Klimaschutz

Fischerei tötet Millionen Delfine, Haie und Seevögel

300.000 Wale und Delfine, 250.000 Schildkröten und 720.000 Seevögel. Das ist der jährliche Kollateralschaden der Fischerei.

26.11.2020, 11:15
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Ein Hai hat sich im Netz verfangen.
WWF

Der ungewollte Fang von Meerestieren in der Fischerei, Beifang genannt, ist eine der größten Bedrohungen für seltene Arten in den Ozeanen. Über eine Million Wale, Delfine, Robben und Seevögel verenden jedes Jahr "als Kollateralschaden der kommerziellen Fischerei", wie ein neuer Bericht der Umweltschutzorganisation WWF zeigt.

Davon betroffen sind viele vom Aussterben bedrohte Arten wie der Vaquita-Schweinswal, von dem es überhaupt nur noch zehn Individuen gibt. "Jahr für Jahr ist die Fischereiwirtschaft für den sinnlosen Tod von mindestens 300.000 Walen und Delfinen, 250.000 Meeresschildkröten, 720.000 Seevögeln sowie 345.000 Robben und Seelöwen verantwortlich. Dazu kommen noch mehrere Millionen Haie, die unbeabsichtigt in den Netzen verenden", warnt Axel Hein, Fischereiexperte des WWF Österreich. Der Meeresbiologe fordert schärfere Kontrollen und den verpflichtenden Einsatz von Kameras an Bord der Fangschiffe, "um die Zahl der getöteten Tiere massiv zu reduzieren".

    Der ungewollte Fang von Meerestieren in der Fischerei, Beifang genannt, ist eine der größten Bedrohungen für seltene Arten in den Ozeanen.
    WWF

    Bord-Kameras als Lösung?

    Der WWF-Bericht zeigt, dass die Fernüberwachung durch Bord-Kameras (REM – Remote Electronic Monitoring) die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften zur Reduktion von Beifang sicherstellen kann. So würden Fänge besser dokumentiert, Meerestiere geschützt und zugleich das Fischereimanagement durch die Datenlage deutlich optimiert. "Wir müssen wissen, was auf See passiert. Die kommerzielle Fischerei ist die größte Bedrohung für viele Meerestiere. Falsche Fanggeräte, ungewollter Beifang sowie legale und illegale Rückwürfe sind dafür maßgeblich verantwortlich. Derzeit gibt es weder ausreichende noch wirksame Kontrollen, um Fänge unabhängig zu überprüfen. So geht das Sterben ungebremst weiter", sagt WWF-Experte Hein.

    Der systematische Einsatz von Bord-Kameras hat viele Vorteile. Dazu gehört die kostensparende Datenerfassung, die erheblich dazu beitragen kann, die Fischerei nachhaltiger zu machen. Die Einhaltung von Rechenschaftspflichten und Rechtsvorschriften wird verbessert. Fischereibeobachter können auf See sicherer arbeiten. Für Konsumenten ist der Ursprung von Fisch- und Meeresfrüchte-Produkten zweifelsfrei nachvollziehbar, sie können eine nachhaltige Wahl treffen.

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      Sabine Hertel, Google Maps, zVg
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