Life

Für Menschen gefährlicher Erreger bei Igeln entdeckt

Igel sind herzig, können aber auch zur Gesundheitsgefahr werden. Und das nicht nur, weil sie mit ihren Stacheln Zecken in die Städte bringen.

13.09.2021, 17:55
Teilen

So stachelig Igel auch sind: Sie ziehen Menschen magisch an, wie das Beispiel des jüngst verstorbenen Instagram-Stars Mr. Pokee zeigt. Auch nach seinem Tod folgen ihm noch 1,3 Millionen Fans. Was beim Betrachten der herzigen Bilder leicht in Vergessenheit gerät: Igel sind Wildtiere und als solche streifen sie durch die Natur. Dabei gabeln sie mit ihren Stacheln alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Neben Zecken, die sie aus Wäldern und Wiesen in die Städte tragen, sind das auch Keime, die Menschen gefährlich werden können.

Kleiner Bruder der Diphtherie Ein Erreger, der Experten um Anja Berger vom Nationalen Konsiliarlabor für Diphtherie im bayrischen Oberschleissheim Sorgen bereitet, ist Corynebacterium ulcerans. Das Bakterium gilt als "kleiner Bruder" des Diphterie-Erregers und verursacht beim Menschen Haut- und Lymphknotenabszesse, neurologische Schäden, Atemwegsinfektionen und Herzentzündungen. Während die klassische Diphterie, die unbehandelt meist tödlich endet, dank Impfungen in den Industrieländern selten geworden ist, befindet sich C. ulcerans dagegen im Aufwind. Entsprechend sei Vorsicht geboten, heißt es im Fachjournal "Emerging Microbes & Infections". Infektionsgefahr wächst Nachdem der Erreger schon mehrfach bei Füchsen, Rehen und Wildschweinen nachgewiesen wurde, ist er nun auch bei Igeln entdeckt worden. Dadurch wächst die Ansteckungsgefahr für den Menschen. Schließlich kommen Igel ihnen näher als größere Wildtiere. "Der Fund von toxinproduzierenden C. ulcerans bei Igeln unterstreicht die potenziellen Übertragungsrisiken und sollte die öffentliche Aufmerksamkeit für zoonotische Infektionen schärfen", so die Forscher in einer Mitteilung. Sie empfehlen, nach jedem Kontakt mit einem Wild- oder Haustier die Hände sorgfältig zu waschen oder zu desinfizieren. Geschwächte, kranke oder verletzte Wildtiere sollten grundsätzlich nur von erfahrenen Personen angefasst und gepflegt werden. (Fee Riebeling)