein. Jedem kann passieren, dass er arbeitslos wird oder verübergehend in Armut fällt. Der Staat soll für sie da sein. Doch wir würden den Menschen signalisieren, dass der Staat immer da ist. Das ist falsch. Wir leben in einem Leistungsstaat. Es muss Grundbedingung sein, die Menschen darauf vorzubereiten. Deshalb bin ich gegen die Mindestsicherung aber für ein Bürgergeld, 30 Prozent niedriger als der Mindestlohn. Arbeit muss sich lohnen, sonst beziehen alle die Mindestsicherung. Wer länger ohne Arbeit ist, soll gemeinnützige Arbeit tun. Leserfrage: Finden Sie auch, dass politische Parteien nur eine Sonderform der organisierten Kriminalität sind? Das ist absolut überzogen. Doch keine Partei kann ausschließen, dass es in den eigenen Reihen Leute gibt, die es mit der Ordnung nicht so ernst nehmen. Es gibt in jeder Partei schwarze Schafe. Was sagen Sie zu "oben ohne"-Fotos von Politikern? Ich besteche lieber durch inhaltlich nackte Tatsachen, nicht durch nackte Oberkörper.