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Darum wird Lügen für Lügner rasch ganz normal

14.09.2021, 01:14
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Bild: Fotolia

Kleine Lügen erleichtern das Leben. Aber Vorsicht: Mit jeder Lüge schwindet das schlechte Gewissen. Und das ebnet den Weg zu weiteren, noch größeren Unwahrheiten.

Lügen gehört sich nicht. Schließlich gilt es als unmoralisch. Trotzdem dürfte es jeder schon einmal getan haben - aus guten Gründen oder aus Bequemlichkeit. Für alle Lügner gilt: Irgendwann haben sie einmal klein angefangen. Viele berichten hinterher, wie sich kleinere Unehrlichkeiten mit der Zeit zu schwerwiegenderen Lügen aufgeschaukelt haben. Wie es dazu kommen kann und was dabei im Gehirn passiert, haben sich britische Forscher genauer angesehen. Für die im Fachjournal "Nature Neuroscience" veröffentlichte Studie ließ das Team um Neil Garrett vom University College in London 80 Probanden zu mehreren Experimenten antreten. Vor allem bei Eigennutz Das erste zeigte, dass die Teilnehmer am häufigsten aus Eigennutz schwindelten, was ihnen aber gemäß Gehirn-Scans aus dem Magnetresonanztomografen (MRT) auch sehr unangenehm war. Die Aufnahmen offenbarten, dass die Amygdala - das Emotionszentrum des Gehirns - bei den eigennützigen Lügen besonders stark aktiviert war. Diese Aktivierung wurde allerdings mit jedem Experiment und damit mit jeder weiteren Lüge schwächer. Genauso wie das schlechte Gewissen der Probanden. Gleichzeitig stieg aber deren Bereitschaft, sich immer weiter von der Wahrheit zu entfernen. Garrett und seine Kollegen vermuten, dass die Probanden mit jeder Wiederholung zunehmend abstumpften und schlußendlich immer weniger Hemmungen hatten zu lügen. Etwas Positives gibt es aber dennoch zu berichten: Der beobachtete Effekt scheint nur dann zu greifen, wenn Eigennutz im Spiel ist.