Eigentlich wollte Oktavian Bartoszewski Hinweisen auf einem Holzboden nachgehen. Stattdessen fand er fünf Skelette, eines davon schien von einem Kleinkind zu stammen. Der Hobbyarchäologe und sein Team arbeiten seit Jahren mit der Forschungsvereinigung auf dem Gelände der Wolfsschanze.
Das ehemalige Nazi-Hauptquartier liegt im Nordosten Polens. Der Nazi-Kader hatte dort eine kleine Stadt aus Bunkern errichtet. Bartoszewskis deutsch-polnisches Team stieß bei seinen Untersuchungen immer wieder auf verschiedenste Hinterlassenschaften der Nazis. Görings Haus gilt als gründlich erforscht, dem Team fielen jedoch Hinweise auf einem Holzfussboden auf, und es fing an, danach zu graben.
Nach ersten Ausgrabungen fand das Forscher-Team ungefähr zehn Zentimeter unter dem Boden einen Schädel. "Wir waren vollkommen schockiert", berichtet Bartoszewski. Sie benachrichtigten sofort die Polizei. Diese fand jedoch keinen Hinweis auf ein kürzliches Verbrechen, also durfte das Team weitergraben.
So wurden die Skelette von insgesamt fünf Menschen ausgegraben. Laut der Gerichtsmedizin handelt es sich um drei Erwachsene, einen Teenager und ein Baby. Was das Ganze noch kurioser macht: Es gibt kein Anzeichen auf Überreste von Kleidern und allen Leichen fehlen Hände und Füße.
Wahrscheinlich wurden die Toten nach dem Bau des Gebäudes deponiert, so vermutet jedenfalls Bartoszewski. "Diejenigen, die die Rohre verlegten, hätten die menschlichen Überreste eigentlich entdecken müssen", meint er. Es könne aber auch sein, dass die Leichen erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges vergraben wurden, sodass Göring nichts davon wissen konnte.
Auch die fehlenden Extremitäten geben Rätsel auf. Es könnte sein, dass die feineren Knochen in Händen und Füssen sich über die Jahrzehnte aufgelöst haben. Es könnte aber auch sein, dass die Hände und Füße amputiert wurden.
Der Fundort legt nahe, dass Göring in die Umstände der Skelette verwickelt ist. Es kann aber auch gut sein, dass die Leichen Opfer eines Massenmordes waren, der gar nichts mit den Nazis zu tun habe. Die polnische Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen, Ergebnisse wurden noch keine bekannt gegeben.