Welt

Klimawandel legt Leichen und uralte Viren frei

Den Weg zum Gipfel des Mount Everest pflastern Hunderte Leichen. Früher bekam man davon nichts mit. Doch jetzt kommen sie zum Vorschein.

13.09.2021, 17:48
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Als höchster Berg der Welt ist der Mount Everest bei Bergsteigern sehr beliebt. Jedes Jahr machen sich Hunderte Abenteurer auf, um seinen oder einen der umliegenden Gipfel zu erklimmen. Doch nicht alle, die es wagen, schaffen es auch. Manche stürzen in den Tod, andere sterben dagegen an der Höhenkrankheit (siehe unten). Der Berg der Toten Rund 400 Wanderer sind bisher am Berg verunfallt. Allerdings konnte nur ein Teil von ihnen geborgen werden, da das Unterfangen aufwendig, teuer und für die Retter gefährlich ist. Deshalb werden nur jene Toten heruntergeholt, die gängige Aufstiegsrouten versperren oder deren Familien sich dies leisten können. Entsprechend befinden sich noch etwas mehr als zwei Drittel der Verunfallten in der Höhe.

Bislang waren deren sterblichen Überreste vom Schnee bedeckt. Doch "aufgrund der Erderwärmung tauen Eisfelder und Gletscher immer schneller und die Leichen, die all die Jahre begraben waren, werden nun freigelegt", zitiert die BBC den ehemaligen Präsidenten der nationalen Bergvereinigung Nepals, Ang Tshering Sherpa.

Klimawandel könnte zu noch mehr Toten führen Die persönlichen Beobachtungen des Sherpas und seiner Kollegen werden durch verschiedene Studien bestätigt. Schon im Jahr 2009 hieß es in den "Annals of Glaciology", dass die Eismassen des Mount Everest aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen Erderwärmung stark schmelzen.

Deswegen bilden sich auf dem Khumbu-Gletscher, wo besonders viele Leichname auftauchen, zunehmend mehr und größere Schmelzwasserseen, die wiederum den Aufstieg riskanter machen. Auch Jahrtausende alte Viren tauchen auf Laut einer Studie von Forschern der Aberystwyth University hat sich in den letzten Jahren zudem das Eis selbst deutlich erwärmt: Selbst in den kältesten gemessenen Bereichen herrschen nur minus 3,3 Grad Celsius. Damit liegt sie um zwei Grad Celsius über der Jahresmitteltemperatur der umgebenden Luft. Wo die Entwicklung hinführen kann, zeigt eine in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" publizierte Studie von Forschern der Aix-Marseille University in Marseille. Darin schildern sie den Fund eines prähistorischen Virus, das nach rund 30.000 Jahren wegen der globalen Erderwärmung aus dem sibirischen Permafrost auftauchte. Höhenkrankheit Die Höhenkrankheit – auch als D'Acosta-Krankheit oder Acute Mountain Sickness (AMS) bekannt – ist eine äußerst gefährliche Nebenwirkung eines Aufenthalts in großen Höhen, wo es wenig Sauerstoff gibt. Menschen unterscheiden sich in der Anfälligkeit für die Höhenkrankheit. Ein langsamer Aufstieg in die Höhe, die Akklimatisation, hilft dem Körper, sich an den Sauerstoffmangel anzupassen. Symptome sind Kopfschmerzen, häufig gepaart mit Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schwäche, Atemnot, Schwindel, Benommenheit, Tinnitus und Schlafstörungen. Im schlimmsten Fall droht ein lebensbedrohliches Höhenhirn- oder Höhenlungenödem. Mehr zum Thema: In diesem Dorf ist Sterben verboten Diese fünf Szenarien bedrohen unsere Existenz Die Pest könnte durch den Klimawandel zurückkehren Schmelze in der Arktis setzt gefährliche Säure frei Dieses Fohlen starb vor 40.000 Jahren Die Bilder des Tages

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    (fee)