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Bürgermeister blockiert Flüchtlingsunterkunft

Einem Dorf werden 30 Migranten für ein leerstehendes Hotel zugewiesen. Doch der Bürgermeister startete eine Blockadeaktion.

13.09.2021, 23:47
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"Wichtige und dringende Mitteilung" – so begann ein Facebook-Beitrag von Vincenzo Lionetto Civa, dem Bürgermeister der 3.000-Einwohner-Gemeinde Castell'Umberto im Norden Siziliens. Er schreibt von einer "einseitigen Entscheidung der Prefäktur in Messina vor einer Minute". Diese habe ihn ohne vorige Absprache darüber informiert, dass sofort 30 Flüchtlinge in ein seit Monaten leerstehendes Hotel einquartiert werden. Er sei aber nicht damit einverstanden, einerseits weil er nicht in die Entscheidung mit einbezogen wurde, andrerseits wegen der "offensichtlichen Auswirkungen" auf seine Gemeinde. Daher werde er umgehend zu dem Hotel fahren, die Einfahrt mit seinem Auto blockieren und dort bleiben. Kurz darauf fanden sich 500 weitere Einwohner von Castell'Umberto, die ebenfalls die Zufahrtsstraßen mit ihren Fahrzeugen sperrten.

Zu spät Doch das Problem: Die Flüchtlinge – sogar 20 mehr als angekündigt – waren zu dem Zeitpunkt bereits in dem Hotel, wo es allerdings weder Strom noch Wasser gibt. "Mein Aufruf kam leider zu spät," sagte Lionetto Civa. "Wir sind keine Rassisten und haben nichts gegen die Aufnahme von Migranten", erklärte der Bürgermeister Journalisten. Man wolle jedoch, dass sich die übergeordneten Behörden an die Gesetze halten: Denn in Italien dürfen eigentlich auf 1.000 Einwohner nur 2,5 Flüchtlinge verteilt werden; 50 seien demnach viel zu viel für die 3.200 Bürger von Castell'Umberto. Am Montag wurde ein Gipfel einberufen, zu dem 45 weitere Bürgermeister aus der Region kamen um mit den Menschen die Problematik zu besprechen.