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"Gsindl!" - So wurden Schüler rassistisch beschimpft

Wüste Beleidigung musste eine Gruppe von Schülern mit Migrationshintergrund in Bad Hall (OÖ) erfahren. Einer ihrer Lehrer packt nun in "Heute" aus.

06.10.2020, 18:28
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Schüler in Bad Hall wurden bei einem Ausflug öffentlich gedemütigt.
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Zwei Wochen vor Schulbeginn betreuten acht Pädagogen 64 Kinder in der Sommerschule in Bad Hall. "Die Teilnahme war freiwillig. Viele Schüler mit Migrationshintergrund, aber auch autochthone Österreicher waren dabei. Die Sommerschule war reiner Sprachunterricht um das Deutsch der Kinder zu verbessern", erzählt einer der Lehrer, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit "Heute".

Um die Theorie in die Praxis umzusetzen, gingen die Pädagogen mit ihren Schülern auf den Bad Haller Hauptplatz. "Dort sollten die Kinder Passanten Fragen stellen. Zum Beispiel was ein typisch österreichisches Gericht ist oder wer der Bundespräsident ist." Doch was eigentlich ein spaßiger und lehrreicher Ausflug sein sollte, wurde für die Schulklasse zum Horrortrip. Statt Antworten gab es für die motivierten 6- bis 16-Jährigen plötzlich Anfeindungen. "Wir haben mitbekommen, wie einige Schüler als ‚Gsindl‘ beschimpft und öffentlich rassistisch gedemütigt wurden", so der Pädagoge.

"Es darf nicht zugesehen werden, wie Fremdenhass und Ignoranz die Integration verhindern", so die betroffenen Lehrer gegenüber "Heute".

Bürgermeister findet Verhalten "beschämend"

Sofort schritten die Lehrkräfte ein, die Übung und auch der Ausflug wurden beendet. "Dass die Kinder diskriminiert und mit Worten wie ‚schleicht‘s eich‘ verscheucht werden hat von uns keiner kommen sehen. Die Schüler waren am Boden zerstört. Wir haben mit ihnen drei Tage lang diese schrecklichen Erfahrungen aufarbeiten müssen." Der Bürgermeister von Bad Hall bezeichnete die Vorfälle als "beschämend" und "unterste Schublade". So auch die betroffenen Pädagogen, die deshalb appellieren: "Es darf nicht zugesehen werden, wie Fremdenhass und Ignoranz die Integration verhindern. Österreicher müssen endlich die Augen aufmachen und sehen, dass Kinder mit Migrationshintergrund Alltagsrassismus ausgesetzt sind. Das ist kein Einzelfall.“

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