Szene

Hundert Meisterwerke und ihre Geheimnisse

Land: D/F, Genre: Kunst + Kultur

13.09.2021, 22:29
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Bild: Kein Anbieter

Ende des 17. Jahrhunderts hatte die Republik der Vereinigten Niederlande nach 80 Jahren Krieg ihre vollständige Unabhängigkeit vom Königreich Spanien errungen. Wirtschaftlich und kulturell erlebte die kleine protestantische Republik damals eine Blütezeit; ihre mächtige Flotte sicherte ihr die Vormachtstellung im Welthandel. Weil die Kunst nun nicht mehr vom Königshof oder der katholischen Kirche finanziert wurde, verlegten sich die holländischen Maler auf Alltagsmotive und Kleinformate, die bei ihren neuen Käufern aus dem aufstrebenden Bürgertum großen Anklang fanden. Der Maler Jan Vermeer stammte aus Delft, einer kleinen Stadt in Südholland, die er sein ganzes Leben lang nie verließ. Mit Frau und elf Kindern wohnte und arbeitete er im Haus seiner reichen Schwiegermutter. Wie seine Zeitgenossen malte er vor allem kleinformatige Alltagsszenen. Er verlieh den dargestellten Motiven eine besondere Einfachheit und erzählerische Kraft, indem er die Personen und Alltagsgegenstände auf seinen Bildern gleichwertig behandelte und sie in ein ganz besonderes Licht tauchte. Vermeer hat sich vor allem mit seinen Frauenbildnissen wie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" oder "Dienstmagd mit Milchkrug" einen Namen gemacht. 1668 porträtierte er erstmals einen einzelnen Mann, einen Astronomen. Der in einen weiten Mantel gekleidete Gelehrte ist von detailgetreu wiedergegebenen Instrumenten - wie Zirkel, Sternhöhenmesser, Himmelsglobus und Büchern - umgeben und widmet sich seiner Arbeit offenbar mit großem akademischen Eifer. In einer Zeit des frühen Kapitalismus gelang es Vermeer mit diesem Porträt eines Gelehrten in seiner Studierstube auf geniale Art, den humanistischen Forscherdrang einer ganzen Epoche darzustellen. Wie Nikolaus Kopernikus oder Johannes Kepler scheint es sich der Astronom zur Aufgabe gemacht zu haben, die Welt und das Weltall wissenschaftlich zu erobern.