Wien

Kinderdorf fordert: "Schüler sollen mitbestimmen!"

In Schulen sitzen Kinder – aber wie es dort zugeht, bestimmen nur Erwachsene. Das SOS-Kinderdorf fordert jetzt mehr Mitsprache für Schüler.

20.10.2022, 17:30
Kinderdorf-Aktion am Wiener Karlsplatz.
Sabine Hertel

"Schluss mit dem Stillsitzen – Mehr Mitbestimmung in der Schule!" das fordert das SOS-Kinderdorf. Der Grund: Vier von zehn Kindern gehen nicht gerne zur Schule und ein Drittel hat das Gefühl, die eigene Meinung zähle dort nicht. Mit einem symbolischen Klassenzimmer am Wiener Karlsplatz forderte das SOS-Kinderdorf am Donnerstag mehr Mitspracherechte für alle Schüler.

10.000 Stunden Schule

Über 10.000 Stunden verbringt jedes Kind im Laufe seiner Pflichtschulzeit in der Schule. Gestaltungsspielraum bestehe für die Kinder dort wenig. Welche Folgen das hat, hat das SOS Kinderdorf mit einer repräsentativen Umfrage erforscht. "Vier von zehn Kindern gehen nicht gerne zur Schule und ein Drittel hat das Gefühl, die eigene Meinung zähle dort nicht. Gleichzeitig würde mehr als die Hälfte aller Schüler lieber zur Schule gehen, wenn sie mehr mitbestimmen dürften", erzählt Birgit Schatz, Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf "Wir fordern einen Paradigmenwechsel. Und zwar hin zu einer Schule, in der Kinder im Mittelpunkt stehen!"

Um auf die Diskrepanz zwischen tausenden Lebensstunden und null Mitbestimmungsmöglichkeiten zu veranschaulichen, hat das SOS Kinderdorf am Donnerstag ein symbolisches Klassenzimmer am Wiener Karlsplatz aufgebaut. Dort war eine Tafel aufgestellt – auf der haben vorbeilaufende Schüler im Laufe des Tages ihre Gedanken zu dem Thema festgehalten.

Starke Worte und ein kleines Haus im Einsatz für Schüler

Und um 16 Uhr fanden bei einem Poetry Slam junge Menschen starke Worte darüber, wie sich Schule für sie anfühlt. Für Aufsehen sorgte auch Luki, das fahrende Minihaus von SOS-Kinderdorf. Das komplett aus Holz gebaute Tiny House hatte am Donnerstag Einsatz-Premiere. Es wird künftig regelmäßig die Anliegen von Kindern und Jugendlichen und die Arbeit von SOS- Kinderdorf in ganz Österreich sichtbar machen.

"Kinder und Jugendliche müssen endlich mitreden dürfen!"

SOS-Kinderdorf fordert, dass die Mitbestimmung von Schülern an ihren Schulen ein fester Bestandteil im Lehrplans wird. Außerdem sollen die Pädagogen entsprechende Aus- und Weiterbildungen bekommen. "Wir müssen Kinder und Jugendliche in der Schule, wo sie so viel Zeit verbringen, mitreden lassen. Von der Gestaltung des Klassenzimmers und der Auswahl von Projekten über Pausen- und Unterrichtszeiten bis hin zu Modellen der Leistungsbeurteilung", so Birgit Schatz.

Wer Kindern seine Stimme geben will, kann die Petition unterzeichnen

Jeder der sich ebenfalls wünscht, dass Kinder mehr Mitbestimmungsrechte bekommen soll, kann die Petition  für eine Schule unterschreiben, in der Kinder im Mittelpunkt stehen.

Umfrageergebnisse:  4 von 10 Kindern gehen nicht gerne zur Schule.  Jedes 4. Kind fühlt sich in seiner Klasse nicht wohl.  Jedes 3. Kind hat das Gefühl, in der Schule wird auf seine Meinung kein Wert gelegt.  Jedes 5. Kind traut sich in der Schule nicht seine Meinung zu sagen.  Mehr als die Hälfte der Kinder würde lieber zur Schule gehen, wenn man in der Schule mehr

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg