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Grabmal war Vorlage für britische Telefonzellen

13.09.2021, 17:53
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Die roten Telefonkabinen sind aus englischen Städten nicht wegzudenken. Für das Design holte sich der Architekt Inspiration an einem ungewöhnlichen Ort – einem Friedhof.

Das United Kingdom Post Office stellte 1921 die erste Telefonzelle, die K1 vor. Das ursprüngliche Design war eine kleine viereckige Kabine aus Beton mit einem Pyramiden-Dach und einem Speer an der Spitze. Auch wenn das Design nicht schlecht war: Es kam bei den Engländern gar nicht gut an. Die London Metropolitan Boroughs (ein Zusammenschluss diverser Quartiere rund um London) und Birmingham weigerten sich sogar, solche Telefonkabinen aufzustellen. Um die Wogen zu glätten, wurde ein Wettbewerb für ein neues Design ausgerufen. Bekannte Architekten Für den zweiten Durchgang fragten die Organisatoren bei bekannten Architekten nach. Darunter auch Giles Gilbert Scott, der bereits einige bekannte Bauwerke in England gezeichnet hatte, darunter die Bibliothek der Cambridge University, die Lady Margaret Hall (ein Gebäude der Universität von Oxford) und die Battersea Power Station, das einst größte Kohlekraftwerk Großbritanniens.

Scott sollte die bekannteste Version des Telefonhäuschens entwerfen, die K2. Inspiriert wurde er dabei von einem Grab: Die Telefonkabine erinnert stark an das Mauseloum von Eliza Soane, das sich im Old-Pancras-Friedhof befindet. Die K2 war ebenfalls viereckig, hatte aber mehr Fensterchen und eine Kuppel als Dach. Aber wer war eigentlich Eliza Soane? Ehrung eines anderen Architekten Eliza Soane war die Ehefrau von Sir John Soane, einem ebenfalls sehr bekannten englischen Architekten. Sir John Soance entwarf die Bank of England (wurde später umgebaut), die Dulwich College Picture Gallery und auch sein eigenes Haus, das heute das Sir John Soane's Museum ist. Eliza Soane starb 1815, was ihren Ehemann John schwer traf. Er baute ihr einen speziellen Grabstein: In der Mitte befindet sich eine Kuppel, getragen von vier Säulen. Auf der Kuppel befindet sich ein steinerner Tannenzapfen, der bei den alten Ägyptern ein Symbol für Regeneration und Wiedergeburt war. Darunter ist eine Schlange zu sehen, die sich in den eigenen Schwanz beißt – ein Symbol für Unendlichkeit. Ursprünglich silbern Sir Giles Gilbert Scott kannte den besagten Grabstein gut: Tatsächlich war er kürzlich Unterstützer des John-Soane-Museums geworden. Die Inspiration durch den Grabstein war auch ein voller Erfolg: Das Royal Post Office war vom Design begeistert – auch wenn Scott sein Telefonhäuschen ursprünglich silbern anmalen wollte. Nachdem sich das Royal Post Office doch noch für rot entschied, wurden von den Telefonhäuschen 1700 produziert und in und um London verteilt. Dabei fiel auf, dass das Häuschen etwas zu groß und deswegen auch etwas zu teuer war. Einige Jahre später, 1929, wurde Scott beauftragt, eine kleinere Variante zu entwerfen: K3. Die aktuelle Version des Telefonhäuschens ist die K6, das Design hat sich seit den 1920er-Jahren aber kaum verändert. Und auch wenn sie heute dank den Mobiltelefonen kaum noch benutzt werden, sind sie aus dem Stadtbild vieler englischer Städte nicht mehr wegzudenken. (mst) (mst/20 Minuten)